Montgomery & Stapleton 10 - Testphase
erschüttern würden, weil sie die Grundlage für das geistige Eigentum von iPS USA liefern würden.
Diese Geschichte hatte vor vielen Monaten angefangen. Seitdem hatte Ben es als seine persönliche Verantwortung angesehen, die Laboraufzeichnungen aufzuspüren. Allerdings hatte er nicht vorgehabt, bei dem Einbruch in die Universität von Kyoto selbst dabei zu sein. Doch ein Yakuza-Boss, den er während eines Meetings in Tokio, das von einem gleichrangigen Mafia-Boss aus New York, der Bens Startkapital bereitgestellt hatte, arrangiert worden war, hatte ihn davon überzeugt, wie einfach es werden würde. »Ich glaube nicht, dass das Labor überhaupt verschlossen sein wird«, hatte ihm der im schicken Brioni-Anzug gekleidete Mann gesagt, während sie an der Bar des Peninsula, dem nobelsten Hotel Tokios, saßen. »Es kann sogar sein, dass morgens um zwei Uhr Studenten dort arbeiten. Beachten Sie sie einfach nicht! Holen Sie heraus, was auch immer Ihrem Angestellten gehört, und verlassen Sie das Labor! Es wird keine Probleme geben, sagen meine Quellen. Ich werde Ihnen einen der besten Vollstrecker des Yamaguchi-gumi schicken. Er wird Sie in Ihrem Hotel in Kyoto treffen. Sie müssen nicht einmal selbst in das Labor hineingehen, wenn Sie es nicht wünschen. Erklären Sie ihm nur, was er für Sie suchen soll, und wo es Ihrer Meinung nach liegt.«
An diesem Punkt war der neue »Macher« Ben davon überzeugt gewesen, dass es so sein sollte, dass er persönlich an der letzten Etappe dieses Vorgangs teilnehmen musste, der nach vielen Monaten der Ausarbeitung zum Abschluss kommen würde. Da diese Laboraufzeichnungen so wichtig waren, wollte er zu einhundert Prozent sicher gehen, dass die richtigen Mappen entwendet würden. Als Sahnehäubchen hatte der rechtmäßige Besitzer diese Wiederbeschaffung befürwortet, deshalb empfand er seine Handlung nicht als Diebstahl. In seiner Vorstellung war er eine Art moderner Robin Hood.
»Wir müssen verdammt noch mal hier raus«, flüsterte Ben im Fistelton seinem Mitverschwörer, dem sogenannten »echten« Profi Kaniji Goto zu. Die beiden Männer kauerten hinter einem der Labortische. Außer dem Schlüsselklimpern konnten sie hören, wie die Sandalen des Wachmanns über den gefliesten Fußboden des Labors schlurften.
Sichtbar erbost bedeutete Kaniji Ben, still zu sein. Den Befehl steckte Ben ungerührt weg. Was ihm jedoch nicht gefiel, war der Dolch, den Kaniji von irgendwoher unter seiner Kleidung herausgezogen hatte. Die grelle Beleuchtung des Raumes fiel auf die Edelstahlklinge des Messers und wurde gleißend zurückgeworfen. Ben war sich darüber im Klaren, dass Kaniji nicht vorhatte, sie schnellstmöglich aus dem verdammten Gebäude herauszubringen, sondern sich auf einen gewalttätigen Zusammenstoß vorbereitete.
Die Sekunden strichen vorüber, und der Wachmann kam immer näher. Ben machte sich Vorwürfe, diese Mission nicht verworfen zu haben, als der angebliche Profi Kaniji vor einer Stunde in Bens Ryokan , seinem traditionellen japanischen Gästehaus, aufgetaucht war, um ihn abzuholen. Zu Bens Entsetzen erschien Kaniji ganz in Schwarz gekleidet, als ob er zu einem Maskenball unterwegs sei. Über einem schwarzen Rollkragenpullover und einer weiten, schwarzen Hose, die eher zu einem Pyjama gepasst hätte, trug er eine Kampfsportjacke, die mit einem flachen, schwarzen Gürtel zusammengehalten wurde. Seine Füße steckten in schwarzen Laufschuhen. Mit seiner Hand umklammerte er eine schwarze Sturmhaube. Um die Sache noch schlimmer zu machen, sprach er nur sehr wenig Englisch, wodurch die Verständigung erschwert wurde.
Aber die Kombination aus mühsamer Kommunikation, fremder Umgebung und der Aufregung darüber, bald die Labormappen in die Finger zu bekommen, trugen zu Bens Bereitschaft bei, den Einbruch stattfinden zu lassen – trotz der Alarmglocken, die in seinem Kopf läuteten. Und als jetzt Kaniji vorwärtskroch und dabei mit seinem Messer herumfuchtelte, stieg Bens Anspannung ins Unendliche.
In der Hoffnung, eine Begegnung zwischen Kaniji und dem Wachmann zu verhindern, folgte Ben Kaniji im Entengang, bis er dicht hinter ihm war. Verzweifelt griff er nach Kanijis Gürtel und riss den Mann nach hinten.
Kaniji verlor das Gleichgewicht und fiel auf sein Gesäß, schoss aber sofort wieder hoch, wobei er eine Drehung vollführte wie ein Kampfsportexperte, der er ja angeblich auch war. Dass sein Komplize ihn umgeworfen hatte, verwirrte ihn vorübergehend, dennoch schaffte er
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