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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Wenn Sie die kleinen Arme von Chromosom sechs und ein paar weitere kleinere Segmente des Bonobo-Genoms durch menschliche DNA ersetzen - wieviel Prozent der Gene tauschen Sie dann Ihrer Meinung nach aus?«
    Melanie sah Kevin an, während sie im Kopf nachrechnete. »Eine interessante Frage«, murmelte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Das wären zwei Prozent.«
    »Ja«, raunzte Kevin und mischte sich jetzt wieder ein. »Aber die eineinhalb Prozent Unterschied befinden sich schließlich nicht komplett auf dem kleinen Arm von Chromosom sechs.«
    »Jetzt beruhigen Sie sich doch, Kevin!« wies Melanie ihn zurecht. Sie stellte ihr Getränk ab, langte über den Tisch und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. »Warum gehen Sie denn gleich so an die Decke? Wir unterhalten uns doch nur miteinander. Das ist ganz normal, wenn Menschen zusammen an einem Tisch sitzen. Ich weiß, daß Sie das vielleicht komisch finden, weil Sie lieber mit Ihrer Zentrifuge kommunizieren - aber was ist denn nur mit Ihnen los?«
    Kevin seufzte. Obwohl es eigentlich nicht seinem Naturell entsprach, beschloß er, sich diesen beiden aufgeweckten und so selbstsicher wirkenden Frauen anzuvertrauen. Ja, gestand er, er mache sich in der Tat Sorgen.
    »Als ob wir es nicht geahnt hätten!« rief Melanie und verdrehte erneut die Augen. »Könnten Sie nicht vielleicht ein bißchen deutlicher werden? Was genau liegt Ihnen auf der Seele?«
    »Genau das, wovon Candace gerade geredet hat«, erklärte Kevin.
    »Sie hat alles mögliche gesagt«, entgegnete Melanie.
    »Ja, und bei allem, was sie sagt, beschleicht mich das ungute Gefühl, daß ich einen Riesenfehler gemacht habe.« Melanie nahm ihre Hand von seiner Schulter und starrte in seine topasfarbenen Augen.
    »Inwiefern?« fragte sie.
    »Indem ich so viel menschliche DNA verwendet habe«, erwiderte Kevin. »Der kleine Arm von Chromosom sechs besteht aus Millionen von Basenpaaren und Hunderten von Genen, von denen die meisten nichts mit dem Haupthistokompatibilitätskomplex zu tun haben. Ich hätte die für den Histokompatibilitätskomplex zuständigen Gene isolieren sollen, anstatt den einfachen Weg zu gehen.«
    »Mein Gott«, versuchte Melanie ihn zu beruhigen. »Dann haben die Viecher eben ein paar menschliche Proteine mehr in sich. Was soll’s!«
    »Genau das habe ich auch zuerst gedacht«, erwiderte Kevin.
    »Bis ich über das Internet angefragt habe, ob irgend jemand weiß, welche Gene sich sonst noch auf dem kleinen Arm von Chromosom sechs befinden. Unglücklicherweise lautete eine der Antworten, daß dort auch ein großer Teil der für unsere Entwicklung zuständigen Gene angeordnet sind. Deshalb habe ich jetzt keine Ahnung mehr, was ich da womöglich kreiert habe.«
    »Natürlich wissen Sie, was Sie kreiert haben«, widersprach Candace. »Einen transgenen Bonobo.«
    »Ja«, sagte Kevin. Seine Augen funkelten. Er atmete schnell, und auf seiner Stirn standen Schweißperlen. »Und damit, fürchte ich, habe ich die Grenzen überschritten.«

 
    Kapitel 6
    5. März 1997, 13.00 Uhr
    Cogo, Äquatorialguinea
     
    Bertram bog mit seinem drei Jahre alten Cherokee-Jeep auf den Parkplatz hinter dem Rathaus ein und trat kräftig auf die Bremse. Das Auto hatte ihm schon jede Menge Ärger bereitet und war bereits unzählige Male zur Reparatur in der Werkstatt gewesen. Allerdings hatte sich das Problem nie vollständig beheben lassen, und wenn er daran dachte, daß dieser Kevin Marshall es offensichtlich gar nicht zu schätzen wußte, alle zwei Jahre einen nagelneuen Toyota vor die Tür gestellt zu bekommen, ärgerte er sich maßlos. Er selbst sollte erst in einem Jahr einen neuen Wagen bekommen.
    Er ging unter der Arkade her und stieg die Treppe zur Veranda hinauf, die das gesamte Gebäude umgab. Von dort steuerte er auf das Büro des lokalen GenSys-Leiters zu, das auf speziellen Wunsch von Siegfried Spallek nicht klimatisiert war. Unter der Decke hing ein großer Ventilator, dessen Flügel langsam rotierten und dabei ein ungleichmäßiges Summen erzeugten. Die langen, flachen Flügel hielten die warme, feuchte Luft in dem Raum ständig in Bewegung.
    Bertram hatte seinen Besuch telefonisch angekündigt, so daß Siegfrieds Assistent Aurielo, ein von der Insel Bioko stammender Schwarzer mit derben Gesichtszügen, ihn bereits erwartete und ihn sofort in das Büro des Zonenmanagers bat. Aurielo hatte in Frankreich eine Lehrerausbildung absolviert und war dann arbeitslos gewesen, bis GenSys die ›Zone‹ eingerichtet

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