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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sie gingen auf den enormen, von GenSys errichteten Anleger hinaus. Er war sechseinhalb Meter breit und zwei Meter hoch. Die grob gearbeiteten Holzplanken waren von der feuchten Nacht glitschig. Am Ende des Anlegers führte eine Holzrampe zu einem Schwimmdock hinunter. Das Dock schien an einem unsichtbaren Seil zu hängen. Die Wasseroberfläche war absolut ruhig und verschwand unter dem dichten Morgennebel, der sich erstreckte, so weit das Auge reichte. Wie die Frauen versprochen hatten, schaukelte ein zehn Meter langes Motorboot im Wasser, das am Ende des Docks vertäut war. Vor langer Zeit mußte es mal außen rot und innen weiß angestrichen worden sein, doch inzwischen war die Farbe verblichen oder auf großen Flächen ganz abgeblättert. Über einen Großteil des Bootes erstreckte sich ein strohgedecktes, von Holzträgern gestütztes Dach. Unter dem Dach befanden sich mehrere Sitzbänke. Der Motor war ein alter Evinrude-Außenbordmotor. Am Heck des Bootes war ein kleines, mit vier schmalen Sitzbrettern ausgestattetes Kanu festgebunden.
    »Nicht schlecht, oder?« fragte Melanie und griff nach dem Tau, um das Boot ans Dock heranzuziehen.
    »Es ist größer, als ich erwartet hatte«, entgegnete Kevin. »Solange der Motor nicht seinen Geist aufgibt, müßten wir eigentlich prima zurechtkommen. Zurückpaddeln möchte ich die Strecke nicht unbedingt.«
    »Im schlimmsten Fall lassen wir uns zurücktreiben«, stellte Melanie unerschrocken klar. »Schließlich fahren wir ja flußaufwärts.«
    Sie verstauten ihre Taschen und den Proviant an Bord. Während Melanie auf dem Anleger stehenblieb, ging Kevin zum Heck und inspizierte den Motor. Er begriff auf Anhieb, wie er funktionierte, zumal die aufgeklebten Bedienungshinweise sogar in Englisch verfaßt waren. Er stellte die Drosselklappe auf Start und zog an der Schnur. Zu seiner großen Überraschung dröhnte der Motor gleich beim ersten Versuch los. Er gab Melanie ein Zeichen, ins Boot zu springen, legte den Vorwärtsgang ein, und der Ausflug begann.
    Während sie den Anleger hinter sich ließen, sahen sie alle zurück in Richtung Cogo, um festzustellen, ob sie jemand beobachtet hatte. Doch der einzige Mensch weit und breit war der Mann, der die Chickee Hut Bar reinigte, und er sah nicht einmal auf.
    Wie geplant fuhren sie zunächst in Richtung Westen, um vorzutäuschen, daß sie nach Acalayong wollten. Kevin stellte den Hebel auf Halbgas und freute sich, wie schnell das Boot jetzt durch die Flußmündung schipperte. Zunächst war der recht lange und schwere Kahn nur langsam in Gang gekommen. Er sah auch nach dem Kanu, das sie im Schlepptau hatten; es trieb wie von selbst hinter ihnen her.
    Die Motorengeräusche waren so laut, daß sie sich kaum unterhalten konnten. Deshalb genoß jeder für sich die herrliche Landschaft. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber der Himmel war schon hell erleuchtet, und ganz im Osten über Gabun wurden die Zipfel der Schönwetterwolken bereits von dem ersten Sonnenlicht angestrahlt. Zu ihrer Rechten verlief die Küste Äquatorialguineas; die dichte Urwaldvegetation reichte bis ans Ufer. Überall in dem breiten Flußdelta sahen sie andere Fischerboote, die sich geisterhaft durch den noch immer über dem Wasser wabernden Nebelschleier bewegten. Als sie Cogo weit hinter sich gelassen hatten, tippte Melanie Kevin auf die Schulter. Er wandte sich zu ihr um, woraufhin sie eine weite, kreisende Handbewegung machte. Mit einem kurzen Nicken ging er zurück an den Steuerhebel und brachte das Boot auf südlichen Kurs.
    Als sie zehn Minuten nach Süden gefahren waren, brachte er das Boot in einem langgestreckten Wendemanöver auf Westkurs. Als sie nun nochmals an Cogo vorbeifuhren, waren sie mindestens eine Meile von der Küste entfernt. Auf diese Distanz konnten sie kaum einzelne Häuser ausmachen. Als schließlich die Sonne durchbrach, bestaunten sie den riesigen rötlich-goldenen Feuerball. Die ersten paar Minuten war der Äquatornebel noch so dicht, daß sie ohne Augenschutz in die Sonne sehen konnten. Doch die heißen Sonnenstrahlen sorgten schnell dafür, daß der Nebelschleier verdunstete; die Lichteinstrahlung war sehr intensiv. Melanie setzte sich als erste ihre Sonnenbrille auf, Candace und Kevin taten es ihr allerdings bald nach. Wiederum ein paar Minuten später zogen sie sich die ersten Kleidungsstücke aus, die sie in der Morgenfrische noch als recht angenehm empfunden hatten. Zu ihrer Linken sahen sie jetzt die Inselkette, die sich an

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