Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
scharf bremsen, daß die Reifen quietschten. Curt kämpfte damit, den Wagen in der Spur zu halten. Die Pistole im Anschlag, lehnte Steve sich aus dem Fenster. Sie fuhren mit Jack auf gleicher Höhe.
Doch bevor Steve zielen konnte, überraschte Jack sie ein weiteres Mal. Er bremste völlig unvorhergesehen und verschwand erneut außer Sichtweite.
»Wohin, zum Teufel, ist der Kerl denn jetzt schon wieder verduftet?« fragte Curt und nahm den Fuß vom Gaspedal. »Ich glaube, er ist hinter uns!« rief Steve. Er lehnte den Kopf aus dem Fenster und sah sich um.
Ein paar Sekunden später tauchte Jack neben dem Fahrerfenster auf. Curt glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als der Arzt ihm den Stinkefinger zeigte. Er kurbelte sein Fenster runter und brüllte Steve zu, daß er den Bastard endlich abknallen solle.
Steve beugte sich über Curts Schoß, doch in der Zwischenzeit war Jack bereits an ihnen vorbeigezogen.
»Festhalten!« schrie Curt und gab Gas. Der Wagen preschte vor; doch genau in dem Augenblick, in dem sie zum zweiten Mal mit Jack auf gleicher Höhe waren, machte Jack einen Schlenker nach links auf eine weniger befahrene Spur. Curt fluchte und wechselte ebenfalls die Spur; doch dabei übersah er ein neben ihm fahrendes Taxi. Mit einem lauten Crash prallten die beiden Wagen seitlich aneinander. Curt beobachtete im Spiegel, wie das Taxi zur Seite geschleudert wurde und querstehend auf der Gegenfahrbahn landete. In der nächsten Sekunde kam es zu einer gigantischen Karambolage, bei der unzählige Autos ineinanderkrachten.
»Ach, du meine Güte!« rief Steve, der das Unglück durch das Rückfenster des Lieferwagens verfolgte.
»Achtung!« brüllte Curt. »Er zieht schon wieder nach links rüber!« Als er es endlich geschafft hatte, sich hinter Jack einzufädeln, fuhr dieser unvermittelt einen großen Linksbogen und bog in die nach Westen führende 51 st Street ein.
»So ein Mist!« explodierte Curt und schlug wütend aufs Lenkrad. Er wollte Jack unbedingt folgen. Deshalb trat er mit voller Kraft auf die Bremse und riß das Steuer nach links. Der Wagen schlingerte kräftig nach beiden Seiten, dann griffen die Reifen wieder. Trotzdem streifte er zuerst ein an der rechten Straßenseite geparktes Auto und auch noch eines auf der linken Seite. Als er den Lieferwagen endgültig wieder unter Kontrolle hatte, sah er Jack in der Ferne gleichmäßig in die Pedale treten.
»Geht dem Kerl denn nie die Puste aus?« fragte Curt und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Wagen brauste los.
An der Second Avenue sprang die Ampel auf Rot um, doch Curt fuhr unerschrocken in den rollenden Verkehr hinein und zog sich ein weiteres Mal den Zorn der hupenden Autofahrer zu. Steve duckte sich in seinem Sitz; er war dem auf sie zurollenden Verkehr direkt ausgesetzt und fürchtete um sein Leben.
»Leck mich doch!« brüllte Curt einem wütenden Autofahrer zu. Am Ende gelang es ihm, die Second Avenue trotz Mißachtung der Ampeln zu überqueren. Er gab wieder Gas. Jack war bereits an der Third Avenue angelangt und wartete auf Grün.
»Jetzt haben wir ihn«, atmete Curt auf.
Die Ampel sprang um. Jack fuhr los. Curt drückte aufs Gaspedal und jagte mit mehr als achtzig Stundenkilometern auf die Kreuzung zu. Er wollte unbedingt bei Grün über die Third Avenue gelangen. Sein Mund wurde mit einem Mal ganz trocken, denn er wußte, wie knapp die Sache war. Er betete, daß ihm kein in Richtung Norden fahrendes Taxi in die Quere kommen möge, das die Kreuzung bei Rot passierte.
Sie gelangten ohne Zwischenfall hinüber. Jack hatte nur noch einen halben Block Vorsprung; doch als sie auf bestem Wege waren, ihn endgültig wieder einzuholen, bog ein Auto aus einer Parklücke und zwang Curt, kräftig zu bremsen. Als er sich der Stoßstange seines Vordermannes auf ein paar Zentimeter genähert hatte, begann er wild zu hupen, doch der Fahrer zeigte sich völlig unbeeindruckt. Derweil überquerte Jack bereits die Lexington Avenue.
»Ich fasse es nicht!« wütete Curt. Er bremste noch mal und schlug frustriert mit der Hand aufs Lenkrad. Sein Vordermann war wegen Gelb vom Gas gegangen. »Wie kann man nur so ein Pech haben! Vor uns fährt offenbar der einzige Autofahrer New Yorks, der bei Gelb anhält.« Er wühlte sich nervös mit der Hand durchs Haar. »Vielleicht sollte ich die Karre einfach aus dem Weg schieben.«
»Sieh dir mal den Verkehr an«, warnte Steve. Auf der Lexington Avenue quälten sich die Autos Stoßstange an Stoßstange
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