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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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zusammenlebend?«
    »Das geht Sie nichts an!«
    Die Arzthelferin verdrehte die Augen zum Himmel, als hätte Iphigénie gerade ihr Todesurteil unterzeichnet.
    »Geschieden und alleinstehend oder geschieden und mit einem neuen Partner zusammenlebend?«, wiederholte der Podologe, ohne von seinem Block aufzuschauen.
    Iphigénie öffnete den Knopf an ihrem Mantel und seufzte. Wie oft würde er ihr die gleiche Frage noch stellen? Dieser Mann ist wie eine Schallplatte mit einem Sprung. Oder ist das seine Art, mir klarzumachen, dass ich bloß ein verängstigtes kleines Mäuschen bin, das diesen Job braucht, um über die Runden zu kommen. Dass ich von ihm und seinem Wohlwollen abhängig bin.
    »Und wenn ich Ihnen sage, dass ich allein lebe?«, antwortete sie. »Ist Ihnen das recht?«
    »Es wäre überraschend in Ihrem Alter!«
    »Wieso das denn?«
    »Sie sind süß, Sie wirken sympathisch. Ist mit Ihnen irgendwas nicht in Ordnung?«
    Iphigénie starrte ihn mit offenem Mund an und zog es vor, nicht zu antworten. Wenn ich jetzt antworte, dachte sie, dann sage ich ihm, er soll sich zum Teufel scheren, stehe auf und gehe, und dann war’s das mit meinem Plan B.
    »Machen Sie morgens gleich das Bett, nachdem Sie aufgestanden sind?«, fuhr der Mann fort und kratzte sich mit dem Zeigefinger.
    »Also bitte … was sind das denn für Fragen?«, protestierte Iphigénie.
    »So etwas verrät eine Menge über Ihren Charakter. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen, und deshalb will ich wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Darauf werde ich nicht antworten. Diese Fragen sind vollkommen deplatziert.«
    Madame Cortès hatte ihr dieses Wort beigebracht. Deplatzierte Fragen, das sagte nicht jeder. Dieses Wort verschaffte einem Ansehen, hüllte einen in würdevollen Glanz. Jetzt weiß er, mit wem er es zu tun hat, wenn ihm das solche Sorgen macht.
    Der Mann kritzelte etwas auf seinen Block und fuhr fort, weitere, immer deplatziertere Fragen zu stellen.
    Der letzte Film, den Sie gesehen haben? Das letzte Buch, das Sie gelesen haben? Können Sie es zusammenfassen? Der größte Erfolg in Ihrem Leben? Die größte Enttäuschung? Wie viele Punkte haben Sie auf Ihrem Führerscheinkonto? Welche Noten hatten Sie in der Grundschule im Diktat?
    Iphigénie biss sich auf die Wange, um ihm nicht ihren Zorn entgegenzuschleudern. Die Arzthelferin schwieg, aber auf ihren Lippen lag ein leises Lächeln, das verriet, dass sie keine Gefahr lief, durch diese starrsinnige, patzige Frau ersetzt zu werden. Dann läutete das Telefon, und sie ging hinaus an ihren Schreibtisch, um abzuheben.
    »Was sind das bloß für Fragen?«, wollte Iphigénie wissen. »Was hat das alles damit zu tun, ob ich Anrufe entgegennehmen, Unterlagen ausfüllen oder Termine organisieren kann?«
    »Ich will wissen, was für ein Mensch Sie sind und ob Sie sich in unser Team einfügen können. Wir sind drei Spezialisten, wir haben Patienten aus gehobenen Kreisen, und ich möchte kein Risiko eingehen. Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass Sie mir für das Leben in einer Gemeinschaft ein wenig zu unbeherrscht zu sein scheinen.«
    »Aber Sie haben nicht das Recht, mir all diese Fragen zu stellen. Das ist mein Privatleben, das geht Sie einen feuchten Quark an!«
    »Nachlässige Ausdrucksweise«, bemerkte der Mann und deutete mit einem Finger auf sie, »nachlässige Ausdrucksweise!«
    Sein rechter Zeigefinger war von Tabak gelblich verfärbt, und er bemühte sich, seine Nikotinsucht zu verschleiern, indem er billigen Veilchenduft im Raum versprühte. Der parfümiert sich mit WC -Reiniger, damit keiner was von seinem Laster mitkriegt, dachte Iphigénie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Nicht zu antworten, bringt Ihnen nur weitere Minuspunkte …«
    »Frage ich Sie etwa, ob Sie Ihr Bett machen, auf welcher Seite Sie schlafen und ob Sie Milch in Ihrem Kaffee nehmen? Und warum Sie rauchen wie ein Schlot? Dabei werde ich doch auch mit Ihnen klarkommen müssen! Ich bewerbe mich nicht als Ihre Ehefrau, sondern als Ihre Sekretärin! Und ganz nebenbei bemerkt, Ihre arme Frau tut mir wirklich leid!«
    Mit einem Schlag wich alle Spannung aus seinem Körper, sein Kinn erschlaffte, seine Lippen begannen zu zittern, er schien von einer Woge der Verzweiflung mitgerissen zu werden und sank in sich zusammen.
    »Sie ist tot!«, sagte er. »Sie ist letzte Woche gestorben! An Krebs, es ging ganz schnell …«
    Es folgte ein langes Schweigen. Iphigénie starrte auf die Füße des Podologen, zwei schöne, blank

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