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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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polierte schwarze Schnürschuhe, und hoffte, die Arzthelferin möge zurückkommen. Eine neue Tasse mit einer neuen Untertasse und einem neuen Teebeutel bringen. Der Mann rang vergeblich um Fassung und tastete schniefend in seinen Schubladen nach etwas, das ihm als Taschentuch dienen könnte.
    »Da sehen Sie, wohin es führt, Fragen zu stellen, die nichts mit einem Vorstellungsgespräch zu tun haben! Soll ich vielleicht kurz rausgehen, damit Sie sich wieder beruhigen können?«
    Er schüttelte den Kopf, fand endlich ein Taschentuch, stürzte sich hinein und schnaubte wie ein Blasebalg.
    Dann riss er sich zusammen und klammerte sich an seinen Block.
    »Haben Sie schon einmal als Sekretärin in einer Arztpraxis gearbeitet?«
    »Ah, das ist endlich mal eine anständige Frage«, ermunterte ihn Iphigénie.
    Mit sanfter, mütterlicher Stimme erzählte sie ihm die Geschichte von Doktor Dings und Doktor Bums. Schilderte ihre Aufgaben in ihrer Praxis. Erwähnte ihre Fähigkeiten. Ihr Organisationstalent, ihr Geschick im Umgang mit den Patienten, ihr Mitgefühl … Erklärte, dass sie, falls erforderlich, auf altmodische Weise mit Stift und Papier arbeiten könne, aber auch mit einem Computer. Dass sie Patientenakten als Dateien oder auf Karteikarten anlegen oder auch für jeden Patienten einen Umschlag mit einem Blatt Papier darin anlegen könne, auf dem alle Informationen verzeichnet seien. Dass sie Diktate aufnehmen, den Terminkalender führen, Anrufe entgegennehmen könne. Sie fügte hinzu, dass sie sich mit der medizinischen Fachterminologie auskannte und sie auch fehlerfrei schreiben konnte. Sie verschwieg, dass sie keinerlei abgeschlossene Ausbildung hatte. Verschwieg auch die genauen Gründe für ihren Weggang bei Doktor Dings und Doktor Bums. Behauptete stattdessen, dass sie zum Wohl ihrer Kinder eine Stelle als Concierge im sechzehnten Arrondissement angenommen habe, weil sie zu Hause sein wollte, wenn sie aus der Schule kamen.
    Er richtete sich in seinem steifen Anzug auf, wischte sich mit seinen kurzen, schlanken Fingern über die noch feuchten Augen. Steckte das Taschentuch in die Tasche. Versprach, sie Ende der Woche anzurufen und ihr seine Entscheidung mitzuteilen. Dann fragte er noch, ob sie damit einverstanden sei, dass er sich bei ihren früheren Arbeitgebern nach ihr erkundige. Iphigénie gab ihre Zustimmung und betete zum Himmel, dass diese ihm den wahren Grund für ihre Kündigung verschweigen würden.
    Danach stellte er keine einzige Frage mehr und blieb sitzen, als sie den Raum verließ.
    Sie hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als sie hörte, wie er sie noch einmal zurückrief.
    Sie steckte den Kopf durch die Türöffnung und fragte: »Ja?«
    Der Mann hatte seine Selbstsicherheit wiedergefunden, warf sich in die Brust, um die Erinnerung an seinen tränenreichen Zusammenbruch auszulöschen, und hatte die Daumen in seinem Gürtel verhakt; das leise Lächeln, das seinen rechten Mundwinkel nach oben zog, stellte die frühere Hierarchie wieder her, auf die er so großen Wert legte.
    »Wollen Sie mir immer noch nicht verraten, ob sie allein oder mit einem Partner zusammenleben?«
    Zoé öffnete die Kekspackung, doch im gleichen Moment sagte sie sich, dass das keine gute Idee war. Falls Gaétan in den Weihnachtsferien nach Paris kam, musste sie schlank und pickelfrei sein. Aber Petits Écoliers waren das sicherste Mittel, um dick und picklig zu werden. Was macht den echten Petit Écolier so einzigartig?, fragte der Werbespruch auf der Packung. Dass er schlecht für die Haut ist und ungefähr drei Millionen Kalorien hat!, antwortete Zoé und bemühte sich zu widerstehen.
    Es war Viertel nach fünf. Sie war mit Gaétan im Chat verabredet.
    Er hatte schon eine Viertelstunde Verspätung, und allmählich wurde sie unruhig. Er hatte ein anderes Mädchen kennengelernt, er hatte sie vergessen, er war zu weit weg, sie war nicht nah genug, er war so schön, und sie war hässlich …
    Um fünf Uhr fünfundzwanzig biss sie in einen Petit Écolier. Und das Problem mit Petits Écoliers ist, dass man nicht nur einen davon essen kann. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als weiterzuessen. Ohne sich die Zeit zu nehmen, die einzelnen Kekse zu genießen. Man behält nicht einmal den leckeren Schokoladengeschmack im Mund. Und danach muss man auch gleich die nächste Packung öffnen.
    Sie hatte sie schon fast vollständig geleert, als eine Nachricht von Gaétan aufleuchtete.
    »Bist du da?«
    Sie tippte »ja,

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