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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Gans oder doch lieber Ente? Wofür würde er sich entscheiden? Wieder hatte er die Qual der Wahl … Und er würde einen schönen Gladiolenstrauß für die Jungfrau Maria kaufen.
    Nicht, weil er plötzlich fromm geworden war.
    Er wollte bloß nichts dem Zufall überlassen.
    Hortense lag auf ihrem Bett, träumte vor sich hin und ließ ihre Fußknöchel kreisen. Rechts herum, links herum. Das lockerte die Muskeln und stärkte die Gelenke. Sie war den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen und hatte sich Wohnungen angeschaut. Alle waren entweder zu hässlich oder zu teuer. Sie verlor allmählich die Hoffnung.
    Sie hielt die Noten ihres zweiten Jahres am Saint Martins College in Händen. Ein Durchschnitt von siebenundachtzig Prozent. Das war mehr als Sehr gut. Sehr gut begann bei achtzig Prozent. An den Rand hatte ihr Tutor nur ein einziges Wort geschrieben: »Bemerkenswert«, versehen mit einem Ausrufezeichen. Ihr Abschlussprojekt – Entwerfen Sie einen Artikel für eine Modehauskette des günstigen Preissegments – war zum besten Projekt des Jahres gewählt worden. Die Idee dazu war ihr gekommen, als sie in der U-Bahn das Comeback des Reißverschlusses bemerkt hatte. Sie waren überall, an Taschen, Schuhen, Jacken, Handschuhen, Schals, Mützen. Er war das modische Detail der Saison. Und da hatte sie sich gesagt, warum nicht ein todschickes Kleines Schwarzes, das um einen langen Reißverschluss herum entworfen wird? The zip dress! Ein langer Reißverschluss vorn und ein langer Reißverschluss am Rücken. Der Reißverschluss würde dem Kleinen Schwarzen einen verruchten Touch verleihen. Zwei vollkommen gerade Stoffbahnen. Man kann das Material und die Länge variieren. Man könnte es vorn offen tragen oder hinten oder komplett hochgeschlossen. Streng oder verführerisch. Es müsste ein Stretchstoff sein, der sich eng um den Körper schmiegt, oder etwas fließender bei einem Modell für kräftigere Frauen. Ein Kleines Schwarzes, das zu einem lächerlichen Preis hergestellt und für neununddreißig Pfund verkauft wird. Ideal für eine Kette wie H & M . Sie war zu Adele gerannt, die in der Nähe ihrer Wohnung einen Secondhandladen hatte. Hatte das Modell für sie aufgezeichnet, und Adele hatte es im Handumdrehen genäht. Du wirst es noch weit bringen, Kleines, hatte Adele gesagt. Das hoffe ich doch!, hatte Hortense erwidert.
    Sie hatte kaum mit der Wimper gezuckt, als sie ihre Noten und die schmeichelhaften Bemerkungen ihrer Dozenten gelesen hatte, die ihr eine große Zukunft voraussagten, wenn sie so weitermache. Perfekt, dachte sie mit einem Blick auf ihre Füße, aber ich habe immer noch keinen Praktikumsplatz für diesen Sommer … Und den werde ich auch nicht finden, wenn ich noch länger im Bett herumliege und meine Füße kreisen lasse. Ich sollte mich anziehen, rausgehen, mich in Szene setzen … Praktikumsplätze findet man nicht am Schwarzen Brett der Schule oder in Zeitungsannoncen, die ergattert man, indem man sich auf Partys herumtreibt, in Bars oder Nachtclubs, und ich liege hier auf meinem Bett und starre meine Füße an! Mir fehlt der Biss …
    Nicholas hatte ihr angeboten, bei Liberty zu arbeiten, aber sie hatte abgelehnt. Ich will etwas Größeres, etwas Exotischeres. Einen kleinen Ausflug über die englischen Grenzen hinaus, nach Mailand, Paris, New York … Außerdem will ich dir nicht ständig dankbar sein müssen … Wie du meinst, hatte er gesagt, aber wenn du nichts anderes findest … Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein. Sicher, sie den ganzen Sommer über an seiner Seite zu halten. Diese gelassene, besitzergreifende Haltung hatte ihr missfallen.
    Ihr ganzes Leben missfiel ihr im Moment. Sie hätte nicht sagen können, wieso. Ihr fehlte das Feuer. Vielleicht war sie auch nur erschöpft … Oder … Sie wusste es nicht, und sie hatte auch keine Lust, genauer zu erforschen, woran es lag.
    So lag sie auf ihrem Bett, ließ die Fußknöchel kreisen und überlegte, wie sie die langen Ferienwochen ausfüllen sollte, die sich vor ihr ausbreiteten, als ihr Handy klingelte. Es war Anastasia, eine Kommilitonin. Sie war gerade mit einem Freund im Sketch, der neuesten In-Disco, und fragte, ob sie auch kommen wolle.
    »Hast du deine Noten bekommen?«
    »Ja«, antwortete Hortense und betrachtete ihre Zehennägel, von denen der Lack absplitterte.
    »Bist du zufrieden?«
    »Siebenundachtzig Prozent … Und mein Kleines Schwarzes ist das bestes Projekt des Jahres …«
    »Dann komm doch her! Wir

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