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Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes

Titel: Montgomery & Stapleton 07 - Die Seuche Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nach links und einem schnellen Cross-Dribbling wollte Jack eine Rechtsdrehung einleiten. Dazu hob er zunächst das rechte Bein, zog das Knie in einer schnellen Bewegung an und streckte das Bein gleich wieder. Als sein Fuß mit Wucht auf dem Asphalt landete, drehte er den Oberkörper nach rechts, um »Spucke« zu umkurven, der die Körpertäuschung und das Cross-Dribbling immer noch nicht ganz verdaut hatte. Als Jacks linker Fuß den Boden nicht mehr berührte, lag sein gesamtes Gewicht auf seinem leicht angewinkelten rechten Kniegelenk, das außerdem auch noch mit der plötzlichen Rechtsdrehung seines Oberkörpers zurechtkommen musste.
    Hätte Jack nur einen Augenblick lang innegehalten und die Kräfte berechnet, die jetzt auf sein zweiundfünfzig Jahre altes Kniegelenk einwirkten, er hätte sich vielleicht noch einmal überlegt, was er seiner bis dahin treu ergebenen Anatomie eigentlich zumuten wollte. Zwar hielten die Außen- und Innenbänder der Belastung stand, da sie die auf sie wirkenden Kräfte auf ihr gesamtes, relativ großflächiges Gewebe verteilen konnten, doch für das vordere Kreuzband, das im Lauf der Jahre ein wenig ausgeleiert war, stellte sich die Lage anders dar. Der relativ schmale Gewebestreifen, den die meisten Menschen, wäre er ihnen in einer Lammkeule begegnet, als Knorpel bezeichnet hätten, der aber, wie Jack wusste, aus Kollagenfasern bestand, tat sein Möglichstes, um den Oberschenkelknochen daran zu hindern, sich gegen das Schienbein zu verschieben. Bedauerlicherweise war das Kreuzband jedoch durch die einwirkenden Kräfte überfordert und riss mit einem schnalzenden Geräusch buchstäblich entzwei, sodass Jacks Oberschenkelknochen kurzfristig aus dem Gelenk sprang, was zu einem Riss der empfindlichen Vorderhörner an beiden Menisken führte.
    Jacks rechtes Bein gab nach. Er stürzte auf den harten, furchigen Untergrund und schlitterte noch ein paar Meter weiter, nicht ohne dabei eine erhebliche Menge Haut auf dem Asphalt zu hinterlassen. War er im einen Augenblick noch ein koordiniertes und ausschließlich auf sein Ziel konzentriertes Paket aus Muskeln und Knochen gewesen, so lag er schon im nächsten Augenblick als armseliges Häufchen, übersät mit Prellungen und Hautabschürfungen, auf dem Boden und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie. Jack war sich nicht hundertprozentig sicher, was da gerade passiert war, aber er hatte so eine Ahnung. Letztendlich blieb ihm nur die Hoffnung, dass er sich irrte.
    »Mann, du wirst ja jedes Mal noch schlechter«, sagte Warren, nachdem er zu ihm gerannt war und sich versichert hatte, dass Jack nichts allzu Schlimmes passiert war. Sein Tonfall war mitleidig und missmutig zugleich. Er richtete sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und starrte auf seinen verletzten Freund hinunter. »Vielleicht bist du doch langsam ein bisschen zu alt für so was, Doc, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Tut mir leid«, stieß Jack hervor. Alle starrten ihn an, das war ihm peinlich.
    »War’s das jetzt für heute, oder was?«, wollte Warren wissen.
    Jack zuckte mit den Schultern. Der Schmerz hatte seinen Höhepunkt überschritten und ließ jetzt spürbar nach, was ihn zu falschen Hoffnungen verleitete. Unsicher stand er auf und begann vorsichtig, das verletzte Bein zu belasten. Erneut zuckte er mit den Schultern und machte ein paar zögerliche Schritte. »So schlimm fühlt es sich gar nicht an«, sagte er, während er die Schürfwunden an seinem linken Ellbogen und am Knie begutachtete. Dann machte er noch einmal einige Schritte und hatte eigendich das Gefühl, als ginge es ganz gut, bis er sich nach links wandte. In diesem Augenblick wurde das Kniegelenk erneut verdreht, und Jack stattete dem Boden einen zweiten Besuch ab. Mühsam kam er wieder auf die Beine. »Für mich ist Schluss«, sagte er resigniert und bedauernd zugleich. »Für mich ist auf jeden Fall Schluss. Da ist eindeutig was kaputt gegangen.«
     
    Wie die meisten Menschen war sich auch David Jeffries nie wirklich über das molekulare Wunderwerk des Bakteriums im Klaren, genauso wenig wie über die Tatsache, dass die Entscheidung, ob eine Infektion sich im menschlichen Körper ausbreiten oder eingedämmt werden konnte, vom Ausgang einer gewaltigen, molekularen Schlacht zwischen der Ansteckungskraft der Bakterien und den Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers abhängig war. Auch die ernsthafte Bedrohung, die nach wie vor und trotz des breiten Angebotes an Antibiotika, das den

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