Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
in den Taschen vergraben, davongeht.
»Was hat er denn?«, fragt Peter.
»Er findet, ich sei nicht romantisch genug …«
»Wenn er ein romantisches Mädchen will, sollte er sich anderswo umschauen«, sagt Peter.
Rupert lacht. Er trinkt Scotch aus einer Flasche, die er sich beim Verlassen des Clubs in die Tasche gesteckt hat.
»Wir haben gestern Abend bei Jean Onlinepoker gespielt, und ich habe eine Stripperin gewonnen«, sagt Rupert.
»Wo schlaft ihr?«, fragt Hortense und verwirft den Plan, Gary zu folgen.
»Bei Jeans Onkel … Rue Lecourbe.«
»Wer ist Jean?«
»Vielleicht unser neuer Mitbewohner …«
»Unser was?«
»Ach, haben wir dir das noch nicht gesagt? Wir müssen uns nach einem neuen Mitbewohner umsehen …«
»Das hättet ihr mir ruhig mal erzählen können …«
»Wir wissen nicht, ob wir uns die Miete noch lange leisten können«, erklärt Peter. »Sam ist kurz davor, seinen Job zu verlieren, er gibt sein Zimmer auf und zieht wieder zu seinen Eltern. Er hat keinen Penny mehr …«
»Wir sind alle total pleite«, ergänzt Rupert. »Im Moment machen sich alle aus dem Staub, die City leert sich, die Banker landen als Pommesverkäufer bei McDonald’s, es herrscht echt miese Stimmung. Darum sind wir nach Paris gekommen … Jean hat uns eingeladen. Zu seinem Onkel.«
»Ich bin vor zehn Tagen weggefahren, und ihr nutzt gleich die Gelegenheit, alles auf den Kopf zu stellen …«
»Wir haben noch nichts entschieden, aber Jean ist definitiv unser neuer Freund …«, sagen die beiden Jungen wie aus einem Mund.
»Ist er Franzose?«
»Ja. Franzose, und er ist ein cooler Typ. Sein Äußeres ist etwas unvorteilhaft, du wirst am Anfang wahrscheinlich ein paar Probleme mit ihm haben …«
»Na, super!«, entgegnet Hortense gähnend. »Das fängt ja gut an!«
»… er studiert an der LSE , Wirtschaft und Internationales Finanzwesen, er jobbt nebenbei, um seine Sandwiches und die Miete zu bezahlen. Du wirst nicht unbedingt scharf darauf sein, ihn zu verführen, denn er leidet unter einer fürchterlichen Akne, und wir kennen ja alle deine Vorliebe für glatte Haut und rosige Wangen, für saubere, gesunde, appetitliche Jungs!«
»Ich soll das Bad mit einem Pickelgesicht teilen …«
»Wir haben noch nichts entschieden, aber wir mögen ihn, so viel ist klar …«, sagt Peter.
Sie protestiert der Form halber. Sie weiß genau, dass das Leben für die Jungs mit jedem Tag schwieriger wird; diejenigen, die arbeiten, beten darum, ihren Job zu behalten, und die anderen sind auf ihre Eltern angewiesen, die ihrerseits darum beten, ihren Job zu behalten.
Und was sie ganz sicher nicht gewollt hätte, wäre, dass sie ein Mädchen in die WG aufnehmen.
Sie mag Mädchen nicht. Sie verabscheut gemeinsame Mädelsessen, das Kichern, die vertraulichen Geständnisse, die Shoppingtouren, die Eifersüchteleien hinter dem strahlenden Lächeln. Mit Mädchen muss man immer Kompromisse aushandeln, sich behutsam vorwärtstasten, auf Empfindsamkeiten und Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen.
Sie kommt lieber gleich zur Sache. Man gewinnt viel Zeit, wenn man gleich zur Sache kommt. Und außerdem hat sie den meisten einfach nichts zu sagen.
»Entweder so, oder wir hätten alle unseren Mietanteil erhöhen müssen, und das gerade jetzt, wo die Kosten so schnell steigen, dass man dabei zusehen kann …«
»So schlimm?«, fragt Hortense skeptisch.
»Alles wird teurer. Tesco wird bald unerschwinglich! Der Johannisbeersaft von Ribena? Unerschwinglich! Walker-Essigchips? Unerschwinglich! Dark Chocolate von Cadbury? Unerschwinglich! Die köstlichen Cracker von Carr’s? Unerschwinglich! Die ekelhaften Pork Sausages, nach denen wir ganz verrückt sind? Unerschwinglich! Worcestershire Sauce? Unerschwinglich! Und das U-Bahn-Ticket ist auch schon wieder teurer geworden!«
»Die Lage ist ernst, meine liebe Hortense …«
»Mir doch scheißegal«, sagt Hortense, »ich bekomme meine Schaufenster! Und selbst wenn ich auf dem Bürgersteig schlafen müsste, würde ich nachts aufstehen, um daran zu arbeiten, sie sollen ein Triumph werden …«
»Daran zweifeln wir doch gar nicht, daran zweifeln wir nicht eine Sekunde!«
Und nach diesen Worten verabschieden sie sich mit einer Verbeugung, leb wohl, du Schöne, leb wohl, du Schöne, und streiten sich um die Flasche Scotch.
Sie gehen über die Brücke zurück zur Wohnung von Jeans Onkel. Rue Lecourbe, Rue Lecourbe, liegt die nach rechts oder nach links …
»Auf jeden Fall in Frankreich«,
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