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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zerrinnt, die sich darüber wundert, dass sie nichts greift …
    Die Kerze ist niedergebrannt, und die kleine Flamme zittert auf einem Sockel aus weichem Wachs.
    Bald wird es im Keller dunkel sein. Zoé hat Angst. Sie spürt, wie die Kugel in ihrem Bauch immer größer und größer wird, und sie versucht, sie zu vertreiben, indem sie die Hände auf ihren Magen drückt.
    Gaétan ist verstummt. Bestimmt spürt auch er die Gefahr.
    Der erste Tag des Jahres. Sie beide allein im Keller. In drei Tagen fährt er weg. Und sie werden sich erst, erst … erst in sehr langer Zeit wiedersehen.
    Heute Abend wird es passieren.
    Die Gefahr …
    Jetzt oder etwas später.
    Es wird passieren.
    Sie wagen einander nicht anzusehen.
    Die Neonbeleuchtung des Kellers geht an, und sie hören Schritte im Flur.
    In den Augen des anderen lesen sie die gleiche Angst.
    Hören Schritte, die sich nähern, Stimmen von Menschen, die sich verlaufen haben, die die Tiefgarage suchen, hier geht es lang, sagen sie, nein, dort lang. Dann fällt eine Tür zu, die Stimmen entfernen sich, das Neonlicht flackert und erlischt.
    Gaétan hält die Champagnerflasche kopfüber, um sich einen letzten Tropfen einzuschenken. Er will sich Mut machen, denkt Zoé, er hat genauso große Angst wie ich. Sie mustert ihn im Halbdunkel, eine dunkle, undeutliche Silhouette, er erscheint ihr wie eine vage Bedrohung. Ihr Herz klopft mit Tempo tausend. Am liebsten würde sie aufstehen und sagen, komm, wir gehen hoch. Sie weiß nicht genau. In ihrem Bauch und ihrem Kopf spielt alles verrückt. Überall hämmert es. Sie ist nicht sicher, ob sie sich auf den Beinen halten kann.
    Er hat Zoés Mantel auf dem Boden ausgebreitet, ihr die Ballerinas ausgezogen, ihr die Strumpfhose ausgezogen. Er braucht eine Weile, bevor es ihm gelingt, ihren BH aufzuhaken, und Zoé bricht in ein Gelächter aus, das abrupt wieder verstummt. Sie weiß nicht mehr, ob sie lachen oder zittern soll. Sie lacht, und sie zittert. Sie zittert wie Espenlaub, und auch seine Hand, die in ihrem Rücken immer hektischer agiert, zittert wie Espenlaub. Es ist kalt im Keller, und ihr ist heiß. Das ist mein erstes Mal, sagt sie ganz leise … Und er sagt, ich weiß, mach dir keine Sorgen … und seine Stimme zittert nicht mehr, und er kommt ihr sehr erwachsen vor, sehr stark, sehr alt, viel älter als sie selbst, und sie fragt sich, ob er es schon einmal getan hat. Sie wagt nicht, ihn danach zu fragen. Sie möchte sich an ihn schmiegen, sich in seine Obhut geben, und sie hat keine Angst mehr. Er wird ihr nicht wehtun, das weiß sie jetzt.
    Er zieht seine Sportschuhe aus, er öffnet seine Hose, zieht sie aus, hebt dabei die Beine, beinahe wäre er gestolpert, und sie lacht.
    Er legt sich auf sie, und sie sagt, sprich zu mir mit dieser Stimme, die mich beruhigt …
    Er weiß nicht genau, was sie damit meint. Ich weiß, wiederholt er, ich weiß, hab keine Angst, ich bin da … als lauerte noch eine andere Gefahr im Keller.
    Und dann wird sie plötzlich wie schwerelos.
    Und dann wird alles ganz einfach. Oder sie ist mit dem Kopf woanders, oder sie hat gar keinen Kopf mehr. Es gibt nur noch sie beide, und sie hat das Gefühl, als wären sie die einzigen Menschen in der ganzen Stadt. Als hätte das Herz der ganzen Stadt aufgehört zu schlagen. Als wäre die Nacht um sie herum dichter geworden, um sie zu beschützen. Ich liebe dich wie verrückt, sagt er mit der Stimme, die sie beruhigt, und er sagt auch, dass er ihr nicht wehtun wird, ich liebe dich so sehr, Zoé. Und dieses kleine Wort, dieses »Zoé« mitten in der Nacht, während sie nackt unter ihm liegt, während sie Angst hat, während sie die Arme über ihrer Brust verschränkt, dieser kleine Name, den alle ständig benutzen, in der Schule oder zu Hause, »Zo-é«, dieses kleine Wort entfaltet sich, wird einzigartig, wird riesig, beschützt sie, und sie hat überhaupt keine Angst mehr. Die Welt hört auf, sich zu drehen, die Welt hält den Atem an, und sie selbst hält den Atem an, als er in sie eindringt, ganz behutsam, ganz behutsam, ohne sie zu drängen, er nimmt sich Zeit, und sie lässt sich öffnen, denkt nicht mehr nach, hört nicht mehr, nur noch das ist wichtig, die Liebe, die sie in ihren Körpern haben, die Liebe, die ihren ganzen Körper ausfüllt. Sie gehört nur ihm, er gehört nur ihr, sie bilden einen kugelrunden Globus mit Flügeln, einen Globus mit Wurzeln, und sie reisen durch das Universum. Es dreht und dreht. Es hört überhaupt nicht mehr auf zu

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