Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Kellner rasch alle Gläser.
»Hey, Alter«, rief Warren und hielt seinen Schampus in die Höhe. »Auf die Freundschaft.«
Alle folgten seinem Beispiel bis auf Jack, der eine Hand hob. »Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich zuerst noch gerne etwas sagen. Ihr habt euch alle gefragt, warum ich euch heute Abend hierher eingeladen habe, vor allem Laurie. Die Wahrheit ist, dass ich eure Unterstützung brauchte, um etwas durchzuziehen, was ich schon lange vorhabe, wozu mir aber immer der Mut gefehlt hat. Und damit möchte ich einen ziemlich eigennützigen Toast aussprechen.« Jack griff in die Seitentasche seines Sakkos. Mit etwas Mühe gelang es ihm, ein kleines viereckiges Päckchen herauszuzerren, das in charakteristisches glänzend türkisblaues Papier eingepackt und mit einer silbernen Schleife zugebundenen war. Er legte es vor Laurie auf den Tisch und hob sein Glas. »Ich möchte einen Toast auf Laurie und mich ausbringen.«
»Alles klar!«, polterte Lou vergnügt. »Auf euch beide.« Er hob sein Glas. Die anderen taten es ihm nach, nur Laurie rührte sich nicht.
»Auf euch beide«, wiederholte Warren.
»Ja, auf euer Wohl!«, schloss Natalie sich an.
Alle tranken, bis auf Laurie, die wie gebannt auf das Päckchen starrte. Sie glaubte zu wissen, was geschah, aber sie konnte es nicht glauben. Wild durcheinanderkämpfende Gefühle ergriffen von ihr Besitz.
»Willst du nicht mit uns anstoßen?«, erkundigte sich Jack. Ihre Reglosigkeit ließ Zweifel in ihm hochkommen, ob sie auch tatsächlich so reagieren würde, wie er es sich ausgemalt hatte. Mit einem Mal fragte er sich, was er tun würde, wenn sie ablehnte.
Mühsam wandte Laurie den Blick von dem sorgfältig eingewickelten Päckchen ab und sah Jack direkt in die Augen. Sie ahnte, was sich in dem winzigen Päckchen befand, aber sie hatte Angst davor, es offen zuzugeben. Sie hatte sich in der Vergangenheit zu oft geirrt. So sehr sie Jack auch liebte, sie wusste, dass er sich mit schwerem psychologischem Ballast abquälte. Es bestand kein Zweifel daran, dass er, bevor sie sich kennenlernten, schwer traumatisiert worden war, und sie hatte sich an den Gedanken gewöhnt, dass er womöglich niemals darüber hinwegkommen würde.
»Komm schon!«, drängte Lou. »Was zum Teufel ist da drin? Mach es auf.«
»Ja, mach schon, Laurie«, forderte auch Warren.
»Soll ich es jetzt auspacken?«, fragte Laurie. Sie sah Jack immer noch unbewegt an.
»Ich dachte eigentlich schon«, antwortete Jack. »Aber wenn es dir lieber ist, kannst du natürlich noch ein paar Jahre damit warten. Ich will dich bestimmt nicht unter Druck setzen.«
Laurie lächelte. Hin und wieder fand sie Jacks Sarkasmus amüsant. Mit zitternden Fingern löste sie erst die Schleife und wickelte dann das Papier ab. Alle außer Jack beugten sich erwartungsvoll vor. Die kleine Schachtel war mit schwarzem Knittersamt überzogen. Mit der bangen Befürchtung, Jack könne ihr einen ausgefeilten, geschmacklosen Streich spielen, klappte sie die Schachtel auf. Darin schimmerte ein Diamantsolitär von Tiffany. Er funkelte wie von einem inneren Licht.
Sie drehte die Schachtel um, so dass die anderen ihn sehen konnten, während sie die Augen schloss und gegen ihre Tränen ankämpfte. Sie hasste diesen Überschwang ihrer Gefühle, obwohl ihre Reaktion unter den gegebenen Umständen sogar für sie nachvollziehbar war. Sie und Jack waren seit fast einem Jahrzehnt ein Paar und lebten mit Unterbrechungen schon seit mehreren Jahren zusammen. Sie hatte schon länger heiraten wollen, und sie war davon überzeugt gewesen, dass er genauso empfand.
Lou, Warren und Natalie gaben bewundernde »Oohhs« und »Aahhs« von sich.
»Na?«, wollte Jack von Laurie wissen.
Laurie rang um Beherrschung. Sie wischte sich aus jedem Auge eine Träne. Sie sah zu Jack auf und beschloss im gleichen Augenblick, den Spieß umzudrehen und so zu tun, als wüsste sie nicht, worauf er hinauswollte. Zu einer solchen Reaktion wäre er auch durchaus fähig. Nach all den Jahren wollte sie, dass er aussprach, was der Verlobungsring andeutete. »Was, na?«, fragte sie zurück.
»Das ist ein Verlobungsring«, sagte Jack mit einem kurzen, verlegenen Lachen.
»Ich weiß, was das ist«, entgegnete Laurie. »Aber was hat er zu bedeuten?« Sie freute sich. Jack unter Druck zu setzen hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass sie damit ihre eigenen Gefühle unter Kontrolle halten konnte. In ihren Mundwinkeln zuckte sogar ein leises Lächeln, während sie sah,
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