Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
der Wagen zusehends beschleunigte, behielt er im Rückspiegel sein Haus im Auge.
Sie ließen sich noch zwei Straßenblöcke weiterrollen. Hier flachte der Hügel allmählich ab, das Auto rollte aus und kam schließlich zum Stehen. Erst jetzt steckte Kevin den Schlüssel ins Zündschloß und ließ den Motor an. Jeder schlug seine Tür zu.
Als sich ihre Blicke im Halbdunkel des Wageninneren trafen, lächelten sie sich erleichtert an. Ihre Herzen schlugen ihnen bis zum Hals, so aufgeregt waren sie.
»Wir haben es geschafft!« rief Melanie.
»Bis hierher ja«, stimmte Kevin ihr zu.
Er fuhr an und machte zunächst einen großen Bogen um sein Haus. Dann brauste er in Richtung Autowerkstatt davon. »Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein, daß die Leute von der Werkstatt uns keine Probleme bereiten«, stellte Melanie fest.
»Absolut sicher bin ich mir natürlich nicht«, entgegnete Kevin. »Aber ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich. Die Leute von der Werkstatt leben in Cogo ihr eigenes Leben. Außerdem können wir davon ausgehen, daß Siegfried die Geschichte über unser Verschwinden und Wiederauftauchen geheimgehalten hat. Wenn er im Ernst vorhat, uns den äquatorialguinesischen Behörden auszuliefern, hätte er keine andere Wahl.«
»Hoffentlich hast du recht«, sagte Melanie und seufzte. »Ich frage mich, ob wir uns nicht doch lieber einfach hinter einen der Lastwagen klemmen und versuchen sollten, so schnell wie möglich aus der Zone herauszukommen, anstatt uns auch noch um vier Amerikaner zu kümmern, die wir nicht einmal kennen.«
»Da diese Leute einen Weg gefunden haben, in die Zone hereinzukommen, gehe ich davon aus, daß sie auch einen Plan haben, wie sie wieder rauskommen«, entgegnete Kevin. »Durch das Haupttor sollten wir es wirklich nur im alleräußersten Notfall versuchen.«
Sie bogen auf das Gelände der Autowerkstatt ein, in der wie immer nachts Hochbetrieb herrschte. Das Flutlicht war so grell, daß sie ihre Augen zusammenkneifen mußten. Sie fuhren weiter bis zu dem Bereich, in dem Reparaturen vorgenommen wurden. Kevin parkte hinter einer Bucht mit einer hydraulischen Hebebühne, mit der gerade das Fahrerhaus eines Sattelschleppers hochgefahren worden war. Unter der Hebebühne standen einige ölbeschmierte Mechaniker und kratzten sich am Kopf.
»Wartet hier«, forderte Kevin die Frauen auf und stieg aus. Er ging auf die Männer zu und begrüßte sie. Melanie und Candace beobachteten ihn. Candace drückte ihre Daumen.
»Wenigstens sind sie nicht sofort ans Telefon gestürzt, als sie ihn gesehen haben«, bemerkte Melanie. Die Frauen beobachteten, wie einer der Mechaniker wegging und durch eine Tür im Inneren der Werkstatt verschwand. Kurz darauf kam er mit einer langen, schweren Kette zurück und überreichte sie Kevin, der unter dem Gewicht beinahe das Gleichgewicht verlor.
Mit einem vor Anstrengung immer röter werdenden Kopf taumelte er zurück zum Toyota. Melanie ahnte, daß er kurz davor war, die Kette fallen zu lassen, und sprang aus dem Wagen, um die Klappe der Ladefläche zu öffnen.
Der Wagen sackte spürbar ab, als er die schwere Kette hineinfallen ließ.
»Ich hatte zwar um eine schwere Kette gebeten«, brachte Kevin hervor. »Aber so schwer sollte das Ding nun auch wieder nicht sein.«
»Was hast du ihnen denn erzählt?« fragte Melanie.
»Ich habe gesagt, daß dein Auto im Matsch steckengeblieben ist«, erwiderte Kevin. »Sie haben nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Allerdings haben sie uns auch keine Hilfe angeboten.« Sie stiegen wieder ein und fuhren zurück in Richtung Cogo.
»Bist du sicher, daß unser Plan funktioniert?« fragte Candace vom Rücksitz.
Auf dem letzten Stück des Weges sagte niemand ein Wort. Sie wußten, daß nun der schwierigste Part begann. Als sie auf den Rathausparkplatz einbogen und Kevin das Licht ausschaltete, knisterte es im Wagen förmlich vor Spannung. Der als Armeeposten dienende Raum war hell erleuchtet. Als sie näher kamen, hörten sie Musik. Die Soldaten hörten wie ihre Kollegen afrikanische Musik, doch im Gegensatz zu ihnen hatten sie den Kassettenrecorder bis zum Anschlag aufgedreht.
»Auf so eine Party hatte ich gehofft«, sagte Kevin und fuhr in einem großen Bogen von hinten an das Gebäude heran. Im Schatten der Arkade konnte er so gerade die Lichtschächte des unterirdischen Gefängnisses erkennen.
Etwa zwei Meter vor dem Gebäude brachte er den Wagen zum Stehen und zog die Handbremse an. Wie gebannt starrten die drei
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