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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schwindelig. Er konnte kaum glauben, daß er mit einer so attraktiven und einnehmenden Frau unterwegs war zu einem gemeinsamen Mittagessen. Es kam ihm vor, als ob in den vergangenen Tagen mehr passiert war als in den ganzen fünf Jahren, die er jetzt schon in Cogo verbrachte. Er war so mit sich selbst beschäftigt, daß er diesmal beim Überqueren des Platzes keinen einzigen Gedanken an die Soldaten verschwendete. Er hatte das Freizeitcenter seit dem Einführungsrundgang zu Beginn seines Aufenthaltes nicht mehr betreten. Er hatte ganz vergessen, wie nett man es ausgestattet hatte und wie blasphemisch es eigentlich war, daß man ausgerechnet eine Kirche dazu auserkoren hatte, als Schauplatz für die weltlichen Vergnügungen der GenSys-Mitarbeiter herzuhalten. Den Altar hatte man zwar entfernt, doch die Kanzel stand nach wie vor auf der linken Seite an ihrem Platz. Sie wurde für Vorträge genutzt oder am Bingoabend für die Ausrufung der Zahlen. Wo einst der Altar gewesen war, hatte man jetzt eine Kinoleinwand aufgespannt - als ein ungewolltes Bekenntnis zur neuen Zeit. Das Fast-food-Restaurant lag im Keller; man erreichte es über eine Treppe im Vorraum. Kevin war überrascht, wie viele Leute sich in dem Restaurant drängelten. Von den nackten Betonwänden hallte ein wildes Stimmengewirr wider. Er mußte sich mit Candace in einer langen Reihe anstellen, bevor sie ihre Bestellungen aufgeben konnten. Als sie endlich ihr Tablett mit dem Essen in den Händen hielten, suchten sie in dem Gewimmel nach einem Sitzplatz. Es gab mehrere lange Tische, die man sich mit anderen teilen mußte und vor denen, wie bei Picknicktischen, Sitzbänke angebracht worden waren.
    »Da sind ein paar freie Plätze«, versuchte Candace das laute Stimmengewirr zu übertönen und deutete mit ihrem Tablett in den hinteren Teil des Raumes. Kevin nickte. Während er sich hinter Candace einen Weg durch das Gedränge bahnte, musterte er verstohlen die anstehenden Leute. Nachdem Bertram ihm erzählt hatte, was die anderen angeblich von ihm hielten, war er verunsichert, doch niemand schenkte ihm auch nur die geringste Beachtung.
    Er quetschte sich hinter Candace zwischen zwei Tischen hindurch und hielt sein Tablett hoch, um niemanden zu belästigen. Schließlich stellte er es auf einem freien Platz ab. Es kostete ihn einige Mühe, seine Beine über die Sitzbank zu bugsieren und unter dem Tisch zu plazieren. Als er es sich endlich halbwegs bequem gemacht hatte, hatte Candace sich bereits ihren beiden am Gang sitzenden Nachbarn vorgestellt. Kevin nickte ihnen kurz zu. Er kannte sie beide nicht.
    »Ein netter Laden«, sagte Candace und langte nach dem Ketchup. »Kommen Sie öfter her?«
    Bevor er antworten konnte, rief jemand laut seinen Namen durch den Raum. Er drehte sich um und entdeckte ein bekanntes Gesicht. Es war Melanie Becket, die Reproduktionstechnologin.
    »Kevin Marshall!« rief sie ein weiteres Mal. »Ich bin schockiert. Was machen Sie denn hier?«
    Melanie war etwa genauso alt wie Candace; sie war vor einem Monat dreißig geworden. Während Candace jedoch blond und hellhäutig war, war sie mit ihrem braunen Haar eher ein dunkler, mediterraner Typ. Ihre dunkelbraunen Augen waren beinahe schwarz.
    Kevin hob dazu an, ihr seine Begleiterin vorzustellen, doch zu seinem Entsetzen war ihm ihr Name entfallen.
    »Ich bin Candace Brickmann«, sagte Candace im gleichen Augenblick und streckte ihre Hand aus. Melanie stellte sich ebenfalls selber vor und fragte, ob sie sich zu den beiden setzen dürfe.
    »Aber klar doch«, sagte Candace.
    Da Candace und Kevin nebeneinander saßen, nahm Melanie auf der gegenüberliegenden Seite Platz.
    »Sind Sie dafür verantwortlich, daß unser Genie in dieser Giftbude speist?« wandte sich Melanie an Candace. Melanie war in Manhattan aufgewachsen; sie war eine respektlose Frau von scharfem Verstand.
    »Ich denke schon«, erwiderte Candace. »Ist es denn ungewöhnlich, daß er herkommt?«
    »Ungewöhnlich?« entgegnete Melanie. »Das ist wohl die Untertreibung des Jahres. Verraten Sie mir Ihr Geheimnis. Ich habe ihn so oft vergeblich aufgefordert, herzukommen, daß ich es schließlich aufgegeben habe, und das ist schon ein paar Jahre her.«
    »So direkt haben Sie mich nie gefragt«, versuchte Kevin sich zu rechtfertigen.
    »Wie bitte?« fragte Melanie. »Was hätte ich denn tun sollen - Ihnen eine kleine Karte zeichnen? Ich habe Sie gefragt, ob wir nicht zusammen einen Hamburger essen gehen wollen. Direkter geht es wohl

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