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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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hatte einrichten lassen. Ein rothaariger Riese, über ein Bärenjunges mit knallrotem Gesicht gebeugt. Ihre beiden Weihnachtsbäume. Sanft und stark, entschlossen und zärtlich, sinnlich und gerissen. Sie waren anders als alle Männer, die sie bis dahin kennengelernt hatte. Marcel warf mit Adjektiven um sich, während Junior auf der Stelle hüpfte und forderte, mehr, mehr von diesen bizarren Begriffen. Der Inbegriff eines Glücks, das niemand gefährden durfte. Betreten verboten! Sie kratzte sich zwischen den Brüsten: Die Kugel war wieder zurück. Sie schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben. Ein schwacher Geruch von Verbranntem stieg ihr in die Nase. Sie schrie auf, ihre Béchamelsauce brannte an. Schimpfend griff sie nach dem Holzlöffel, rührte, rührte und betete, dass die Soße nicht bitter geworden sei, während sie gleichzeitig mit zögerlichem Finger eine Träne, eine einzige Träne nur, von der Spitze ihrer Wimpern tupfte, die in ihrem Herzen Alarm schlug. Lieber Gott, lass diese beiden in Ruhe! Lass sie in Ruhe, oder ich jage dir einen Nagel ins Kreuz! Sie spürte, wie das Blut in ihren Schläfen pochte, sie kniff die Augen zusammen und wiederholte, lass sie in Ruhe! Lass sie in Ruhe! Sie hörte das Telefon klingeln, zögerte und ging schließlich ran.
    »Josiane? Ich bin’s, Joséphine …«
    »Hallo, Jo! Ich bin gerade beim Kochen …«
    »Störe ich?«
    »Nein, aber mach schnell … Meine Soße ist kurz davor zu kippen. Ihr kommt doch gleich? Sag jetzt nicht, ihr wollt absagen!«
    »Nein, nein, wir kommen. Das ist nicht der Grund, warum ich anrufe …«
    »Ist den Mädchen etwas passiert?«
    »Nein, nicht doch … Ich wollte bloß mit dir über etwas reden, was ich nachher vor all den anderen nicht ansprechen kann …«
    »Gut, warte einen Moment, ich drehe den Herd runter …«
    Josiane stellte die Flamme klein, sehr klein und nahm das Telefon wieder zur Hand. Sie lehnte sich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte und hörte zu.
    »Also …«, begann Joséphine, »gestern habe ich in der Zeitung, in der Rubrik ›Persönlichkeiten von morgen‹, von zwei Kindern gelesen, die genauso hochbegabt sind wie Junior …«
    »Wie Junior? Genau so?«
    »Ganz genauso. Der eine ist ein Junge. Er lebt in Singapur und entwickelt, seit er neun Jahre alt ist, Programme für das iPhone, extrem komplizierte Programme, die vor ihm noch niemand erfunden hat … Anscheinend war er mit zwei schon unschlagbar, was Informatik angeht, und kannte alle Programmiersprachen. Er spricht sechs Sprachen und entwickelt Dutzende von Spielen, Anwendungen und Animationen, die er anschließend Apple anbietet …«
    »Nicht möglich!«
    »Und das andere, Josiane, das andere … ist ein kleines Mädchen, das mit sieben Jahren sein erstes Buch veröffentlich hat, dreihundert Seiten Erzählungen, Gedichte, persönliche Betrachtungen über die Welt, die Politik, die Religion, die Medien. Sie tippt achtzig bis hundertzwölf Wörter pro Minute, sie liest zwei bis drei Bücher pro Tag und unterrichtet Literatur … Hörst du das, Josiane, sie gibt Literaturkurse, Vorträge für Erwachsene zu dreihundert Dollar je fünfzig Minuten! Ihr Vater hat im Keller ihres Hauses ein Studio eingerichtet, in dem sie Sendungen aufnimmt, die an lokale Fernsehsender verkauft werden. Sie lebt in Amerika. Der Vater ist Ingenieur, und die Mutter wuchs während der Kulturrevolution in China auf. Seitdem ist sie gegen jegliche Form des Gruppenunterrichts allergisch, und deshalb unterrichtet sie ihre Tochter selbst. Sie schwört, dass sie ihre Tochter zu nichts drängt, sondern das Mädchen freiwillig jeden Abend bis Mitternacht arbeitet! Weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet, dass du nicht die Einzige bist, die ein Genie zur Welt gebracht hat! Nicht die Einzige! Das ändert doch alles …«
    »Wo genau hast du das gelesen?«, fragte Josiane, die argwöhnte, Joséphine könne ihr an diesem Weihnachtstag tröstliche Märchen erzählen wollen.
    »Im Courrier International … Das war Hortense. Sie kauft alle möglichen Zeitungen auf der Suche nach einer Idee für ihre Schaufenster. Die Schaufenster bei Harrods … Davon weißt du noch nichts? Ich erzähle es dir bei Gelegenheit … Es gibt ihn noch am Kiosk. Lauf los, kauf ihn, schneid den Artikel aus und hör auf, dir Sorgen zu machen. Dein Junior ist vollkommener Durchschnitt in der Liga der kleinen Genies. Er ist normal!«
    »Oh, meine liebe Jo. Wenn du wüsstest, welche Hoffnung du mir damit machst. Wie lieb

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