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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ersten Mal versucht, den Arzt zu erreichen. Danach hatte er noch zwei weitere Male angerufen, ohne mit ihm sprechen zu können. Jedesmal hatte die Rezeptionsdame ihm versprochen, daß Dr. Levitz ihn zurückrufen werde, doch er hatte vergeblich gewartet. In seinem aufgewühlten Zustand ärgerte sich Raymond maßlos über diese Unhöflichkeit. Da sich die Praxis von Dr. Levitz ganz in der Nähe seines Apartments befand, beschloß er schließlich, persönlich bei ihm vorbeizuschauen, anstatt weiter neben dem Telefon auszuharren.
    »Mein Name ist Dr. Raymond Lyons«, wandte er sich mit der nötigen Autorität an die Rezeptionsdame. »Ich möchte mit Dr. Levitz sprechen.«
    »Ich sehe mal nach, was ich tun kann, Dr. Lyons«, entgegnete sie. Sie wirkte genauso elegant und matronenhaft wie die Rezeptionistin von Dr. Anderson. »Sie stehen nicht in unserem Terminkalender. Werden Sie von Dr. Levitz erwartet?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Raymond.
    »Dann werde ich dem Doktor Bescheid sagen, daß Sie hier sind«, sagte die Rezeptionsdame unverbindlich. Raymond nahm in dem überfüllten Wartezimmer Platz und blätterte in einem der zahlreichen Magazine herum. Doch er konnte sich weder auf die Fotos noch auf den Text konzentrieren. Seine innere Anspannung verwandelte sich allmählich in Wut, und er begann sich zu fragen, ob es wirklich klug gewesen war, Dr. Levitz in seiner Praxis aufzusuchen. Den ersten der beiden weiteren Transplantationspatienten ausfindig zu machen, hatte ihn keine große Mühe gekostet. Er hatte den vermittelnden Arzt aus Dallas, Texas, gleich beim ersten Versuch erreicht, und der Arzt hatte ihm versichert, daß es seinem Nierentransplantationspatienten, einem prominenten ortsansässigen Geschäftsmann, bestens gehe und daß der Mann unter keinen Umständen ein potentieller Autopsie-Kandidat sei. Bevor sie sich voneinander verabschiedet hatten, hatte der Arzt Raymond noch hoch und heilig versprochen, ihn sofort zu informieren, falls es mit der Gesundheit des Patienten irgendwann einmal bergab gehen sollte. Da Dr. Levitz ihn einfach nicht zurückgerufen hatte, wußte er immer noch nicht, wie es um den dritten Transplantationsfall bestellt war. Die Warterei belastete ihn und ging ihm ziemlich auf die Nerven.
    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Die Ausstattung war genauso feudal wie bei Dr. Anderson: teure burgundfarbene Tapeten, Original-Ölgemälde und echte Orientteppiche. Die geduldig wartenden Patienten waren eindeutig wohlhabend, wie man an ihrer Kleidung, an ihrer Körperhaltung und an ihren Juwelen unschwer erkennen konnte. Die Minuten verstrichen, und Raymond wurde immer wütender. Ganz offensichtlich war Dr. Levitz ein äußerst erfolgreicher Arzt, und das machte die Warterei für ihn nur noch schlimmer. Es erinnerte ihn an seine eigene verfahrene Situation: Ihm hatte man die Lizenz entzogen, weil er sich dabei hatte erwischen lassen, wie er die staatliche Krankenkasse betrogen hatte. Hier aber praktizierte dieser Dr. Levitz völlig unbehelligt in seiner Luxuspraxis, dabei war es ganz offensichtlich, daß er seine Einnahmen zumindest zum Teil der Behandlung von Mitgliedern der verschiedenen Mafia-Clans verdankte. Levitz war mit schmutzigem Geld wohlhabend geworden, das lag auf der Hand. Außerdem war Raymond sicher, daß auch Dr. Levitz die Krankenkasse leimte. Das tat doch heutzutage jeder. Im Wartezimmer erschien eine Arzthelferin und räusperte sich. Erwartungsvoll rutschte Raymond auf dem Sofa nach vorn. Doch sie rief einen anderen Namen auf. Während der Patient aufstand, seine Zeitschrift weglegte und im Inneren der Praxis verschwand, ließ Raymond sich in die Polster zurücksinken. Er kochte vor Wut. Daß er Leuten wie Dr. Levitz ausgeliefert war, bestärkte in ihm den Drang, endlich finanziell abgesichert zu sein. Mit dem »Double«-Programm hatte er es fast geschafft. Er konnte unmöglich zulassen, daß das ganze Projekt aus irgendeinem dummen, unvorhersehbaren, aber leicht zu behebenden Grund den Bach runterging. Um Viertel nach drei wurde er endlich in die heiligen Hallen von Dr. Levitz vorgelassen. Levitz war ein kleiner Mann mit Glatze und zahlreichen nervösen Marotten. Er hatte einen Schnäuzer, doch sein äußerst spärlich sprießender Bartwuchs ließ ihn ausgesprochen unmännlich erscheinen. Raymond hatte sich schon immer gefragt, womit es dieser Mann bloß schaffte, sich das Vertrauen so vieler Patienten zu sichern.
    »Das ist vielleicht ein Tag heute!«

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