Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
studierte, die ihm so gut wie nichts sagten, fiel ihm plötzlich auf, wie groß sein Weinbestand war. Als er die Flaschen in einem der Regale zählte und den Bestand auf den gesamten Raum hochrechnete, kam er auf mehr als dreihundert Flaschen.
»Nicht schlecht«, murmelte er vor sich hin, während in seinem Kopf ein Plan Gestalt annahm. Er schnappte sich einen Armvoll Flaschen und stieß die Pendeltür zur Küche auf. Esmeralda, die gerade zu Abend aß, sprang dienstbeflissen auf.
»Ich muß Sie um einen Gefallen bitten«, begann Kevin. »Würden Sie den Soldaten, die unten am Treppenabsatz Wache stehen, bitte diese Flaschen und einen Korkenzieher bringen?«
»So viele?« fragte Esmeralda verwirrt.
»Ja«, erwiderte Kevin. »Und ich möchte, daß Sie den Soldaten im Rathaus auch etwas von dem Wein bringen. Wenn sie fragen, wie sie zu der Ehre kommen, erzählen Sie ihnen, daß ich von hier weggehe und mir daran gelegen ist, daß sie in den Genuß des guten Weines kommen - und nicht der Zonenmanager.«
Esmeralda sah Kevin an und griente über das ganze Gesicht.
»Ich glaube, ich verstehe, was Sie vorhaben.« Sie nahm eine große Einkaufstasche aus dem Schrank, packte sie mit Weinflaschen voll und verschwand kurz darauf durch die Speisekammer, um die Soldaten in der Eingangsdiele zu beglücken. Kevin lief ein paarmal zwischen dem Vorratsraum und der Küche hin und her und stapelte eine Batterie Weinflaschen auf dem Tisch, darunter auch ein paar Flaschen Portwein.
»Was ist los?« fragte Melanie durch den geöffneten Türspalt. »Wir warten auf dich. Wo bleibt der Wein?«
Kevin reichte ihr eine der Flaschen und erklärte, daß er noch ein paar Minuten brauche und sie schon ohne ihn anfangen sollten zu essen. Melanie drehte die Flasche um und warf einen Blick auf das Etikett.
»Das gibt’s doch nicht! Château Latour?« staunte sie und feixte fröhlich. Dann ging sie zurück ins Eßzimmer. Esmeralda kehrte zurück und vermeldete, daß die Soldaten sich sehr gefreut hätten. »Aber ich bringe ihnen besser auch noch ein wenig Brot. Das verstärkt ihren Durst.«
»Eine hervorragende Idee«, entgegnete Kevin. Er füllte die Einkaufstasche erneut mit Weinflaschen und hob sie an. Sie war ziemlich schwer, aber Esmeralda würde schon damit klarkommen.
»Geben Sie mir Bescheid, wie viele Soldaten im Rathaus postiert sind«, forderte er Esmeralda auf und reichte ihr die Tasche. »Es sollte auf alle Fälle für jeden genug zu trinken dasein.«
»Normalerweise stehen nachts immer vier Soldaten Wache«, erklärte Esmeralda.
»Dann dürften zehn Flaschen genügen«, stellte Kevin fest. »Zumindest für den Anfang.« Dann grinste er Esmeralda verschmitzt an, die sein Grinsen erwiderte. Er holte tief Luft und öffnete die Tür zum Eßzimmer. Er war gespannt, was die Frauen von seiner Idee hielten.
Kevin drehte sich um und sah auf die Uhr. Es war kurz vor Mitternacht. Er richtete sich auf und setzte sich auf die Bettkante. Dann stellte er den Wecker aus, den er auf Punkt Mitternacht gestellt hatte, und streckte sich.
Sein Plan hatte während des Abendessens eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Sie hatten die ursprüngliche Idee verfeinert und zu Ende gedacht und waren sich schließlich einig gewesen, daß das Vorhaben einen Versuch wert war. Nachdem sie alle Vorbereitungen getroffen hatten, hatten sie beschlossen, sich noch ein wenig auszuruhen. Doch obwohl er furchtbar erschöpft war, hatte Kevin kein Auge zugemacht. Er war einfach zu aufgedreht. Außerdem waren die Soldaten immer lauter geworden. Zuerst hatten sie sich nur angeregt miteinander unterhalten, doch seit einer halben Stunde wurden sie zusehends lauter und begannen, ohrenbetäubend und betrunken herumzugrölen.
Esmeralda hatte die beiden Soldatengruppen im Laufe des Abends zweimal besucht. Als sie das erste Mal vom Rathaus zurückgekehrt war, hatte sie verkündet, daß der teure französische Wein so richtig eingeschlagen habe. Nach ihrem zweiten Besuch hatte sie Kevin berichtet, daß von der ersten Lieferung so gut wie nichts mehr übrig sei.
Kevin zog sich schnell im Dunkeln an und schlüpfte auf den Flur. Er wollte auf keinen Fall das Licht anknipsen. Zum Glück schien der Mond relativ hell, so daß er den Weg zu den Gästezimmern mühelos fand. Zuerst klopfte er an Melanies Tür. Er war überrascht, als sie sofort öffnete.
»Ich habe schon auf dich gewartet«, flüsterte sie. »Ich konnte nicht schlafen.«
Dann schlichen sie gemeinsam zu
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