Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
»Einmal jetzt für die Lebertransplantation bei Mr. Winchester und das andere Mal liegt schon etwas zurück. In den weiteren Fällen mußten wir nur jeweils eine Niere transplantieren, und den Tieren geht es hervorragend.«
    »Was halten Sie eigentlich von diesem neuen Fall?« fragte Candace. »Die meisten meiner Kollegen aus dem OP-Team waren diesmal viel betroffener als beim letzten Mal. Dabei war uns doch völlig klar, daß diesmal wieder ein Bonobo geopfert werden würde.«
    Kevin sah zu Melanie hinüber. Sein Mund war auf einmal ganz trocken. Candace konfrontierte ihn da mit etwas, das er unbedingt aus seinem Kopf verdrängen wollte und was nicht zuletzt der Grund dafür war, weshalb ihn der von Isla Francesca aufsteigende Rauch so sehr beunruhigte.
    »Ich finde es auch nicht gerade schön«, gab Melanie zu. »Aber gleichzeitig bin ich so von den dahintersteckenden wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem möglichen Nutzen für die Patienten hingerissen, daß ich versuche, nicht weiter darüber nachzudenken. Außerdem hoffen wir ja, daß wir nur sehr wenige von den Affen wirklich opfern müssen. Man sollte sie eher als eine Art Versicherung betrachten: Wir greifen erst dann auf sie zurück, wenn der Kunde sie braucht. Und wir akzeptieren niemanden, der sofort ein Transplantationsorgan benötigt; jeder Kunde muß erst gut drei Jahre warten, bis sein Double herangewachsen ist. Außerdem haben wir keinen Kontakt mit den Affen. Sie leben vollkommen unter sich, abgeschieden auf einer Insel. Das ist mit Absicht so, damit hier niemand Gefahr läuft, irgendeine emotionale Beziehung zu den Tieren aufzubauen.«
    Kevin mußte schlucken. Vor seinem geistigen Auge sah er den Rauch aufsteigen, der sich langsam seinen Weg in den bleiern verhangenen Himmel bahnte. Dann versuchte er sich vorzustellen, wie der gestreßte Bonobo während der Rückholaktion einen Stein aufhob und mit tödlicher Treffsicherheit auf den Pygmäen zielte.
    »Wie nennt man noch mal die Tiere, die menschliche Gene in sich tragen?« fragte Candace.
    »Transgene Tiere«, erwiderte Melanie.
    »Genau«, sagte Candace. »Wenn wir doch bloß anstelle der Bonobos transgene Schweine verwenden könnten. Diese ganze Geschichte lastet mir schwer auf der Seele. So willkommen mir das Geld und die GenSys-Aktien auch sind - ich überlege mir wirklich, ob ich nicht lieber aus dem Projekt aussteigen soll.«
    »Das wird man aber gar nicht gerne hören«, bemerkte Melanie. »Vergessen Sie nicht: Sie haben einen Vertrag unterschrieben, und soweit ich weiß, legen unsere Chefs größten Wert darauf, daß die Mitarbeiter ihre Verträge auch einhalten.« Candace zuckte mit den Schultern.
    »Dann gebe ich ihnen eben alle Aktien und sämtliche Optionen zurück. Schließlich kann ich auch ohne diese Papiere leben. Vielleicht ginge es mir dann besser. Mir wäre wirklich wohler, wenn wir Schweine verwenden würden. Als wir den letzten Bonobo unter Narkose gesetzt haben, hätte ich schwören können, daß er uns etwas mitzuteilen versucht hat. Wir mußten Unmengen von Betäubungsmitteln einsetzen.«
    »Jetzt hört’s ja wohl auf!« fuhr Kevin plötzlich wütend dazwischen. Sein Gesicht war rot und heiß.
    »Was, zum Teufel, ist denn in Sie gefahren?« wollte Melanie wissen. Vor Überraschung hatte sie die Augen weit aufgerissen. Kevin bereute seinen Ausbruch auf der Stelle.
    »Tut mir leid«, murmelte er mit klopfendem Herzen. Er haßte es, daß er so leicht zu durchschauen war, jedenfalls hatte er ständig das Gefühl, daß man es konnte.
    Melanie verdrehte die Augen, um Candace zu verstehen zu geben, daß alles okay war, doch Candace hatte ihr Augenmerk auf Kevin gerichtet.
    »Ich hatte bei der OP den Eindruck, daß Sie sich genauso schlecht gefühlt haben wie ich«, sagte sie zu ihm. Kevin atmete geräuschvoll aus und biß in seinen Hamburger, um bloß nichts zu sagen, was er später bereuen würde.
    »Warum wollen Sie nicht darüber reden?« fragte Candace. Kevin schüttelte den Kopf und kaute weiter. Er fürchtete, daß sein Gesicht immer noch knallrot war.
    »Machen Sie sich um Kevin keine Sorgen«, sagte Melanie. »Der kommt schon wieder zu sich.«
    Candace wandte sich wieder Melanie zu. »Die Bonobos sehen so unglaublich menschlich aus«, wiederholte sie und kam damit auf ihr eigentliches Anliegen zurück. »Da sollte es einen eigentlich gar nicht wundern, daß sich nur eineinhalb Prozent ihrer Gene von unseren unterscheiden. Aber mir ist gerade noch etwas eingefallen.

Weitere Kostenlose Bücher