Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Jordans Aussage sich zäh in die Länge zog, drehte Jack den Kopf und ließ seinen Blick über die Reihen der Zuschauer schweifen. Er sah Franco, der diesmal nicht ihn, sondern den Zeugen beobachtete, was ihn mit einer gewissen Erleichterung erfüllte. Jack hoffte, dass er das Vergangene ruhen lassen würde. Er suchte jemand anders und entdeckte sie in der letzten Reihe. Es war Charlene. In ihrer schwarzen Trauerkleidung sah sie ausgesprochen hinreißend aus. Jack schüttelte den Kopf. Manchmal konnte er einfach nicht glauben, zu welcher Verdorbenheit Menschen fähig waren. Sie hätte einfach nicht dort sein dürfen, und wenn es nur aus dem einen Grund gewesen wäre, den Schein zu wahren.
Je länger die Lobeshymnen dauerten, desto kribbeliger wurde Jack. Er brauchte sich das unsinnige Geschwätz dieses Schwindlers nun wirklich nicht anzuhören. Er richtete seinen Blick wieder auf Craigs Hinterkopf. Sein Schwager saß reglos da, als sei er in Trance versunken. Jack versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn er selbst in einem solchen Albtraum gefangen wäre. Er wagte einen flüchtigen Blick in Alexis’ Richtung. Sie war aufs Äußerste konzentriert und hatte die Augen leicht zusammengekniffen. Er wünschte ihr das Beste und bedauerte, dass er nicht mehr für sie tun konnte.
Gerade als Jack beschlossen hatte, dass er sich kein weiteres Wort von Jordans Aussage mehr anhören konnte, wechselte Tony die Gangart.
»Lassen Sie uns jetzt auf den 8. September 2005 zu sprechen kommen«, sagte Tony. »Ich nehme an, Ihrer Frau ging es an jenem Tag nicht besonders gut. Könnten Sie uns mit Ihren eigenen Worten beschreiben, was vorgefallen ist.«
Jordan räusperte sich. Er nahm die Schultern zurück und richtete sich gerade auf. »Es war am späten Vormittag, als mir zum ersten Mal auffiel, dass sie sich nicht wohl fühlte. Sie rief mich in ihr Schlafzimmer. Dort fand ich sie völlig aufgelöst vor.«
»Über welche Beschwerden klagte sie?«
»Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung. Sie sagte, sie huste mehr als gewöhnlich. Und sie erzählte mir, dass sie die ganze Nacht nicht geschlafen habe und es nicht mehr länger aushalte. Sie bat mich, Dr. Bowman anzurufen. Sie sagte, er solle sofort vorbeikommen. Sie sei nicht in der Lage, in seine Praxis zu fahren.«
»Gab es noch andere Symptome?«
»Sie sagte, sie habe Kopfschmerzen und ihr sei heiß.«
»Das war also alles, was ihre Symptome betraf: Bauchschmerzen, Blähungen, Husten, Kopfschmerzen und ein Hitzegefühl.«
»Im Wesentlichen ja. Ich meine, sie hatte immer eine ganze Reihe von Beschwerden, aber das waren die wichtigsten.«
»Die Ärmste«, sagte Tony. »Und für Sie war es sicher auch nicht leicht.«
»Wir haben uns bemüht, so gut wie möglich damit umzugehen«, entgegnete Jordan steif.
»Sie riefen also den Doktor an, und er kam zu Ihnen.«
»Ja.«
»Und was passierte dann?«
»Dr. Bowman untersuchte sie und empfahl ihr, das Medikament zu nehmen, das er ihr schon vorher für ihr Verdauungssystem verschrieben hatte. Außerdem riet er ihr, aufzustehen und weniger zu rauchen. Und dann sagte er noch, dass sie ihm ängstlicher vorkomme als sonst, deshalb schlug er vor, sie solle es mit einer kleinen Dosis eines Antidepressivums versuchen, das sie vor dem Schlafengehen einnehmen sollte. Er fand, es sei einen Versuch wert.«
»War Patience mit diesen Empfehlungen zufrieden?«
»Nein. Sie wollte ein Antibiotikum, aber Dr. Bowman hat sich geweigert. Er sagte, sie brauche keins.«
»Hat sie die Empfehlungen von Dr. Bowman befolgt?«
»Ich weiß nicht, welche Medikamente sie genommen hat, aber irgendwann ist sie dann doch aufgestanden. Ich fand, es ging ihr schon deutlich besser. Aber so gegen fünf Uhr sagte sie, sie würde sich wieder hinlegen.«
»Hat sie zu diesem Zeitpunkt über irgendwelche Beschwerden geklagt?«
»Eigentlich nicht. Ich meine, sie hatte immer ein paar Beschwerden, deswegen ist sie ja auch wieder ins Bett gegangen.«
»Was passierte danach?«
»Gegen sieben rief sie mich plötzlich in ihr Schlafzimmer. Sie wollte, dass ich noch einmal den Doktor anrief, weil es ihr furchtbar schlecht ging.«
»Hatte sie die gleichen Beschwerden wie morgens?«
»Nein, es waren ganz andere.«
»Welche denn?«, fragte Tony.
»Seit einer Stunde hatte sie Schmerzen in der Brust.«
»Und das war nicht das Gleiche wie die Bauchschmerzen, die sie morgens gehabt hatte?«
»Es war etwas völlig anderes.«
»Was noch?«
»Sie fühlte sich
Weitere Kostenlose Bücher