Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
von Gabun gehört. Jetzt ist Gabun das reichste Land in der Region.«
»Sind Sie nach Ihrer Flucht schon mal wieder in Ihr Land zurückgekehrt?« wollte Jack wissen.
»Sogar mehrmals«, erwiderte Esteban. »Aber das letzte Mal ist wohl schon ein paar Jahre her. Teodora und ich haben immer noch Kontakt zu unseren Familienangehörigen, die dort geblieben sind. Teodoras Bruder besitzt sogar ein kleines Hotel auf dem Festland, in einer Stadt namens Bata.«
»Von Bata habe ich schon mal gehört«, bemerkte Jack. »Dort gibt es einen Flughafen, soweit ich weiß.«
»Den einzigen auf dem Festland«, sagte Esteban. »Er wurde in den achtziger Jahren aus Anlaß eines Zentralafrikanischen Kongresses gebaut. Dabei hätte sich mein Land so einen Flughafen eigentlich gar nicht leisten können, aber das ist ein anderes Thema.«
»Haben Sie schon mal von einem Unternehmen namens GenSys gehört?« fragte Jack.
»Allerdings«, erwiderte Esteban. »Für die Regierung ist GenSys die wichtigste Devisenquelle, vor allem seitdem die Kakao- und Kaffeepreise weltweit in den Keller gefallen sind.«
»Das ist mir auch bekannt«, sagte Jack. »Außerdem soll GenSys in Ihrem Land eine Primaten-Forschungsanlage errichtet haben. Wissen Sie, ob sich diese Anlage in Bata befindet?«
»Nein, sie liegt im Süden«, erwiderte Esteban. »Sie haben sie mitten in den Dschungel hineingesetzt. In der Nähe gibt es ein verfallenes, altes Kolonialstädtchen namens Cogo. Inzwischen hat GenSys die meisten Häuser restauriert und die amerikanischen und europäischen Mitarbeiter der Firma dort untergebracht. Für die einheimischen Arbeiter haben sie ein komplett neues Dorf errichtet. Es arbeiten ziemlich viele Äquatorialguinesen für GenSys.«
»Wissen Sie zufällig, ob GenSys ein Krankenhaus gebaut hat?« hakte Jack weiter nach.
»Ja, das haben sie«, erwiderte Esteban. »Ein Krankenhaus und einen Laborkomplex. Die Gebäude liegen direkt an dem historischen Hauptplatz, gegenüber dem Rathaus.«
»Wieso wissen Sie das alles so genau?« fragte Jack.
»Weil mein Cousin mal für die Firma gearbeitet hat«, erklärte Esteban. »Aber als die Soldaten einen seiner Freunde exekutiert haben, bloß weil der auf dem Firmengelände gejagt hat, hat er seinen Job an den Nagel gehängt. In meiner Heimat sind viele Leute froh, daß es GenSys gibt, weil die Firma gute Löhne zahlt; andere hingegen stehen der Firma kritisch gegenüber, weil sie zu mächtig ist und die Regierung zu stark beeinflußt.«
»Indem sie sie mit Geld schmiert?« fragte Jack.
»Ja, natürlich«, erwiderte Esteban. »GenSys besticht die Minister mit Unmengen von Geld. Die Firma finanziert sogar einen Teil der Armee.«
»Wie bequem«, bemerkte Laurie.
»Vermutlich«, stimmte Esteban ihr zu. »Nachdem die Spanier das Land vor fünfundzwanzig Jahren verlassen haben, hat sich niemand mehr um die Straße nach Cogo gekümmert, so daß sie unpassierbar war. GenSys hat sie neu gebaut, damit zwischen Bata und Cogo wieder Lastwagen verkehren können. Sie werden sich wohl ein Auto leihen müssen.«
»Ist das möglich?« wollte Jack wissen.
»Wer Geld hat, kann in Äquatorialguinea alles bekommen«, erwiderte Esteban. »Für wann planen Sie denn Ihre Reise? Es empfiehlt sich nämlich, in der Trockenzeit zu fahren.«
»Und wann ist die?« fragte Jack zurück.
»Im Februar und März«, antwortete Esteban.
»Das trifft sich gut«, bemerkte Jack. »Laurie und ich hatten uns nämlich überlegt, morgen nacht loszufliegen.«
»Wie bitte?« meldete sich Warren zum ersten Mal zu Wort. Er hatte das Gespräch zwischen Jack und Lou nicht mit verfolgt und hörte zum ersten Mal von Jacks Plänen. »Ich dachte, wir hätten uns am Wochenende verabredet. Natalie freut sich schon, euch mal wiederzusehen.«
»Oh«, bemerkte Jack. »Das hatte ich ganz vergessen.«
»Untersteh dich, Kumpel! Du kannst frühestens Sonntagmorgen fliegen, sonst bringst du mich in ernsthafte Schwierigkeiten. Du weißt doch, wie heiß Natalie darauf ist, etwas mit euch zu unternehmen.«
»Warum kommt ihr nicht einfach mit nach Äquatorialguinea?« schlug Jack vor, der in seiner momentanen Hochstimmung den Sinn für die Realität zu verlieren schien. »Laurie und ich spendieren euch die Flüge.« Laurie traute ihren Ohren nicht.
»Bist du jetzt völlig übergeschnappt?« fragte Warren. »Wir reden von Afrika!«
»Ja, Afrika«, wiederholte Jack. »Laurie und ich müssen sowieso hinfahren. Warum sollen wir es uns nicht so angenehm wie
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