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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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schließlich verstummte.
    »Ganz meinerseits«, antwortete Jack. Er spürte, dass die ganze Situation leicht verkrampft war. Randolph war unvorstellbar steif. Zwar hatte er den perfekt maßgeschneiderten Anzug ausgezogen, den er bei Gericht trug, doch seine Vorstellung von Freizeitkleidung bestand in einem gestärkten, frisch gebügelten, langärmeligen weißen Oxford-Hemd, einer leichten wollenen Bundfaltenhose mit messerscharfer Bügelfalte und einem sommerlichen Kaschmir-Pullover. Als weiteres Anzeichen für seine Korrektheit schien er im Gegensatz zu Jack und Craig, die beide abendliche Bartstoppeln aufwiesen, frisch rasiert zu sein, und sein silbergraues Haar war genauso perfekt frisiert wie im Gerichtssaal.
    »Sollen wir uns hier an den Tisch setzen oder rüber ins Wohnzimmer gehen?«, fragte Alexis als Gastgeberin.
    »Wie es Ihnen lieber ist«, antwortete Randolph. »Aber wir müssen uns beeilen. Ich habe heute Abend noch eine Menge Vorbereitungen zu erledigen.«
    Schließlich saßen sie doch wieder alle um den Tisch herum, an dem sie vor Randolphs Eintreffen gesessen hatten.
    »Alexis hat mir von Ihrem Vorschlag erzählt, die Verstorbene zu obduzieren«, sagte Randolph. »Vielleicht können Sie mir erklären, warum das in letzter Minute noch von Bedeutung sein könnte.«
    Für Jacks Ohren sprach er mit jenem echten Wohlklang, den Jack mit neuenglischen Eliteschulen verband, und plötzlich kam ihm der Gedanke, dass Randolph genau den Archetypus verkörperte, dem Jordan entgegenstrebte. Warum er das jedoch wollte, war ihm schleierhaft, denn in Jacks Augen war Randolph ein vollkommen leidenschaftsloser Mensch, ein Gefangener seiner zurückhaltenden Förmlichkeit.
    Jack spulte seine kurze Liste von Argumenten ab, die für eine Obduktion sprachen, erwähnte jedoch mit keinem Wort seine Theorien zu einer möglichen Verschwörung oder einem wie auch immer gearteten Verbrechen. Dann folgte sein typischer Spruch, dass es die Aufgabe des Rechtsmediziners sei, für die Toten zu sprechen. »Kurzum«, sagte Jack als eine Art Zusammenfassung, »ich glaube, dass eine Autopsie es Patience Stanhope ermöglichen würde, noch einmal rechtliches Gehör zu finden. Ich hoffe, genug pathologische Befunde zu entdecken, um Craig zu entlasten, oder zumindest ausreichend Argumente zu liefern, die für ein Mitverschulden sprechen, denn es ist ja belegt, dass die Verstorbene eine empfohlene gründliche kardiologische Untersuchung verweigert hat.«
    Über den Tisch hinweg suchte Jack in Randolphs eisblauen Augen nach einer Reaktion. Doch es kam keine, genauso wenig wie aus seinem Mund, einem schmalen, fast lippenlosen waagrechten Schlitz auf halbem Weg zwischen seiner Nase und der Spitze seines Kinns. »Irgendwelche Fragen?«, erkundigte sich Jack in der Hoffnung, so eine Antwort aus ihm herauszulocken.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Randolph nach einer Weile. »Sie haben Ihre Sache knapp und präzise vorgetragen. Es ist eine faszinierende Möglichkeit, an die ich selbst nicht gedacht hatte, da die medizinischen Aspekte dieses Falles so klar sind. Meine größte Sorge ist die Frage der Zulässigkeit Ihrer Ergebnisse, wie auch immer sie ausfallen mögen. Falls tatsächlich etwas Relevantes und Entlastendes dabei herauskommen sollte, müsste ich einen Antrag auf Vertagung stellen, um ein korrektes Beweiserhebungsverfahren zu ermöglichen. Mit anderen Worten, die Entscheidung darüber läge beim Richter.«
    »Könnte ich nicht als Überraschungs-Entlastungszeuge aufgerufen werden?«
    »Nur um vorhergehende Aussagen zu widerlegen, nicht um neue Beweismittel einzuführen.«
    »Ich würde die Aussagen der Sachverständigen des Klägers widerlegen, die behaupten, es habe sich um einen Behandlungsfehler gehandelt.«
    »Das ist eine sehr freie Auslegung der Regeln, aber ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Die Entscheidung würde in jedem Fall beim Richter liegen, und er würde sich auch über vehementen Einspruch des Klägers hinwegsetzen können. Es wäre ein harter Kampf, und falls es uns zugestanden wird, würde es der Gegenseite Anlass zur Berufung geben.
    Ein weiterer Aspekt, der die Schwierigkeiten, neue Beweise einzuführen, zusätzlich erhöht, ist meine Erfahrung mit Richter Davidson. Er ist dafür bekannt, dass er seine Verfahren gerne zügig über die Bühne bringt, und er ist bereits verärgert über das langsame Tempo dieses Prozesses. Es besteht kein Zweifel daran, dass er ihn schnell abschließen will. In letzter Minute

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