Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
Petersburg.«
»Habe ich Sie nicht in der Corinthian Rug Company getroffen?« fragte Jack unbeirrt weiter. »Ihr Nachbar, ein gewisser Yegor, hat mir doch von Ihrem Taxi erzählt. Sind Sie nicht vor ein paar Tagen bei dem Teppichhändler Mr. Papparis vorgefahren, um ihn abzuholen?«
»Da verwechseln Sie mich«, stellte Yuri klar. Ihm wurde immer mulmiger zumute.
»Sie sind dem Mann wie aus dem Gesicht geschnitten«, staunte Jack.
Laurie öffnete das Gefrierfach des Kühlschranks. Außer einer Flasche Wodka und einem Behälter mit Eiswürfeln war das Fach leer.
»Viel Eßbares haben Sie ja nicht im Haus«, bemerkte Laurie. »Meine Frau hat sich ausschließlich von Fast food ernährt«, teilte Yuri ihr mit. »Und ich esse immer unterwegs.«
Laurie nickte und öffnete die Küchenschränke. Da sie auch dort nichts Verdächtiges entdeckte, trat sie einen Schritt zurück und nahm aus zwei Metern Distanz die winzige Kochecke ins Visier. »Ihre Frau scheint keine Einmachgläser oder Derartiges besessen zu haben.«
»Ihre Einmachutensilien sind unten im Keller.« Yuri kam eine Idee.
Laurie drehte sich um und sah ihn neugierig an. »Dann hat Ihre Frau also doch Lebensmittel eingemacht und konserviert?«
»Wenn ich es mir recht überlege, hat sie das früher mal gemacht, glaube ich«, erwiderte Yuri.
»Gibt es davon noch irgendwelche Reste?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Yuri. »Ich habe schon lange nicht mehr darauf geachtet. Früher ist sie oft unten gewesen.«
»Könnten wir uns Ihren Keller einmal ansehen?« fragte Laurie und schaute Jack an, der einen ziemlich entgeisterten Eindruck machte.
»Warum nicht?« entgegnete Yuri. Er öffnete die Tür und stieg die Treppe hinab.
Laurie und Jack tauschten einen verwirrten Blick und folgten ihm. Als sie unten ankamen, hatte Yuri bereits das schwere Vorhängeschloß zur Eingangskammer geöffnet und war dabei, das ebenso stabile Schloß zum Vorratsraum aufzuschließen.
Laurie und Jack betraten die Eingangskammer und staunten nicht schlecht, als sie den Schutzanzug, die Dusche und die mit Chlorlauge gefüllten Plastikflaschen erblickten. Es roch penetrant nach Chlor und etwas weniger intensiv nach Gärung. Im Hintergrund hörten sie einen Abluftventilator dröhnen. Sie starrten sich entsetzt an.
Yuri stand neben der Tür zum Vorratsraum und zeigte hinein. »Ich glaube, dort finden Sie, wonach Sie suchen.«
Laurie und Jack kamen näher und spähten vorsichtig in den Vorratsraum. Yuri trat hinter sie. Sie sahen die Petrischalen, den Agar-Agar, die Gläser mit Nährböden und die Ersatz-Schwebstoff-Filter.
»Wie wär’s, wenn Sie reingehen würden?« fragte Yuri.
Laurie und Jack drehten sich um und hielten die Luft an. Der Russe zielte mit einer Pistole auf sie!
»Würden Sie jetzt bitte hineingehen?« forderte Yuri sie ruhig auf.
»Ich glaube, wir haben genug gesehen«, entgegnete Jack unbeirrt. Er versuchte so zu tun, als ob ihn das plötzliche Auftauchen der Waffe nicht weiter beunruhigte, und wollte sich verabschieden. »Es wird Zeit, daß wir zurückfahren.«
Yuri hob die Pistole und drückte ab, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. Oben hatte er Angst gehabt zu schießen, weil er die Nachbarn nicht auf sich aufmerksam machen wollte; doch hier im Keller, wo ohne Unterlaß der Ventilator dröhnte, hatte er keine Bedenken. In dem engen Raum verursachte der Schuß einen ohrenbetäubenden Knall. Die Kugel bohrte sich in einen der Deckenträger. Aus den alten Bodenbrettern über ihnen rieselte Staub herab. Laurie schrie.
»Beim nächsten Mal ziele ich auf Sie!« drohte Yuri.
»Wir geben Ihnen keinen Grund, noch einmal zu schießen«, versuchte Jack ihn zu beruhigen. Seine Stimme hatte schlagartig jegliche soeben noch vorgetäuschte Unbekümmertheit verloren. Er hob die Hände auf Brusthöhe, trat einen Schritt zurück und drängte Laurie, die zwischen ihm und Yuri stand, in den Vorratsraum. Dann folgte er ihr.
»Weiter rein!« befahl Yuri.
Jack und Laurie folgten der Aufforderung und preßten sich gegen die Betonwand. Aus ihren Gesichtern war jegliche Farbe gewichen, so daß sie sich kaum noch von dem geweißten Beton abhoben.
Yuri trat einen Schritt vor, zog die Tür zu und verriegelte das Vorhängeschloß. Dann trat er zurück und musterte sein Werk. Er hatte die stabile Konstruktion eigentlich entworfen, um andere aus seinen Laborräumen fernzuhalten; aber sie eignete sich genausogut, unerwünschte Besucher einzusperren.
»Wollen wir uns nicht noch
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