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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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mit charakteristischem Schraubenkopfmotiv aus der Love-Serie von Cartier für Hortense unter die dicken weißen Damastservietten.
    Vater und Sohn wechselten einen entzückten Blick und drückten einander die Hand.
    »Möge das Fest beginnen!«, rief Marcel. »Wie schön es doch ist, unsere Gäste so zu verwöhnen! Mein Herz platzt fast vor Freude.«
    » Bonum vinum laetificat cor hominis! Ein guter Wein erfreut das Herz des Menschen«, übersetzte Junior gnädig.
    »Was? Sprichst du jetzt auch noch Latein?«, rief Marcel.
    »Ach, das ist bloß ein Satz, auf den ich gestoßen bin, als ich einen alten Text gelesen habe.«
    Donnerwetter noch eins!, dachte Marcel bei sich, Josiane hat recht: Das Kind entwickelt sich zu schnell, das kann gefährlich werden …
    Die grammatikalische Klasse der Nomen umfasst Substantive und Adjektive, welche sich jeweils auf die beiden Genera und Numeri verteilen und ein ganzes Spektrum an teilweise gemeinsamen Funktionen aufweisen.
    Innerhalb der Klasse der Nomen unterscheiden sich Substantiv und Adjektiv folgendermaßen voneinander:
    a) hinsichtlich der Form: Adjektiv und Substantiv verteilen sich nicht auf die gleiche Weise auf die beiden Genera und Numeri. Unter normalen Umständen wird nur das Substantiv durch einen Artikel (oder eine seiner Entsprechungen) bestimmt. Nur das Adjektiv ist in der Lage, Vergleichsformen zu bilden.
    b) hinsichtlich der Funktion: Nur das Substantiv kann in einem Satz als Subjekt, Objektergänzung und Agensergänzung fungieren …
    Henriette Grobz klappte unwirsch die Grammatik zu und schlug mit der flachen Hand auf den grünen Einband. Genug!, brüllte sie. Genug von diesem Kauderwelsch! Wie will man denn den Geist eines Kindes formen, indem man ihm den Kopf mit diesen wolkigen Definitionen vollstopft! Gibt es denn keine einfache Methode, ihnen Französisch beizubringen? Zu meiner Zeit war alles klar: Subjekt, Verb, Objekt. Umstandsbestimmung des Ortes, der Zeit, der Art und Weise. Adverb, Adjektiv. Hauptsatz und Nebensatz. Und die wundern sich, dass sie am laufenden Band Schulversager produzieren! Sie empören sich darüber, dass die Kinder nicht mehr klar argumentieren können! Dabei verwirrt man sie, entmutigt sie, schwächt sie mit diesem aufgeblasenen Fachchinesisch! Diesem stinkenden Brei, mit dem man ihnen den Kopf füllt!
    Unvermittelt verspürte sie ein von Ekel durchzogenes Mitgefühl für dieses Kind, das sie den Klauen des Grundschulunterrichts entreißen musste. Kevin Moreira dos Santos, der Sohn ihrer Concierge, den sie bestach, damit er für sie im Internet surfte. Nicht genug damit, dass er ihr bei jedem dieser Ausflüge etwa zehn Euro abknöpfte, beim letzten Mal hatte er sich sogar geweigert, seine Finger über die Tastatur wandern zu lassen, und behauptet, sie hielte ihn von den Hausaufgaben ab, und ihretwegen sei er nun der Letzte in seiner Klasse.
    »Wie bitte? Ich soll schuld daran sein, dass du schlecht in der Schule bist?«, hatte die vertrocknete Henriette protestiert.
    »In der Zeit, die ich mit dir verbringe, kann ich nicht lernen, darum hab ich so miese Noten …«
    »Deine Noten sind doch noch nie über eine glatte Null hinausgekommen«, hatte sich Henriette kopfschüttelnd empört.
    »Kein Wunder, du hängst ja auch die ganze Zeit hier rum, du alte, stinkende Ziege!«
    »Ich verbiete dir, mich zu duzen und mir Tiernamen zu geben! Soweit ich weiß, haben wir beide nicht gemeinsam Schweine gehütet …«
    Kevin Moreira dos Santos gluckste, dass das auch garantiert nicht mehr passieren werde, schließlich sei sie an die hundert und er jung und knackig.
    »Ich duze dich, weil du mich auch duzt, und ich sage, dass du stinkst, weil ich dich riechen kann, wenn du näher kommst … Das ist keine Beleidigung, sondern eine Tatsache. Außerdem hab ich dich nicht gebeten, ständig hier rumzusitzen, du bestehst ja darauf, weil du unbedingt ins Netz willst. Mir ist das so was von egal! Außerdem nervst du mich total!«
    Und er hielt ihr den ausgestreckten Mittelfinger vor die Nase, aufrecht und gerade und lange genug, dass sie Zeit hatte, die Bedeutung seiner Geste zu entschlüsseln. Er hatte nicht vor, mit dieser Alten Frieden zu schließen, die nicht nur aus dem Mund stank, sondern auch am Hals und an den Füßen, die sich das Gesicht mit einer weißen Gipsschicht zukleisterte und deren kleine, böse Augen so eng zusammenstanden, dass es aussah, als schielte sie.
    »Du stinkst am ganzen Leib! Hast du kein Wasser da oben in deiner Wohnung,

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