Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
›Feuer verwenden‹ verstehen, daß die Affen sich ein Lagerfeuer anzünden, um sich zu wärmen und Essen zu kochen?« Dann lachte er auf seine unangenehme, höhnische Art lauthals los. »Ich weiß ja wirklich nicht viel über euch Großstadt-Amerikaner. Aber hier im Dschungel macht ihr euch offenbar vor eurem eigenen Schatten in die Hose!«
»Ich weiß ja selber, daß es lächerlich klingt«, entgegnete Bertram. »Außer ihm hat natürlich niemand den Rauch gesehen. Und selbst wenn - wahrscheinlich ist irgendwo ein Blitz eingeschlagen. Das Problem ist nur: Er will rüber auf die Insel und nachsehen.«
»Ausgeschlossen!« stellte Siegfried klar. »In der Nähe der Insel hat niemand etwas zu suchen! Ausnahmen gibt es nur für Rückholaktionen - und auch die gelten nur für das dafür vorgesehene Team. Das ist eine eindeutige Anweisung der Zentrale. Ansonsten darf einzig und allein der Pygmäe Kimba die Insel betreten, um den Tieren die Zusatznahrung zu bringen.«
»Genau das habe ich ihm auch erzählt«, sagte Bertram. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, daß er sich auf eigene Faust auf den Weg macht, aber ich dachte, es wäre vielleicht besser, Sie zu informieren.«
»Da haben Sie recht«, entgegnete Siegfried. »Dieses verdammte kleine Arschloch! Der Kerl ist mir wirklich langsam ein Dorn im Auge.«
»Und dann ist da noch etwas«, fuhr Bertram fort. »Er hat auch Raymond Lyons von dem Rauch erzählt.« Siegfried knallte seine gesunde Hand mit einer solchen Wucht auf den Schreibtisch, daß Bertram vor Schreck einen Schritt zurückwich. Dann stand der Zonenmanager auf und ging ans Fenster, von dem aus er den Platz überblicken konnte. Er ließ seinen Blick in Richtung Krankenhaus schweifen und erinnerte sich daran, daß er diesen eigenbrötlerischen und belesenen Forscher schon bei ihrer ersten Begegnung nicht gemocht hatte. Als er dann auch noch erfahren hatte, daß Kevin in dem zweitbesten Haus der Stadt untergebracht wurde, war er vor Wut außer sich geraten. Eigentlich hatte er eine derartige Vergünstigung für einen seiner loyalen Untergebenen vorgesehen.
»Dieser Typ ist eine Plage!« schnaubte Siegfried, während er seine gesunde Hand zur Faust ballte und die Zähne zusammenbiß.
»Er ist fast fertig mit seiner Forschungsarbeit«, entgegnete Bertram. »Es wäre wirklich ein Jammer, wenn er gerade jetzt alles verpatzen würde. Es läuft doch alles so gut.«
»Was hat Lyons denn gesagt?« wollte Siegfried wissen.
»Nichts«, erwiderte Bertram. »Er hat Kevin geraten, seine Phantasie nicht mit sich durchgehen zu lassen.«
»Vielleicht sollte ich ihn unter Beobachtung stellen«, grummelte Siegfried. »Ich werde es auf keinen Fall zulassen, daß irgend jemand dieses Projekt zerstört, basta! Dafür ist es einfach zu lukrativ.«
Bertram erhob sich. »Darum muß Ihre Abteilung sich kümmern«, sagte er und ging zur Tür. Er war sich sicher, daß er den richtigen Samen gestreut hatte.
Kapitel 7
5. März 1997, 7.25 Uhr
New York City
Da ihm der billige Rotwein und die kurze Nacht noch in den Knochen steckten, kam Jack an diesem Morgen mit seinem Fahrrad langsamer voran als sonst. Normalerweise war er spätestens um Viertel nach sieben im ID-Raum des Gerichtsmedizinischen Instituts. Doch als er den Fahrstuhl im Erdgeschoß der Leichenhalle verließ, stellte er erschrocken fest, daß es schon fünf vor halb acht war. Nicht daß er sich etwa verspätet hatte; aber er hielt sich nun einmal gerne an seinen Zeitplan, denn er hatte im Laufe der Jahre gelernt, daß diszipliniertes Arbeiten ihm über seine Depressionen hinweghalf. Als erstes schenkte er sich aus der Gemeinschafts-Kaffeemaschine eine Tasse Kaffee ein. Schon der Duft des Kaffees beflügelte seine Sinne, was er auf den Effekt der pawlowschen Konditionierung zurückführte. Er nahm seinen ersten Schluck und fühlte sich wie im siebten Himmel. Obwohl er sich kaum vorstellen konnte, daß das Koffein so schnell Wirkung zeigte, schien sein leichter Kater bereits im Verschwinden begriffen zu sein. Er ging zu dem Sektionsgehilfen Vinnie Amendola hinüber, dessen Tagschicht sich mit der Nachtschicht seines Kollegen überschnitt. Vinnie hatte es sich wie immer an einem der metallenen Institutsschreibtische gemütlich gemacht, an denen normalerweise der Schreibkram erledigt wurde. Seine Füße hatte er hochgelegt und das Gesicht hinter der Morgenzeitung versteckt.
Jack zog einen Zipfel der Zeitung herunter und brachte Vinnies italienische
Weitere Kostenlose Bücher