Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
gutes Timing.«
Jack musterte Lauries Gesicht. Ihr vorgeschobener Unterkiefer und die zusammengepressten Lippen verrieten deutlich, dass sie immer noch verärgert war, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, was der Grund dafür sein könnte. »Du siehst aus, als hättest du schlechte Laune. Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
»Ich hatte ein romantisches Abendessen erwartet«, sagte Laurie. Ihre Stimme klang nun eher enttäuscht als wütend. »Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass du eine ganze Meute dazu einladen würdest.«
»Warren, Natalie und Lou sind doch keine Meute«, erwiderte Jack. »Sie sind unsere besten Freunde.«
»Trotzdem, das hättest du mir sagen können und müssen«, entgegnete Laurie. Es dauerte nicht lange, bis ihr Ärger wieder die Oberhand gewann. »Ich habe in diesen Abend offensichtlich mehr hineininterpretiert, als du beabsichtigt hattest.«
Jack sah einen Moment zur Seite, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Nach all den Ängsten und zwiespältigen Gefühlen, die dieser Abend bei ihm hervorgerufen hatte, war er nicht auf eine ablehnende Haltung gefasst gewesen, auch wenn er sie nachvollziehen konnte. Anscheinend hatte er versehentlich Lauries Gefühle verletzt, während er so sehr mit seinen eigenen beschäftigt gewesen war. Der Gedanke, dass sie vermuten könnte, sie beide würden alleine sein, war ihm nicht einmal gekommen.
»Verdreh jetzt nicht die Augen!«, fuhr Laurie ihn an. »Du hättest ja auch ein bisschen gesprächiger sein und mir verraten können, was du für heute Abend im Sinn hattest. Du weißt, dass ich nichts dagegen habe, mit Warren und Lou zusammen auszugehen.«
Jack blickte wieder zur Seite und biss sich auf die Zunge, um nicht mit einer ebenso scharfen Bemerkung zu antworten. Zum Glück war er sich darüber im Klaren, dass der Abend dann womöglich unrettbar verdorben sein könnte. Er atmete tief durch, beschloss, zu Kreuze zu kriechen, und sah Laurie direkt in die Augen. »Es tut mir leid«, sagte er so aufrichtig, wie er unter diesen Umständen sein konnte. »Ich bin nicht auf die Idee gekommen, dass du gekränkt sein könntest, weil es eine Art Dinner-Party werden sollte. Ich hätte dir vorher Bescheid sagen sollen. Um ehrlich zu sein, ich habe die anderen als Unterstützung eingeladen.«
Sichtlich verwirrt runzelte Laurie die Stirn. »Wieso Unterstützung? Ich verstehe nicht.«
»Das ist jetzt gerade etwas schwierig zu erklären«, sagte Jack. »Gib mir noch eine halbe Stunde oder so, ja?«
»Meinetwegen«, antwortete Laurie, immer noch verwirrt. »Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was du mit Unterstützung meinst, aber ich nehme deine Entschuldigung an.«
»Danke«, sagte Jack. Er atmete scharf aus, ehe er seinen Blick wieder auf das Restaurant konzentrierte. »Wo bleibt denn jetzt diese Empfangsdame, und wo ist unser Tisch?«
Es dauerte noch weitere zwanzig Minuten, bis die Gruppe an einem Tisch im hinteren Teil des Essbereichs saß. Bis dahin hatte Laurie scheinbar ihren Ärger vergessen und gab vor, sich zu amüsieren, lachte viel und unterhielt sich angeregt, doch Jack spürte, dass sie es vermied, ihn anzuschauen. Sie saß rechts neben ihm, und so war das Einzige, was er von ihr sehen konnte, ihr fein geschnittenes Profil.
Zu Jacks und Lauries großer Freude erschien der gleiche Kellner mit dem gezwirbelten Schnurrbart an ihrem Tisch, der sie schon bei ihren früheren Besuchen bei Elio’s bedient hatte. Die meisten dieser Abende waren wunderbar gewesen, manche auch weniger, aber dennoch unvergesslich. Ihr letztes Essen dort, das inzwischen ein Jahr zurücklag, hatte zur zweiten Kategorie gehört und den Tiefpunkt ihrer Beziehung markiert, einer Zeit, in der sie für ein paar Monate wieder in getrennte Wohnungen gezogen waren. Bei diesem Essen hatte Laurie Jack gesagt, dass sie schwanger sei, und er war so gefühllos gewesen, sie in flapsigem Ton zu fragen, wer denn der Vater sei. Obwohl Jack und Laurie ihre Beziehung danach wieder hatten kitten können, musste die Schwangerschaft kurz darauf abgebrochen werden. Es war eine Eileiterschwangerschaft gewesen, die eine sofortige Operation erfordert hatte, um Lauries Leben zu retten.
Scheinbar aus eigenem Antrieb, in Wahrheit aber, weil Jack vorher darum gebeten hatte, brachte der Kellner langstielige Champagner-Flöten. Dann öffnete er eine Flasche. Die Tischgesellschaft applaudierte fröhlich, als der Korken mit einem lauten Knall aus der Flasche schoss. Daraufhin füllte der
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