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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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sich schamhaft ausdrückte, und hoffte, wieder in die Firma zurückkehren zu können. Er hatte schon einmal bei ihnen gearbeitet, doch damals hatte er sie keines Blickes gewürdigt. Er hatte tausend Pläne, reiste, leitete Besprechungen, fuhr ein schönes Cabrio. Gehetzt, fast schon grob hatte er im schroffen Ton eines Vorarbeiters ein Dokument, eine Kopie, eine vergessene Rechnung eingefordert; sie zitterte vor so viel Männlichkeit, doch sie hatte nie einen Grund gehabt, aus dem Gleichgewicht zu geraten.
    Er ignorierte sie.
    Aber die Zeit und der Kummer darüber, keine Arbeit zu haben, hatten in ihm » ein Tal der Tränen « geschaffen. Er war nicht mehr der junge, forsche kaufmännische Angestellte, der durch die Flure wirbelte, sondern ein » bleicher, zitternder Schatten, der nach einem Grund zu leben sucht «. Er war sanfter geworden, und der Blick seiner dunkelgrünen Augen, dunkelgrün wie Malachit aus dem Ural, hatte sich auf sie gerichtet … Ich bin ein anderer Mann, Denise, sagte er manchmal, wie um sich zu entschuldigen, ich habe mich sehr verändert, wissen Sie, das Leben hat mich an meinen bescheidenen Platz zurückverwiesen, und sie musste an sich halten, um ihn nicht zu trösten. Wer war sie denn, dass sie sich einbildete, einem so attraktiven Mann gefallen zu können?
    Und der Schmerz explodierte in ihr, scharf und zerstörerisch. Jene Art Schmerz, von der sie nie geglaubt hätte, dass sie ihn jemals verspüren würde. Sie wankte. Brunos Liebe war nicht für sie bestimmt. Er war wie ein Wunder. Und trotzdem stellte sie sich vor, wie er treu und verlässlich an ihrer Seite stehen würde, wie er sie genug lieben würde, um hinzunehmen, dass auch er von dem schändlichen Skandal beschmutzt wurde. Jenem Skandal, der einst ihre Familie zerstört hatte und auf allen Titelseiten ausgebreitet worden war …
    Würde er sie genug lieben? Ach, wenn sie sich seiner Antwort doch nur sicher sein könnte …
    Und ihr Herz wand sich in qualvollem Zweifel.
    Dabei hatte ihr Leben so gut begonnen, damals vor zweiundfünfzig Jahren.
    Sie wurde als einzige Tochter von Monsieur und Madame Trompet geboren, einem Metzgerehepaar aus Saint-Germain-en-Laye. Ein grüner, angenehmer, wohlhabender Vorort, wo sich die Leute sauber kleideten und ein ausgezeichnetes Französisch sprachen. Wo man »Guten Tag, Madame Trompet, wie geht es Ihnen?« sagte, wenn man den Laden betrat. »Was haben Sie denn Gutes heute Morgen? Mein Schwiegersohn, der Bankier, und seine Eltern kommen zum Abendessen, und wenn Sie noch etwas von diesem köstlichen Confit vom Cul-Noir-Schwein hätten, würde ich ein schönes Stück nehmen!«
    Ihre Eltern, die ursprünglich aus der Auvergne stammten, besaßen eine weithin angesehene Metzgerei mit dem Namen »Zum goldenen Schwein«, wo es fertige Gerichte gab, gefüllten Kohl, Tripous, Rillettes von Gans und Ente, Terrinen, Geflügellebermousse, Würste aus Morteau und Montbéliard, rohen Schinken, feinen Kochschinken, einfache Schinkensülze, Petersilien-Schinken-Sülze, Crépinettes, Schweinskopfsülze, Galantinen, Weißwurst, Blutwurst, Salami, Mortadella, schöne Gänseleberpasteten für Weihnachten und alle möglichen weiteren Köstlichkeiten, die ihr Vater in seiner makellos weißen Schürze zubereitete, während ihre Mutter sie im Laden verkaufte, mit einem strahlenden Lächeln und in einer rosa Bluse, die ihre großen smaragdgrünen Augen, ihre perlmuttschimmernden Zähne, ihre goldene Haut und ihr kastanienbraunes Haar mit den rötlichen Reflexen zur Geltung brachte, das ihr in geschmeidigen Locken auf die schön gerundeten Schultern fiel. Die Männer verschlangen sie mit Blicken, und die Frauen schätzten sie, weil sie sich nicht aufspielte wie Brigitte Bardot.
    Von überall her kamen die Leute, um bei Trompet einzukaufen. Lange hatte Gustave Trompet auf einen männlichen Erben gewartet, doch schließlich hatte er seine Hoffnungen auf seine Tochter übertragen, die kleine Denise, die in der Schule glänzende Noten schrieb. Er deutete mit dem Finger auf das Wappen seiner Heimat, der Auvergne, an der Tür des Ladens – eine rote Kirchenfahne mit grünem Saum auf goldenem Grund – und verkündete stolz wie einst sein Vorfahre Vercingetorix, meine kleine Denise wird den Laden einmal übernehmen, wir holen ihr aus Clermont-Ferrand einen guten Ehemann, der ordentlich anpacken kann, und zusammen werden sie unser Geschäft weiterführen.
    Beim Gedanken an die Generation kleiner Metzger, die er ausbilden

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