Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
sämtliche Flüge, die nach Europa gehen oder die Europa verlassen.«
»Super«, freute sich Lou. »Kennen Sie da vielleicht irgend jemanden, den man fragen könnte?«
»Das schon«, erwiderte Mark. »Aber es würde Ihnen nicht viel nützen. Die ICAO bewahrt derartige Daten nur fünfzehn Tage lang auf, danach werden sie vernichtet.«
»Ist ja großartig«, bemerkte Lou mit einem sarkastischen Unterton.
»Das gleiche gilt für die europäische Flugsicherungszentrale in Brüssel«, fügte Mark hinzu. »Es gibt einfach zu viele Daten. Denken Sie nur an all die privaten Firmenflüge.«
»Und sonst gibt es keine Möglichkeit?« hakte Lou nach. »Da muß ich mal überlegen«, entgegnete Mark. »Wollen Sie mich vielleicht zurückrufen?« schlug Lou vor. »Ich bin noch etwa eine Stunde im Büro.«
»Okay«, entgegnete Mark, »eine gute Idee.« Lou wollte gerade auflegen, als Mark ihn zurückhielt, indem er seinen Namen in die Leitung brüllte. »Mir ist da gerade etwas eingefallen«, sagte Mark. »Es gibt eine Organisation mit dem Namen Central Flow Management. Sie unterhält Büros in Paris und Brüssel und ist für die Festlegung der Start- und Landezeiten zuständig. Dort wickelt man den gesamten europäischen Flugbetrieb ab, ausgenommen sind nur Österreich und Slowenien, aus welchen Gründen auch immer. Wenn die Maschine mit der Registriernummer N69SU also nicht aus Österreich oder Slowenien gekommen ist, müßte der Flugplan dort bekannt sein.«
»Kennen Sie zufällig jemanden, der bei dieser Organisation arbeitet?« fragte Lou.
»Nein«, erwiderte Mark. »Aber ich kenne jemanden, der dort jemanden kennt. Mal sehen, was ich für Sie tun kann.«
»Das wäre wirklich nett«, sagte Lou. »Tu’ ich doch gern«, entgegnete Mark.
Lou legte auf und trommelte mit dem Bleistift auf seinem zerkratzten, ramponierten Metallschreibtisch herum. Die Tischplatte war von unzähligen Brandmalen übersät. Sie rührten von glimmenden Zigaretten her, die er im Eifer des Gefechts vergessen hatte. Er grübelte darüber nach, wie er die Firma Alpha Aviation ausfindig machen konnte. Als erstes rief er die Telefonauskunft in Reno an, doch wie er erwartet hatte, war Alpha Aviation nicht registriert. Als nächstes wählte er die Nummer der Polizeidienststelle von Reno. Er erklärte, wer er war, und bat die Telefonistin, ihn mit seinem dortigen Kollegen, dem Leiter der Mordkommission, zu verbinden. Sein Name war Paul Hersey.
Nachdem sie ein wenig miteinander herumgeflachst hatten, faßte Lou seinem Kollegen in groben Zügen den Franconi-Fall zusammen. Dann fragte er ihn, ob er schon mal etwas von einer Firma namens Alpha Aviation gehört habe. »Nein«, erwiderte Paul, »nie gehört.«
»Die FAA behauptet, die Firma habe ihren Sitz in Reno, Nevada«, erklärte Lou.
»Kann schon sein«, entgegnete Paul. »Hier in Nevada ist es erheblich unkomplizierter als anderswo, eine neue Firma zu gründen. In Reno gibt es jede Menge teure Anwaltsfirmen, die sich ausschließlich mit der Gründung neuer Gesellschaften befassen.«
»Haben Sie eine Idee, wer mir vielleicht etwas über diese Firma sagen könnte?« fragte Lou.
»Versuchen Sie es mal in der Geschäftsstelle des Secretary of State von Nevada in Carson City«, schlug Paul vor. »Wenn Alpha Aviation wirklich in Nevada eingetragen ist, muß ein öffentlich zugängliches Schriftstück existieren. Oder sollen wir für Sie dort anrufen?«
»Danke, das mache ich lieber selber«, erwiderte Lou. »Ich weiß ja im Moment noch nicht einmal genau, was ich eigentlich alles wissen will.«
»Wir können Ihnen ja zumindest die Nummer raussuchen«, bot Paul an und legte für ein paar Sekunden den Hörer beiseite. Lou hörte, wie er einem seiner Mitarbeiter etwas zurief. Kurz darauf war er wieder am Apparat und gab ihm die Telefonnummer durch. »Normalerweise müßte man Ihnen dort weiterhelfen können. Falls Sie Probleme haben, können Sie mich gerne noch mal anrufen. Und wenn Sie in Carson City Unterstützung benötigen, wenden Sie sich am besten an Todd Arronson. Er ist der dortige Leiter der Mordkommission, und er ist ein netter Kerl.«
Ein paar Minuten später hatte Lou die Geschäftsstelle des Secretary of State von Nevada am Apparat. Eine Telefonistin stellte ihn zu einer Sachbearbeiterin durch, die sich von ihrer freundlichsten und kooperativsten Seite zeigte. Ihr Name war Brenda Whitehall.
Lou erklärte ihr, daß er so viel wie möglich über eine gewisse Firma namens Alpha Aviation
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