Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
gab es an der 60 th Street, was soweit in Ordnung war. Die Straße führte auf den nördlichen Teil des Grand Army Plaza, der sich am Eingang des Parks befand. Curt überquerte die Fifth Avenue und bog an den Straßenrand. Vor einem von der Polizei aufgestellten Schlagbaum, der Autos am Befahren der Parkwege hindern sollte, hielt er an.
»An Fahrrädern herrscht hier wirklich kein Mangel«, stellte Steve fest. Er bemühte sich, optimistisch zu klingen. An den Eingängen zum Park wimmelte es von umherflitzenden Radlern, In-line-Skatern und Joggern. »Aber das beste ist, daß weit und breit kein Bulle rumsteht.«
Curt sah an der vergoldeten Reiterstatue von General Sherman vorbei und nahm den Bereich um den Pulitzerbrunnen vor dem Plaza Hotel ins Visier, wo sich Menschenmengen, Autos, Busse und Kutschen drängten.
»Jetzt haben wir den Salat«, klagte Curt. »Hier finden wir ihn nie. Da können wir gleich eine Stecknadel im Heuhaufen suchen.«
»Falls ich ihm auf dem Fahrrad folge und ihn erwische«, meldete sich Kevin zu Wort, »was soll ich dann mit ihm machen?«
»Den erwischst du nie!« entgegnete Curt. »Der Kerl muß ein Profi sein.«
»Vielleicht hält er ja irgendwann mal an«, wandte Steve ein. »Könnte doch sein.«
»Stimmt«, räumte Curt ein. »Gib Kevin eine von den Glocks. Und noch wichtiger – gibt ihm dein Handy. Wir müssen unbedingt in Verbindung bleiben.«
Steve drehte sich um und reichte Kevin die Pistole und das Handy. Kevin stopfte sich beides in die Taschen. »Soll ich aussteigen und mir ein Fahrrad organisieren?«
»Nein!« befahl Curt. »Solange wir den Mistkerl nicht sehen, unternehmen wir gar nichts! Ich glaube eher, daß wir auf Plan B zurückgreifen müssen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir die Idee, ihn anzurufen und einen von uns sich als Yuri ausgeben zu lassen.«
»Da!« rief Steve und zeigte hektisch auf einen Fahrradfahrer, der gerade in knapp drei Metern Entfernung an ihnen vorbeigesaust war. »Das ist er!«
»Du hast recht«, bestätigte Curt. »Los, Kevin. Schnapp dir ein Fahrrad!«
Kevin kam nach vorn gekrabbelt und sprang aus der Tür, die Steve ihm bereits aufhielt. Ohne eine Sekunde zu zögern, rannte er los. Steve stieg zurück in den Lieferwagen.
Curt und Steve beobachteten, wie Kevin trotz seiner kräftigen Statur und seiner schweren Doc-Marten-Stiefel mühelos mit einem Satz über die Absperrung der Polizei sprang und auf einen Fahrradfahrer zustürmte, der an einem Brunnen angehalten hatte. Der Mann beugte sich gerade hinunter und trank einen Schluck Wasser. Seinen Drahtesel hatte er dabei noch unter sich, einer seiner Füße steckte sogar noch in der Pedalschlaufe. Er trug volle Radlermontur, einschließlich Helm, Radlerhose und Schutzhandschuhen.
Kevin fackelte nicht lange. Ohne ein Wort stieß er den Mann um und schnappte ihm das Fahrrad unterm Hintern weg.
Doch als er aufstieg und gerade losfahren wollte, hatte der Radfahrer sich schon wieder so weit bekrabbelt, daß er seinen Besitz am Lenker packte und Kevin am Wegfahren hinderte. Kevin ballte seine riesige Hand blitzschnell zu einer Faust und verpaßte dem Mann einen K.-o.-Schlag.
»Der hat gesessen«, staunte Steve.
Obwohl es um den Brunnen herum von Menschen wimmelte, hatten nur wenige den Blitzüberfall beobachtet. Einige eilten herbei, um dem am Boden liegenden Radler zu helfen; Kevin ließen sie jedoch unbehelligt davonbrausen. Er trat wie ein Irrer in die Pedale, um Jack einzuholen. Die Sonne war zwar schon untergegangen, doch man sah noch relativ gut. In der Ferne konnte Kevin seinen Feind erkennen; der radelte zielstrebig in Richtung Norden.
»Zum Glück ist wenigstens diese Aktion glattgegangen«, konstatierte Steve. »Was machen wir jetzt? Bleiben wir hier stehen?«
Curt musterte die Umgebung, als ob er von dort eine Antwort erwartete. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich glaube, wir sollten zur Central Park West rüberfahren. Wenn dieser Dr. Stapleton auf der Upper West Side wohnt, muß er da irgendwo den Park verlassen.«
Er legte den ersten Gang ein und fuhr mit normalem Tempo auf der Central Park South in Richtung Westen. Währenddessen kramte er sein Handy hervor, vergewisserte sich, daß er Empfang hatte, und legte es aufs Armaturenbrett.
20. KAPITEL
Mittwoch, 20. Oktober, 18.30 Uhr
Jack richtete sich auf, nahm die Hände vom Lenker und rollte freihändig den mit Herbstlaub übersäten Weg entlang. Er fuhr direkt auf die Central
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