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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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der äquatorialguinesischen Küste entlangzog. Um das langgezogene Wendemanöver zu beenden, hatte Kevin eine Weile Kurs in Richtung Norden genommen, doch jetzt schob er den Steuerhebel so, daß sie direkt auf Isla Francesca zusteuerten. Die Insel war in der Ferne bereits deutlich zu erkennen. Nachdem der Nebel sich durch die intensive Sonneneinstrahlung aufgelöst hatte, kam eine angenehme Brise auf. Zuerst kräuselte sich die Wasseroberfläche nur ein wenig, dann wurde die bislang gläserne Oberfläche von kleinen Wellen aufgewühlt. Da der Gegenwind zunahm, klatschte das Boot immer heftiger gegen die Wellen; gelegentlich spritzte die Gischt bis ins Boot. Isla Francesca unterschied sich deutlich von ihren Nachbarinseln, was um so deutlicher wurde, je mehr sie sich ihrem Ziel näherten. Zum einen war die Insel erheblich länger, zum anderen wirkte sie durch die enorme Kalksteinerhebung massiver. Einige der Felsbuckel steckten noch immer im Nebel. Eine Stunde und fünfzehn Minuten nach ihrer Abfahrt in Cogo drosselte Kevin den Motor. Das Boot wurde langsamer. Dreißig Meter vor ihnen erstreckte sich die dichtbewachsene Uferlinie des südwestlichen Zipfels von Isla Francesca. »Von hier aus sieht die Insel irgendwie bedrohlich aus!« brüllte Melanie aus vollem Halse, um den Motor zu übertönen.
    Kevin nickte. Auf der Insel gab es nichts Einladendes. Sie hatte keinen Strand, und die gesamte Küste erschien wegen des dichten Mangrovenbewuchses undurchdringbar.
    »Wir müssen die Mündung des Rio Diviso finden!« schrie Kevin zurück und fuhr so nah wie möglich an die Mangroven heran. Dann schob er das Ruder nach Steuerbord und tuckerte an der Westküste entlang. Da sich nun die Insel auf der Leeseite befand, ließen die Wellen nach. Um unter Umständen auftauchende Unterwasserhindernisse erkennen zu können, stand Kevin auf. Doch das Wasser war so schlammig, daß er absolut nichts sehen konnte.
    »Wie wär’s, wenn wir das Schilfrohr da drüben ansteuern?« rief Candace vom Bug her und zeigte auf ein ausgedehntes Sumpfgebiet, das vor ihnen aufgetaucht war. Kevin nickte und drosselte die Geschwindigkeit noch mehr. Dann peilte er das etwa zwei Meter hohe Schilf an.
    »Kannst du im Wasser irgendwelche Hindernisse erkennen?« rief Kevin Candace zu.
    Candace schüttelte den Kopf. »Es ist zu trübe.« Kevin wendete das Boot ein wenig, so daß sie wieder parallel zur Küste der Insel fuhren. Das Schilfrohr war hier ziemlich dicht, und das Sumpfgebiet erstreckte sich über gut hundert Meter landeinwärts.
    »Das muß der Abfluß des Rio Diviso sein«, vermutete Kevin. »Ich hoffe nur, es gibt irgendwo eine Fahrrinne, ansonsten sehe ich schwarz. Wir können unmöglich mit dem Kanu durch das dichte Schilf paddeln.«
    Zehn Minuten später hatten sie immer noch keinen passierbaren Verbindungsweg gefunden. Kevin drehte und achtete sorgsam darauf, daß das Tau des Kanus sich nicht im Schilf verhedderte.
    »Ich fahre lieber nicht noch weiter hier rein«, sagte er. »Der Sumpf wird allmählich schmaler. Ich glaube, hier kommen wir nicht weiter. Außerdem habe ich Angst, daß wir zu nah an die Anlegestelle und die ausfahrbare Brücke herankommen.«
    »Stimmt«, nickte Melanie. »Was haltet ihr davon, auf die andere Seite der Insel zu fahren und die Stelle zu suchen, an der der Rio Diviso beginnt?«
    »Ging mir auch gerade durch den Kopf«, erwiderte Kevin. Melanie hob flach ihre Hand.
    Kevin sah sie entgeistert an. »Was soll das?« fragte er. »So besiegelt man einen Deal, du Dummkopf«, erwiderte sie und lachte.
    Kevin klatschte seine Hand gegen ihre und lachte ebenfalls. Sie fuhren zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, umrundeten die Spitze und schipperten dann in östlicher Richtung an der Längsseite der Insel entlang. Kevin fuhr mit Halbgas. Im Vorbeifahren hatten sie einen herrlichen Blick auf das südliche, gebirgige Hinterland der Insel. Die Kalksteinerhebung war von hier aus nicht zu sehen, so daß die ganze Insel wie eine endlose, mit dichten Urwaldpflanzen überwucherte Hügellandschaft aussah.
    »Ich sehe nur Vögel!« brüllte Melanie gegen den lauten Motor an.
    Kevin nickte. Er hatte ebenfalls jede Menge Ibisse und Würger gesichtet.
    Die Sonne stand inzwischen so hoch, daß sich das Strohdach als äußerst nützlich erwies. Da es im Heck des Bootes, wo Kevin stand, am schattigsten war, gingen sie alle nach hinten. Candace cremte sich mit Sonnenschutzmittel ein, das Kevin in seinem

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