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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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entgegnete Kevin. »Die Armee kennt sich mit Hinrichtungen gut aus. In den vergangenen Jahren hat sie ziemlich oft üben dürfen.«
    »Dann stehen wir ja noch tiefer in Ihrer Schuld, als wir dachten«, staunte Jack. »Ich hatte keine Ahnung, daß uns so ein Schicksal geblüht hätte.«
    Laurie sah aus dem Seitenfenster. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie ernsthaft ihr Leben in Gefahr gewesen war. Und sie waren noch längst nicht in Sicherheit! Ihr lief ein kalter Schauer den Rücken herunter.
    »Wieso haben sie euch denn eigentlich auf dem Kieker?« fragte Warren.
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Melanie. »Unsere auch«, fügte Laurie hinzu.
    »Eine Frage vorab«, schaltete Kevin sich ein. »Sind Sie wegen Carlo Franconi hier?«
    »Jetzt haut’s mich aber um!« rief Jack. »Sind Sie Hellseher? Ich kann es gar nicht fassen! Woher wissen Sie das? Und was machen Sie eigentlich hier in Cogo?«
    »Ich persönlich?« fragte Kevin zurück. »Sie alle drei«, erwiderte Jack.
    Kevin, Melanie und Candace sahen sich an, um sich zu verständigen, wer als erster antworten sollte.
    »Wir haben alle mit demselben Projekt zu tun«, erklärte Candace. »Ich spiele nur eine ziemlich unbedeutende Rolle. Ich bin Intensivschwester und gehöre zu einem Transplantationsteam.«
    »Ich bin Reproduktionstechnologin«, sagte Melanie. »Ich stelle das Rohmaterial zur Verfügung, damit Kevin sein magisches Werk verrichten kann, und wenn er das getan hat, sorge ich dafür, daß aus seinen Kreationen auch tatsächlich etwas entsteht.«
    »Ich bin Molekularbiologe«, erklärte Kevin und seufzte, als ob er seine Berufswahl bedauern würde. »Jemand, der die Grenzen überschritten und einen prometheischen Fehler begangen hat.«
    »Moment!« rief Jack dazwischen. »Das wird mir zu literarisch! Ich habe zwar schon mal von Prometheus gehört, aber im Augenblick ist mir entfallen, was es mit ihm auf sich hatte.«
    »Prometheus war ein Titan der griechischen Mythologie«, erklärte Laurie. »Er hat Zeus das Feuer geraubt und es der Menschheit gebracht.«
    »Und ich habe unabsichtlich einigen Tieren das Feuer gebracht«, fuhr Kevin fort. »Ich muß irgendwo beim Übertragen der Chromosomenabschnitte einen Fehler gemacht haben. Es muß bei der Transposition des kleinen Arms von Chromosom 6 von einer Zelle auf eine andere passiert sein, also in unserem Fall bei der Übertragung von einer Spezies auf eine andere.«
    »Sie haben menschliche Chromosomenabschnitte herausgelöst und sie Affen eingesetzt«, stellte Jack fest.
    »Ich habe sie in die befruchtete Eizelle eines Affen eingesetzt«, stellte Kevin klar. »Genauer gesagt, in die befruchtete Eizelle eines Bonobos.«
    »Was Sie gemacht haben«, fuhr Jack fort, »könnte man also als die maßgeschneiderte Kreation einer perfekten Organtransplantationsquelle für ein bestimmtes Individuum bezeichnen.«
    »Ganz genau«, stimmte Kevin zu. »An so etwas hatte ich anfangs allerdings nicht im geringsten gedacht. Bis ich hier anfing, hat mich immer nur die Forschung interessiert. Aber dann ist jemand auf mich zugekommen und hat mich damit geködert, daß man das in meiner Entdeckung steckende Wirtschaftspotential nutzen müsse, und so bin ich hier gelandet.«
    »Das ist ja der Wahnsinn!« rief Jack. »Klingt genial und eindrucksvoll, aber auch ein bißchen unheimlich.«
    »Unheimlich ist noch stark untertrieben«, entgegnete Kevin. »Es ist eine beispiellose Tragödie. Das Problem ist nämlich, daß ich zu viele menschliche Gene in die Eizellen der Bonobos übertragen habe. Ich habe aus Versehen eine Rasse von Frühmenschen kreiert.«
    »Meinen Sie eine Art Neandertaler?« fragte Laurie.
    »Primitiver«, erwiderte Kevin. »Eine Frühstufe in der Entwicklung des Menschen, die ein paar Millionen Jahre vor dem Neandertaler existiert haben muß. Aber immerhin sind unsere Kreaturen clever genug, um Feuer zu machen, Werkzeuge herzustellen und miteinander zu kommunizieren.«
    »Und wo befinden sich diese Kreaturen?« fragte Laurie besorgt.
    »Sie sind auf einer Insel hier in der Nähe«, erklärte Kevin. »Bisher durften sie dort ein relativ friedliches Leben führen. Aber damit hat es nun leider ein Ende.«
    »Warum denn?« wollte Laurie wissen. Vor ihrem geistigen Auge konnte sie sich diese Frühmenschen genau vorstellen. Höhlenmenschen hatten sie schon als Kind fasziniert. Kevin resümierte die gesamte Geschichte; er begann mit den Rauchwolken und erzählte dann, wie Melanie, Candace und er auf die Insel

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