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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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gab Melanie zu verstehen, daß sie sich setzen solle. Dann holte er sich seinen eigenen Stuhl. Er ließ seine Finger über die Tastatur flitzen und holte die Skizze von Isla Francesca auf den Bildschirm.
    »Ich habe den Computer heute morgen so programmiert, daß er die Aktivitäten aller dreiundsiebzig Bonobos auf der Insel über mehrere Stunden Echtzeit verfolgt«, erklärte er. »Später habe ich die Daten komprimiert, um mir das Ergebnis im Schnellvorlauf ansehen zu können. Jetzt paß auf.« Nachdem er die Bildfolge mit einem Mausklick gestartet hatte, sah man eine Unmenge kleiner roter Lämpchen umherflitzen, die immer wieder neue geometrische Muster erscheinen ließen. Nach ein paar Sekunden war die Aufzeichnung durchgelaufen.
    »Sieht aus wie eine Szene aus dem Hühnerstall«, bemerkte Melanie.
    »Mit Ausnahme dieser beiden Punkte«, entgegnete Kevin und zeigte auf zwei Lämpchen.
    »Stimmt«, stellte Melanie fest. »Die haben sich offenbar gar nicht bewegt.«
    »Ganz genau«, stimmte Kevin ihr zu. »Es handelt sich um Nummer sechzig und Nummer siebenundsechzig.« Dann kramte er die Höhenlinienkarte der Insel hervor, die er versehentlich aus Bertrams Büro hatte mitgehen lassen. »Ich habe Nummer sechzig auf einer sumpfigen Lichtung südlich des Lago Hippo geortet. Laut Karte gibt es dort keine Bäume.«
    »Und?« wollte Melanie wissen. »Wie lautet deine Erklärung dafür?«
    »Warte einen Augenblick«, bat Kevin noch um ein wenig Geduld. »Als nächstes habe ich den Maßstab des dargestellten Ausschnitts vergrößert, bis auf dem gesamten Bildschirm ein Feld zu sehen war, das einer Fläche von fünfzehn mal fünfzehn Metern entsprach. Es war genau die Fläche, auf der ich vorher den Bonobo Nummer sechzig geortet hatte. Und jetzt zeige ich dir mal, was dort passiert ist.«
    Kevin gab den entsprechenden Befehl ein und startete mit einem Mausklick die Bildfolge. Wieder sah man das rote Lämpchen, das den Bonobo Nummer sechzig darstellte. »Er hat sich überhaupt nicht bewegt«, rief Melanie. »Richtig beobachtet«, entgegnete Kevin. »Glaubst du, er schläft die ganze Zeit?«
    »Mitten am Vormittag?« fragte Kevin zurück. »Bei diesem Maßstab müßten wir die geringste Bewegung erkennen können. Wir würden sogar sehen, wenn sich das Tier im Schlaf umdreht. Das Ortungssystem reagiert äußerst empfindlich.«
    »Aber was ist nur los mit ihm, wenn er nicht schläft?« wollte Melanie wissen.
    Kevin zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht hat er es geschafft, sich den Mikrochip zu entfernen.«
    »Daran habe ich nicht gedacht«, staunte Melanie. »Ein unheimlicher Gedanke.«
    »Ansonsten kann ich mir nur noch vorstellen, daß er gestorben ist«, fügte Kevin hinzu.
    »Ausgeschlossen ist das natürlich nicht«, entgegnete Melanie. »Aber ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich. Schließlich sind die Tiere alle jung und außergewöhnlich gesund, dafür haben wir ja selber gesorgt. Außerdem leben sie in einer Umgebung ohne natürliche Feinde und haben reichlich zu fressen.« Kevin seufzte. »Was auch immer dahintersteckt - ich finde es jedenfalls beunruhigend. Falls wir es diesmal auf die Insel schaffen, sollten wir unbedingt nachsehen, was mit den beiden Tieren los ist.«
    »Ob Bertram wohl davon weiß?« fragte Melanie. »Es verheißt für das Projekt im allgemeinen schließlich nicht gerade Gutes.«
    »Ich muß wohl mal mit ihm darüber reden«, entgegnete Kevin. »Aber besser erst, wenn wir von der Insel zurück sind«, schlug Melanie vor.
    »Da hast du sicher recht«, stimmte Kevin ihr zu. »Ist dir sonst noch irgend etwas aufgefallen, als du dieses Echtzeit-Programm hast durchlaufen lassen?«
    »Ja«, erwiderte Kevin. »Ich bin mir jetzt fast sicher, daß die Bonobos tatsächlich die Höhlen benutzen! Sieh mal!« Er veränderte die Koordinaten und holte einen anderen Ausschnitt der Insel auf den Bildschirm. Er wollte Melanie einen bestimmten Bereich der Kalkstein-Erhebung zeigen. Dann erteilte er dem Computer den Befehl, die Bewegungen seines eigenen Doubles, des Bonobos Nummer eins, zu verfolgen. Gebannt beobachtete Melanie, wie sich das rote Lämpchen auf ein bestimmtes geometrisches Gebilde zubewegte und dann verschwand. Kurz darauf erschien es an exakt derselben Stelle wieder und bewegte sich auf ein weiteres geometrisches Gebilde zu, um erneut zu verschwinden und kurz darauf wieder zu erscheinen. Im weiteren Verlauf geschah das gleiche ein drittes Mal.
    »Du hast recht«, sagte Melanie.

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