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Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Montgomery & Stapleton 10 - Testphase

Titel: Montgomery & Stapleton 10 - Testphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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es, den reflexartigen Angriff abzubrechen. Stattdessen nahm er Ben gegenüber eine aggressive Kampfhaltung ein. Seine Messerspitze zuckte dicht vor Bens Nase.
    Ben stand wie festgefroren. Er versuchte verzweifelt, Kanijis Mentalität einzuschätzen und fürchtete gleichzeitig, dass er den Angriff, von dem Kaniji sich gerade mühsam zurückhielt, auslösen würde, wenn er sich jetzt bewegte. Die Situation war vertrackt. Die Sturmhaube, die Kaniji sich vor dem Betreten des Labors über den Kopf gezogen hatte, verdeckte sein ganzes Gesicht und machte es so unmöglich, seinen Ausdruck zu lesen. Sogar die Augen, die man durch die Schlitze sah, schienen ausdruckslose, schwarze Löcher zu sein. Eine Sekunde später wurden Ben und Kaniji durch das Licht geblendet, das aus der Taschenlampe des Wachmanns strahlte.
    Kaniji handelte im puren Reflex. Blitzschnell drehte er sich von Ben weg, stieß einen Schrei aus und stürzte sich auf den Wachmann, das Messer, das er wie einen Dolch hielt, hoch über dem Kopf. Auch Ben sprang vorwärts und hielt noch einmal Kanijis Gürtel fest. Aber anstatt Kanijis Vorwärts-Sprung zu stoppen, wurde Ben mitgerissen. In dem Moment, in dem Kaniji mit voller Wucht auf den Wachmann traf, rammte Ben in Kanijis Rücken, sodass alle drei Männer wie ein Sandwich auf dem Boden landeten, der Wachmann unten, und Ben als oberste Lage.
    Als ihre Körper zusammenstießen, hatte Kaniji schnell zugestoßen und das Messer tief in die Grube zwischen Schlüsselbein und äußerer Schulter des Wachmanns gedrückt. Beim Aufprall auf den Boden wurde das Messer weiter in den Körper getrieben und durchstach dabei die Halsschlagader.
    Außer dem Zischen, mit dem die Luft aus Kanijis und des Wachmanns Lungen gepresst wurde, als sie auf den Fußboden prallten, bemerkte Ben etwas anderes: Eine Flüssigkeit spritzte wie eine Fontäne stoßweise empor. In dem Durcheinander brauchte er einen Moment, um zu realisieren, dass die Flüssigkeit Blut war. Während Ben sich aufrappelte, konnte er erkennen, dass das Blut in einem schwächer werdenden Strahl herausschoss, während das Herz des Wachmanns den Rest seiner sechs Liter hinauspresste.
    Im Gegensatz zu Kaniji, der blutüberströmt war, hatte Ben nur ein paar große Tropfen abbekommen, die ihm über die Stirn liefen, als er aufstand. Er wischte sie fieberhaft mit seinem freien Handrücken ab, dann schüttelte er die Hand.
    Einen Moment lang starrte Ben auf die beiden miteinander verschlungenen Körper, die dort in einer roten Lache lagen. Der eine schnappte noch immer nach Luft, der andere war bewegungslos und blass. Im nächsten Moment war Ben weg, die Labormappen unter den linken Arm geklemmt wie einen Fußball. Kopfüber rannte er denselben Weg zurück, auf dem Kaniji und er zu Satoshis ehemaligem Büro gelangt waren.
    Als er aus dem Haupteingang des Gebäudes gestürmt war, stutzte er einen Moment, nicht sicher, was er nun tun sollte. Ohne den Zündschlüssel für Kanijis in die Jahre gekommenen Datsun machte es keinen Sinn, zum Auto zurückzugehen, das sie in einem kleinen Wäldchen abgestellt hatten. Seine Gedanken sausten blitzschnell durch diverse, allerdings nicht gerade vielversprechende Möglichkeiten, bis ihn das entfernte Aufheulen einer sich nähernden Sirene wachrüttelte und er sich in Bewegung setzte. Obwohl er sich in der fremden Stadt nicht auskannte, wusste er, dass der Fluss Kamo westlich von ihm verlief und Kyoto von Norden nach Süden durchschnitt. Dabei floss er dicht an seinem Ryokan in der Altstadt vorbei.
    Mit der Kondition eines Triathleten machte sich Ben auf den Weg. Er orientierte sich an den Sternen, um den Fluss zu finden. Er lief leicht und gleichmäßig und versuchte dabei, so leise wie möglich zu sein. Nach nur drei Häuserblöcken hörte er, wie die Sirene erstarb, anscheinend hatte die Polizei das Labor bereits erreicht. Er spannte seine Kiefermuskeln an und erhöhte das Tempo. Das Letzte, was er wollte, war, angehalten zu werden. Angespannt und aufgeregt wie er war, hätte er Schwierigkeiten damit gehabt, auch die einfachsten Fragen zu beantworten, ganz zu schweigen davon, wie er erklären sollte, warum er zu dieser Nachtzeit durch die Gegend rannte und dabei Mappen trug, die aus einem Labor der Kyotoer Universität stammten. Als er den Fluss erreichte, wandte er sich nach Norden und fiel in einen schnellen, aber stetigen Laufschritt, als ob er einen Wettkampf laufen würde.
    Drei Wochen später
    22. März 2010
    Montag, 09.37

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