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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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würde, rieb er sich voller Vorfreude die Hände. Madame Trompet strich währenddessen ihre rosa Bluse glatt, und Denise betrachtete dieses gütige Paar, das eine leuchtende Zukunft aus hehren Werten und Wohlstand für sie bereitete.
    Wenn sie abends nach der Schule keine Hausaufgaben hatte, durfte sie sich hinter die Kasse setzen und das Wechselgeld herausgeben. Sie drückte auf die Tasten der Registrierkasse, hörte das Klacken der sich öffnenden Schublade, verkündete mit fester Stimme die geforderte Summe und streckte ihre kleine Hand aus, um die Scheine und Münzen entgegenzunehmen, die sie anschließend sorgfältig in die Schublade einsortierte. Zu ihrem dreizehnten Geburtstag bekam sie eine goldene Kette mit einem Anhänger in Form eines Schlüssels …
    Denise hatte nicht die Schönheit ihrer Mutter, sondern das wenig reizvolle Äußere ihres Vaters geerbt, sein schütteres Haar, seine eng zusammenstehenden Augen, seine kleine, pummelige Gestalt. Das ist nicht schlimm, mein Freund, sagte die Mutter, so ist sie auch weniger Versuchungen ausgesetzt, ihr Ehemann wird ruhig schlafen können … und wir auch!
    Die Zukunft versprach reich und glücklich zu werden, bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als der Skandal losbrach. Ein Konkurrent, der Monsieur Trompet seinen Erfolg neidete, beschuldigt ihn, Fleisch ohne Rechnung gekauft zu haben. Und so wurde er an einem frühen Morgen des Jahres 1969 von Beamten der Abteilung für Wirtschaftsdelikte abgeführt. Kaum saß er den Polizisten gegenüber, gestand er alles. Ja, er hatte betrogen, ja, das war nicht gut, ja, er hatte gewusst, dass er damit gegen das Gesetz verstieß. In seinem Herzen war er kein Betrüger, er hatte lediglich ein bisschen Geld zur Seite legen wollen, um seinen Laden zu vergrößern und ihn noch schöner an seinen Schwiegersohn und seine Tochter übergeben zu können.
    Was für ein Skandal! In allen lokalen und regionalen Zeitungen war darüber berichtet worden.
    Die absurdesten Gerüchte gerieten über sie in Umlauf. Gefälschte Rechnungen, Steuerhinterziehung, das steht in der Zeitung, behaupteten die bösen Zungen, aber in Wahrheit ist alles noch viel schlimmer! Dann wurden die Stimmen leiser und murmelten einander die abscheulichsten Verleumdungen zu. Illegaler Fleischhandel schreiben sie, aber Sie haben ja keine Ahnung, um welche Art von Fleisch es dabei geht! Monsieur Trompet mag kleine Mädchen, und um dieses Laster zu finanzieren, brauchte er Geld, immer mehr Geld! Das Leben junger, unschuldiger Backfische ist teuer! Orgien, sage ich Ihnen, Orgien, wer weiß, ob nicht ab und zu auch Jungen dabei gewesen sind! Dabei wirkten diese Leute so anständig! Da sieht man mal wieder, die Kutte macht noch keinen Mönch und die weiße Schürze keinen respektablen Metzger. Madame Trompet hat vor all dem die Augen verschlossen, um ihren schönen Laden zu behalten, aber jetzt weiß man ja, woher die dunklen Ringe unter ihren Augen stammten. Die arme Frau hat sich jeden Abend die Augen aus dem Kopf geweint. Er soll sogar versucht haben, seine eigene Tochter zu verkaufen! Die kleine Denise. Das Laster kennt wirklich keine Grenzen.
    Man zeigte mit dem Finger auf sie, bewarf sie mit Schmutz, sie gerieten in einen Strudel absurdester Unterstellungen. Sie mussten den schönen Laden verkaufen, um die Strafe zu bezahlen, und wegziehen.
    Von einem Tag auf den anderen waren die Trompets ruiniert.
    Sie zogen in eine Wohnung im zwanzigsten Arrondissement von Paris. Kauften einen arabischen Lebensmittelladen. Einen arabischen Lebensmittelladen! Bei diesen Worten brach Madame Trompet in Tränen aus. Sie, die einst Wohlstand gekannt hatten, elegante Kunden, schöne Autos, die in zweiter Reihe parkten, Schaufenster, die von Delikatessen überquollen. Wenn das keine Katastrophe war! Sie waren gezwungen, in einem Viertel voll pantoffeltragender Frauen, rotznasiger Kinder und Männern in Dschellaba zu leben, in einer Straße, die nach einem chinesischen Nest benannt war, einer Seitenstraße des Boulevard de Belleville. Métro-Station Couronnes.
    Denise Trompet war vierzehn, als sich das Drama ereignete. Als sie eines Abends von der Schule nach Hause kam, warf sie den Schlüssel und die goldene Kette in den Rinnstein.
    Ihre Eltern verboten ihr, sich mit Kindern aus ihrem Viertel anzufreunden oder die Nachbarn anzusprechen. Wir verkehren nicht mit diesen Leuten. Lasst uns nicht noch unsere Würde verlieren! Sie hatte auch keine große Lust, Kontakte zu knüpfen. Sie fühlte

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