Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
einem kleinen Salon in Courbevoie gefunden, in meinem alten Salon, Madame Cortès, erinnern Sie sich? Da, wo ich Hortense immer die Nägel gemacht habe, als sie noch klein war …
Ja, so hat sie auch Antoine kennengelernt, dachte Joséphine. Und für sie hat er mich dann verlassen.
Sie sah wieder die Szene in der Küche in Courbevoie vor sich. Sie wusste, dass Antoine eine Geliebte hatte. Beim Kartoffelschälen hatte sie es ihm gesagt. Sie hatte sich geschnitten und geblutet …
An diesem Tag glaubte ich, vor Kummer und Angst zu sterben.
Und als er die Mädchen abgeholt hatte, um mit ihnen in Urlaub zu fahren. Der erste Urlaub, den sie nicht zusammen verbrachten … Er fuhr mit den Mädchen und Mylène.
Mylènes Ellbogen, der aus dem Fenster des Beifahrersitzes herausschaute …
Sie sah das rote Dreieck vor sich, das sie gemalt hatte …
Den Balkon, von dem aus sie dem Wagen nachgeblickt hatte, der mit ihren beiden Töchtern, ihrem Mann und der Geliebten ihres Mannes davonfuhr. An jenem Tag war sie auf dem Balkon ihrer Wohnung in Courbevoie zusammengebrochen und hatte geschrien …
Man verflucht die Prüfung, denn wenn sie einem widerfährt, weiß man nicht, dass sie einen wachsen lässt und weiterbringen wird. Man will es nicht wissen. Der Schmerz ist zu groß, als dass man ihm etwas Positives abgewinnen könnte. Erst wenn der Schmerz abgeklungen ist, dreht man sich um und sieht verblüfft, welch weiten Weg er einen hat zurücklegen lassen. Dank Antoines Auszug habe ich ein neues Leben begonnen … Erst da habe ich begriffen, dass ich auf eigenen Beinen stehen kann. Vorher existierte ich nicht, ich war die Frau von …
Wenn Mylène nicht in ihrer rosa Manikürenbluse aufgetaucht wäre, wäre ich immer noch die nette Madame Cortès, die beim CNRS arbeitet und von niemandem respektiert wird.
Mylène wollte wissen, ob Joséphine mit ihren ganzen Beziehungen ihr nicht eine Stelle in einem eleganteren Salon verschaffen könne.
»Sie kennen doch sicher solche schicken, teuren Läden, in denen sich die reichen Damen verwöhnen lassen … Ich langweile mich in meinem kleinen Salon in Courbevoie. In China war ich eine erfolgreiche Geschäftsfrau, ich habe viel Geld verdient, wissen Sie, und jetzt stehe ich hier wieder in meiner rosa Bluse, poliere Nägel und mache Haarverlängerungen! Sie müssen zugeben, dass das nicht gerade aufregend ist.«
»Nein, ich kenne keinen Salon …«
»Ah …«, sagte Mylène enttäuscht. »Und ich dachte …«
»Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«
»Hmm … Und sagen Sie, Madame Cortès, Sie wissen nicht zufällig jemanden, der eine Chaumet-Garnitur kaufen möchte? Der Schmuck ist echt, ich habe ihn in Paris gekauft, ich dachte, das wäre eine gute Möglichkeit, mein Geld anzulegen … Ich habe es geschafft, ihn aus China rauszuschmuggeln, und würde ihn gern verkaufen. Ich brauche Geld …«
Joséphine wiederholte nein, sie wisse niemanden.
Mylène zögerte. Sie wollte gern noch ein wenig plaudern.
Joséphine legte auf. Die Mädchen fragten, wer war das? Wer war das?
»Mylène Corbier … Sie wollte, dass ich ihr einen Job besorge …«
»Die hat ja Nerven!«, sagte Hortense. »Wenn ich daran denke, was sie sich alles geleistet hat!«
»Stimmt …«, räumte Joséphine ein.
»Diese Frau ist ja so was von dreist!«
»Aber Maman hat einfach aufgelegt!«, rief Zoé. »O mein Gott! Jemand hat meine Mutter vertauscht!«
Hortense drehte sich zu Joséphine um.
»Langsam fängt man an, es mit dir auszuhalten …«, bemerkte sie. Dann wandte sie sich an Zoé: »Und du hör auf, ständig Nutella zu essen! Das ist ungesund, und man bekommt davon Pickel!«
»Kann sein, aber es ist gut für meine Nerven …«
Zoé sah, wie ihre Mutter sich veränderte, und machte sich Sorgen.
Was, wenn sie mich bald nicht mehr lieb hat?
Wenn dieses Buch den ganzen Raum einnimmt und für mich kein Platz mehr bleibt?
Zum Glück gab es noch Gaétan …
Er war für einen Tag nach Paris gekommen, um sich an einer Schule anzumelden.
Seine Mutter suchte eine Wohnung. Sie hatte eine Stelle als Verkäuferin in einem Uhrenladen in der Rue de la Paix gefunden und schien regelrecht zu strahlen. Hoffentlich bleibt das auch so, sagte er besorgt, hoffentlich bleibt das auch so. Wir werden in einer winzigen Einzimmerwohnung leben und nur Reis und Nudeln essen, sagte er, wir werden nicht viel Geld haben, aber das ist nicht schlimm.
Sie hatten sich wiedergesehen.
Er hatte sich mit ihr in
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