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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Ginette ihren Gurt angelegt und die Kuchenschachtel sicher auf ihrem Schoß verstaut hatte. Mit der rosa Schleife spielte, die die Konditorin gebunden hatte. Rückwärtsgang, Vorwärtsgang, Tor öffnen, Tor schließen. Sie fuhren zum Abendessen zu Ginettes Mutter. Sie würden zusammen essen und Wer wird Millionär? schauen. Der Weg war frei.
    Sie musste noch warten, bis es ein bisschen dunkler wurde, bis sie mit der Dämmerung verschmolz, jener ungewissen Dunkelheit, in der alle Katzen grau sind … Sie wartete auf der Terrasse des Cafés gegenüber den Büros von Casamia. Sie hatte alle Zeit der Welt. Und sie wollte die Zeit genießen, die ihr noch blieb, bevor sie zum Angriff überging.
    Ich will ihm wehtun, dachte sie, während sie den gepflasterten Hof auf der anderen Straßenseite betrachtete, jenen gepflasterten Hof, der einst ihr Reich gewesen war. Wenn sie ihn betrat, krümmten sich die Rücken, man fürchtete sie. Ich liebte es, die Furcht von ihren gesenkten Nacken abzulesen. Die Furcht in Marcels Augen zu sehen, der nicht wusste, wie er die Ketten abstreifen sollte, die ich mit fester Hand hielt. Oh, er denkt, er hätte mich verdrängt … Er hat geglaubt, er könne mich einfach durch sein Flittchen ersetzen! Und jetzt stolziert er mit Kind und Frau am Arm herum … So läuft das aber nicht. Ich will jeden Monat meinen Zehnten von seinem Gewinn abzweigen. Alles, was sich in diesen Büros befindet, gehört mir. Das war mein Tresor, meine Altersvorsorge. Er hat mich mit einem Federstrich vor die Tür gesetzt, indem er meinen Namen aus seinem neuen Konzern getilgt hat. Ich wurde betrogen. Und dafür wird er büßen. Zu wissen, dass die Rache so nah war, ließ sie in einem seltsamen Behagen erschauern. Der Speichel kehrte in ihren ausgedörrten Mund zurück, das Blut pochte in ihren Schläfen, ein rosiger Hauch überzog ihre bleichen Wangen. Rache! Rache! Ich werde langsam anfangen, erst nur ein paar hundert Euro abbuchen, aber dann lege ich einen Zahn zu und lasse seine Konten tanzen. Er kontrolliert sie nie, und die Trompete ist anderweitig beschäftigt. Mit den Bilanzen aus Peking, Sofia, Mailand und sonst wo. Bilanzen in mehreren Sprachen, über mehrere Banken verteilt, sie weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Die Privatkonten überprüft sie nicht. Sie sagt sich, das sei seine Sache. Und er … Für ihn reichen die vierundzwanzig Stunden des Tages nicht, um alles zu schaffen, er lässt die Zügel schleifen. Dieser Mann ist überfordert, er schwindet dahin, hat keine Kraft mehr. Ich hingegen, ich bin immer noch rüstig und unersättlich, mein Rachedurst erfüllt mich mit neuer Energie … Ich lerne, mit dem Computer umzugehen, ich gehe auf Google, ich tippe, ich übe, ich öffne Safari, ich logge mich in mein Konto ein, ich kontrolliere meine Investments. Ich habe gelernt, und ich lerne noch immer mehr. Ich errichte meine Firma im Dunkeln. Chaval muss wachsam bleiben, er muss die Trompete ausfragen, er muss mich warnen, wenn Gefahr im Anzug ist. Das wird die nächste Herausforderung sein. Es ist eine Frage der Ehre. Ich mache nur eine Ungerechtigkeit wieder gut …
    Geld ist Wärme, es fühlt sich gut an, es pocht, Geld ist es, das einen mit Begehren erfüllt, wenn die Haut grau wird und die Lippen weiß. Geld zu stehlen ist so, als werfe man seine Angel in ruhigem Gewässer aus. Das Warten schenkt eine ebenso große Befriedigung wie der Fang selbst … Das wissen diejenigen nicht, die ihr Geld so schändlich misshandeln. Sie glauben, es sei zum Ausgeben da, sie denken nur an den Rausch. Sie denken nicht an diesen kurzen Moment des Wartens, an diesen köstlichen Schauer, wenn der Fisch kurz davor ist, anzubeißen, wenn er den Köder umkreist … Welche Freuden sie sich damit versagen! Dieses Geld, das auf mich wartet, ist mein Verehrer, mein feuriger Geliebter, meine Erlösung. Ich werde wieder zur Frau, zu einer allmächtigen Frau!
    So träumte sie vor sich hin und warf gelegentlich einen Blick auf die Uhr. Sie beobachtete, wie das Tageslicht schwand. Die schmalen Lippen zusammenpressend und die Hände fest um ihre Handtasche mit den Schlüsseln und dem Code der Alarmanlage geklammert.
    Sie stand auf.
    Es war so weit.
    Sie überquerte die Straße, ging durch die kleine Tür links neben dem großen Tor. Klack-klack-klack, überquerte sie den gepflasterten Hof. Tippte den Zugangscode ein. Schlich durch die Flure. Dort herrschte eine eigentümliche Stille. Wie in einer Geisterstadt. Sie öffnete die Tür

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