Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
drin …
23. Januar 1963. Der traurigste Tag meines Lebens. Ich weiß nicht, wie ich noch die Kraft finde, etwas zu schreiben …
Als ich von seiner Geburtstagsfeier zurückkam, gab es zu Hause ein Drama. Der Direktor meines Vorbereitungsjahres hatte meine Eltern angerufen, um sie über mein ständiges Fehlen zu informieren. Ihr Sohn lernt nicht, er bleibt dem Unterricht häufig ohne Entschuldigung, ohne triftige Begründung fern, wir können ihn nicht länger hierbehalten. Mein Vater war außer sich. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass ich schon Angst hatte, er würde sie zermalmen. Maman weinte und sagte, ich sei erledigt, aus mir würde nie etwas Anständiges werden, ich müsse zur Armee! Sie haben mich in mein Zimmer eingeschlossen, und da habe ich zwei Tage gesessen, ohne herauszukommen, ohne mit jemandem zu reden, ohne telefonieren zu können. Und die ganze Zeit über dachte ich daran, dass es seine letzten beiden Tage in Paris waren! Das machte mich krank! Krank! Ich konnte nicht aus dem Fenster klettern, wir wohnen im sechsten Stock! Ich konnte überhaupt nichts tun.
Ich war gefangen.
Papa hat den Direktor aufgesucht. Ich weiß nicht, was er zu ihm gesagt hat, aber anscheinend gibt er mir eine letzte Chance. Tolle Chance!
Nach zwei Tagen durfte ich die Wohnung wieder verlassen, aber sie haben mir ausdrücklich verboten, noch einmal zum Studio zurückzukehren.
Ich wäre sowieso nicht hingegangen, ich wusste, dass die Dreharbeiten beendet waren.
Ich habe mich nur gefragt, ob er schon abgereist war oder ob er seinen Aufenthalt in Paris noch ein wenig verlängert hatte. Ob er den Quai aux Fleurs entlangschlenderte. Das war sein Lieblingsspaziergang.
Also bin ich gestern Abend nach dem Unterricht zu seinem Hotel gerannt, ich bin gerannt, gerannt …
Der Portier hat mir gesagt, dass er bereits abgereist sei, aber er habe einen Brief für mich dagelassen. Er hat mir einen Umschlag mit dem Aufdruck des Hotels gegeben.
Ich habe ihn nicht sofort geöffnet.
Mein Herz klopfte zu stark …
Ich habe ihn abends in meinem Zimmer gelesen.
›Eines darfst du nie vergessen, my boy : Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Man darf die Schuld für seine Fehler nicht bei anderen suchen. Jeder ist seines Glückes Schmied, und manchmal ist man selbst das größte Hindernis auf dem Weg dahin. Du stehst am Anfang Deines Lebens, ich beinahe am Ende des meinen, und ich kann dir nur einen Rat geben: Horch auf die leise Stimme in dir, ehe du deinen Weg einschlägst … Und an dem Tag, an dem du diese leise Stimme hörst, folge ihr blind … Lass dich von niemandem von deinem Weg abbringen. Hab niemals Angst, das einzufordern, was dir am Herzen liegt.
Das wird für dich das Schwerste sein, denn du bist so sehr davon überzeugt, nichts wert zu sein, dass du dir eine leuchtende Zukunft nicht vorstellen kannst, eine Zukunft, die von dir geprägt ist … Du bist jung, du kannst dazulernen, du bist nicht gezwungen, das Schema deiner Eltern zu wiederholen.
Love you, my boy … «
Ich habe den Brief mehrmals gelesen. Ich wollte nicht glauben, dass ich ihn nie mehr wiedersehen würde. Er gab mir nichts, keine Adresse, kein Postfach, keine Telefonnummer. Ich hatte keine Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen.
Ich habe geweint, geweint …
Ich habe mir gesagt, dass mein Leben zu Ende sei.
Und ich glaube wirklich, dass es zu Ende ist.
25. Dezember 1963. Charade ist in den USA in die Kinos gekommen. Ich habe die Kritiken in den Zeitungen gelesen. Es ist ein Riesenerfolg. Tausende Menschen standen ab sechs Uhr morgens vor der Radio City Music Hall an der 6th Avenue Schlange, um einen Platz zu ergattern. Es war kalt, es regnete, und sie warteten …
Ich habe auch ein Interview mit Stanley Donen gelesen, in dem er über ihn sprach. ›Es gibt keinen zweiten Schauspieler wie Cary Grant. Er ist einzigartig. In seinem Spiel gibt es nicht eine falsche Note. Wenn er Leichtigkeit und Selbstvertrauen ausstrahlt, wenn das alles so einfach wirkt, dann deshalb, weil er extrem konzentriert ist. Weil er alles vorbereitet hat … Man spürt bei ihm keinerlei Angst, wenn er spielt. Seine Drehbücher sind stets mit Tausenden von Anmerkungen versehen. Er plant jedes Detail, Minute für Minute. Die Details sind es, die ihn auszeichnen. Sein Talent ist keine Gabe Gottes, es ist das Ergebnis langer, harter Arbeit.‹
Ich hatte das Gefühl, dass er mir endgültig entglitt …
Und eine Bemerkung von Tony Curtis: ›Man lernt mehr, wenn
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