Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
lassen, indem sie einen selbst gebackenen Kuchen beisteuern, einen selbst gestrickten Schal oder eine selbst getöpferte Tonfigur spenden. Das ist sicher utopisch, aber ich würde es gern versuchen … Und wenn ich klein anfange, bin ich auch nicht enttäuscht, wenn alles zusammenbricht.«
»Und was wäre meine Aufgabe, abgesehen davon, dass ich Ihnen das Geld gebe, um Ihr Zentrum zu eröffnen?«
»Sie brauche ich für die Buchhaltung und die Organisation. Es wird eine Menge Arbeit erfordern, so viele Menschen zusammenleben zu lassen …«
»Ich arbeite ohnehin nur halbtags. Dann werde ich morgens ins Büro gehen und die Nachmittage bei Ihnen verbringen.«
»Außerdem wäre es gut, den Frauen Arbeit zu besorgen … Wieder Menschen aus ihnen zu machen, die sich selbst annehmen können. Die sich zu verhalten wissen, einen einfachen Job erledigen können, nichts Besonderes, aber immerhin einen Job. So wäre die Unterkunft nur eine Etappe in ihrem Leben … Wenn Sie nachts draußen im Regen geschlafen haben, wenn Sie von Leuten gestört wurden, die sich prügeln oder einander lauthals beschimpfen, dann wissen Sie nicht mehr, wie Sie auftreten sollen, wie man sich anderen Menschen gegenüber benimmt, Sie verlieren Ihre guten Manieren und Ihre Ausdrucksfähigkeit … Sie fühlen sich schmutzig … Wir beide könnten das alles zusammen machen … Ich werde einen Mann brauchen, der für Ordnung sorgt.«
»Sie meinen, ich muss die Muskeln spielen lassen?«
»Nicht unbedingt … Wissen Sie, die Leute spüren Autorität, Sie müssen gar nicht handgreiflich werden!«
»Ich bin sehr froh über dieses Projekt, Becca, wirklich sehr froh … Wann fangen wir an?«
»Äh … sobald das Geld dafür da ist.«
»Sie haben schon eine gewisse Vorstellung, nehme ich an …«
»Ja«, sagte sie. »Pfarrer Green und ich haben ein Budget aufgestellt, hier bitte …«
Sie zeigte ihm die Zahlen für einen Monat, sechs Monate, ein Jahr …
»Es wäre schön, wenn wir von einem Jahr ausgehen könnten.«
Philippe betrachtete die Zahlen. Becca hatte gute Arbeit geleistet. Die Planung war klar, aussagekräftig, detailliert. Sie musterte ihn besorgt.
»Sie werden doch jetzt keinen Rückzieher machen, oder?«
Er lächelte. Nein! Nie im Leben …
»Das heißt«, fügte Becca hinzu, »wenn wir diesen Sommer alles vorbereiten, können wir im September loslegen …«
Philippe ließ Vertreter von Sotheby’s und Christie’s kommen.
Er bot ihnen ein Butterfly Painting von Damien Hirst mit einem geschätzten Wert von achthunderttausend Dollar und einen Kerzenleuchter von David Hammons an, der auf eine Million dreihunderttausend Dollar geschätzt wurde.
Sotheby’s wurde mit dem Verkauf beauftragt.
Dann rief er seinen Freund Simon Lee, einen angesehenen Londoner Kunsthändler, an, um ihm ein Centerfold von Cindy Sherman zu verkaufen.
Und er stellte Becca einen Scheck aus.
Sie musste sich hinsetzen, als sie den Betrag sah.
»Das ist zu viel! Viel zu viel!«
»Wenn ich Ihr Projekt richtig gelesen habe, werden Sie auch viel Geld brauchen … Sie werden Zimmer, Toiletten, Duschen, eine Heizung, eine komplette Küche einbauen müssen … Das wird teuer.«
»Aber den Scheck nicht auf meinen Namen«, sagte Becca, »sondern auf den unserer Stiftung … Wir müssen einen Namen für sie finden und ein Konto eröffnen.«
Sie stockte kurz, dann rief sie: »Meine Güte, Philippe, sind Sie sich darüber im Klaren, was für ein wundervolles Geschenk Sie all diesen Leuten machen werden …?«
»Wenn Sie wüssten, wie gut ich mich dabei fühle! Früher steckte mein Brustkorb in einem Schraubstock, ich bekam kaum Luft … Und jetzt ist er weg. Ist Ihnen das aufgefallen? Ich atme wieder, ich atme!«
Er klopfte sich auf die Rippen und lächelte.
»Mein Leben hat sich im letzten Jahr von Grund auf geändert, und ich habe es kaum bemerkt … Ich dachte, ich stünde still, dabei war ich dabei, mich langsam zu verwandeln … Ich muss furchtbar anstrengend gewesen sein!«
»Das ist oft so. Man verändert sich, ohne es zu bemerken …«
»Wissen Sie, dass ich dank Ihnen sogar ein ausgesprochen gutes Geschäft mache?«, fragte er verschmitzt.
»Ach ja?«
»Jetzt ist der richtige Moment, um zu verkaufen, der Markt hat kräftig angezogen, aber das wird nicht lange dauern … Der Kunstmarkt ist bloß noch ein Markt. Das Wort ›Kunst‹ ist daraus verschwunden … Das letzte Jahr war schwierig, aber jetzt haben die Spekulationen wieder begonnen. Die
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