Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
Das teure Hemd aus Batist betonte seine breiten Schultern und die muskulösen Arme. Und als er sich vorbeugte, um mit ihr zu reden, spürte sie seinen warmen Atem auf ihrem Haar …«
Sie schwankte jedes Mal, wenn er ihr Büro betrat. Wartete auf die sanfte Brise, die ihren Körper erwärmen würde.
Sie liebte ihn. Diese Erkenntnis war nicht mit der plötzlichen Wucht eines Sommergewitters über sie gekommen, sondern sanft und beharrlich wie ein Frühlingsregen. Sie litt Höllenqualen, wenn er sie verließ. Ihr ganzer Körper verzehrte sich nach ihm …
Im Büro nannten ihn alle Chaval, aber sie hatte seinen Vornamen herausgefunden. Er war wie ein süßes Geheimnis, das sie in ihrem Herzen einschloss. Bruno. Bruno Chaval. Bruno, Bruno, murmelte sie abends in ihrem Bett, wenn sie in ihrem kleinen Zimmer unter dem Dach einzuschlafen versuchte. Sie träumte davon, dass er sie in die Arme schloss, sie hochhob und sie auf ein weiches, flauschiges Lager legte, das mit einer dicken, von goldenen Posamenten gesäumten Tagesdecke aus königsblauem Samt bedeckt war. Sie erahnte » die harte Schwellung, die sich unter seiner Hose abzeichnete, und wölbte ihre Weiblichkeit dem Körper des Mannes entgegen. Voll und ganz seinem Willen unterworfen, brachte sie ihm das Kostbarste und Wertvollste dar, was sie besaß. «
Die Métro hielt an der Station Courcelles. Denise Trompet steckte das Buch zurück in die Handtasche, die sie fest unter den Arm geklemmt hielt, aus Angst, ein junger Taugenichts könne sie ihr entreißen, und stieg aus.
Glücklich und traurig zugleich durchschritt sie die Türen des Zuges. Glücklich darüber, sich für ein paar Sekunden in diese stürmische, leidenschaftliche Vereinigung hineinversetzt zu haben, und traurig, weil sie selbst nie dieses Verschmelzen der Sinne und Gefühle erlebt hatte. Sie würde niemals schöne Kinder bekommen, und Lord Tremaine würde niemals den Blick auf sie richten. Das Leben hatte es nicht so gewollt …
Du bist zweiundfünfzig Jahre alt, Denise, redete sie auf sich ein, während sie die Treppen hinaufstieg und ihre Dauerkarte in die Plastikhülle zurücksteckte. Sieh dich doch an, dein Körper ist schlaff, dein Gesicht faltig, du hast nichts, was einen Mann dazu bringen könnte, sich in dich zu verlieben. Die Zeiten, in denen du Männern gefallen konntest, sind lange vorbei. Vergiss diese beglückenden Gefühle. Sie sind nicht für dich bestimmt.
Das predigte sie sich jeden Abend, wenn sie sich in dem kleinen Bad ihrer Wohnung in der Rue de Pali-Kao im zwanzigsten Arrondissement auszog.
Und trotzdem kam er regelmäßig wieder.
Eines schönen Tages war er plötzlich aufgetaucht.
Mit seinem eindrucksvollen Auftreten hatte er einen kalten, trüben Wintermorgen erhellt, und eine Woge der Leidenschaft hatte ihren Verstand hinweggefegt. Ihr wurde heiß. Sie war nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, und ihr Herz raste. Die Luft schien auf einmal zum Schneiden dick, sodass Atmen unmöglich war. Vom ersten Augenblick an besaß er Macht über sie, eine Macht, die weit über alle Grenzen der Schicklichkeit hinausging.
Er hatte einen Termin bei Monsieur Grobz und hatte sich in der Tür geirrt. Als er seinen Irrtum bemerkt hatte, war er auf der Schwelle stehen geblieben und hatte sich wie ein wahrer Gentleman entschuldigt. Hatte sich verbeugt.
Sie hatte verstohlen seinen Duft nach Sandelholz und Zitrone eingeatmet – seit jeher der Inbegriff des Glücks für sie .
Sie hatte ihm gesagt, wo das Büro von Monsieur Grobz lag, und er war beinahe widerstrebend gegangen.
Und seitdem kam er immer wieder, legte ein Geschenk auf ihren Schreibtisch, strich um sie herum, berauschte sie mit seinem dezenten Duft nach Sandelholz und Zitrone. Wie in den Büchern!, seufzte sie. Genau wie in den Büchern! Die gleiche Haltung, der gleiche zarte, betörende Geruch, das gleiche über gebräunter Haut geöffnete Hemd, die gleiche subtile, grausame Zurückhaltung. Und ihr Leben wurde zu einem Roman.
»Sag mir, wem du gehörst, Denise.«
»Dir, Bruno, nur dir …«
»Deine Haut ist so weich … Warum hast du nie geheiratet?«
»Ich habe auf dich gewartet, Bruno …«
»Du hast auf mich gewartet, mein süßer, goldener Pfirsich?«
»Ja«, seufzte sie und schlug die Augen nieder. Durch die graue Chintzhose hindurch spürte sie eine Schwellung in seinem Schritt, die sie vor Verlangen erstarren ließ.
Und ihre Lippen verschmolzen in einem Rausch …
Er war arbeitssuchend, wie er
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