Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Der zeitliche Zusammenhang war leicht nachzuweisen, und der Täter sitzt bis heute im Todestrakt.«
»Du meine Güte!«, sagte Georgina.
Nachdem er beiden eine Visitenkarte mit seiner Handynummer gegeben hatte, ging Jack zurück zu seinem Wagen. Als er die Tür aufschloss und einstieg, war es schon nach vier. Er blieb einen Augenblick sitzen und sah nachdenklich zu dem kleinen Teich. Er ließ sein Gespräch mit dem Krankenhauspersonal noch einmal Revue passieren und dachte bei sich, dass im Hinblick auf Craigs Verhandlung ein Gleichstand zwischen Georgina und Noelle herrschte, die eine, die ihn vehement verteidigte, und die andere, die ihn genauso vehement anklagte. Das Problem war, dass Noelle ganz sicher vor Gericht aussagen würde, während Georgina, genau wie sie es vermutete, wahrscheinlich nicht in den Zeugenstand treten würde, da sie nicht auf der Liste der Verteidigung stand. Abgesehen davon hatte er nicht viel Neues erfahren, und falls doch, war er zu blind, um es zu erkennen. Eines jedenfalls war sicher: Er hatte all diese Menschen gemocht und war von ihnen beeindruckt gewesen, und falls er einen Unfall haben und hierher gebracht werden sollte, würde er sich gut aufgehoben fühlen.
Jack dachte über seinen nächsten Schritt nach. Am liebsten wäre er zurück zu den Bowmans gefahren, hätte seine Basketball-Klamotten angezogen und drüben am Memorial Drive ein paar Runden mit Warrens Freund David Thomas gespielt. Doch Jack wusste, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, etwas zu diesem Verfahren beizutragen, indem er eine Autopsie an Patience Stanhopes sterblichen Überresten vornahm, musste er sich dazu überwinden, Jordan Stanhope gegenüberzutreten, und versuchen, ihn dazu zu bringen, die Exhumierungsgenehmigung zu unterschreiben. Die Frage war nur, wie er das bewerkstelligen sollte, ohne sich eine Pistole zu besorgen und sie ihm an die Schläfe zu halten. Jack fiel nicht eine einzige vernünftige Taktik ein, und schließlich fand er sich damit ab, einfach zu improvisieren und an Jordans Sinn für Gerechtigkeit und Fairness zu appellieren.
Jack zog die Karteikarte hervor, die Harold Langley ihm gegeben hatte, nachdem er seine Handynummer und Jordan Stanhopes Adresse darauf notiert hatte. Er legte sie auf das Lenkrad und suchte die Straße im Stadtplan. Es erforderte ein wenig Geduld, doch schließlich fand er sie in der Nähe des Chandler Pond und des Chestnut Hill Country Club. Da er annahm, dass sich das Gericht irgendwann zwischen halb vier und vier vertagt hatte, kam er zu dem Schluss, dass jetzt ein genauso guter Zeitpunkt für einen Überraschungsbesuch war wie jeder andere auch. Er hatte keine Ahnung, ob Jordan ihn in sein Haus lassen würde, aber zumindest würde er es auf einen Versuch ankommen lassen.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis er nach einer Irrfahrt durch ein nervenzermürbendes Gewirr von kurvenreichen Straßen das Haus der Stanhopes gefunden hatte. Es war offensichtlich, dass Jordan Stanhope ein wohlhabender Mann war. Das Haus war riesig, und es lag auf einem weitläufigen, perfekt gepflegten Grundstück mit sorgfältig beschnittenen Bäumen und Sträuchern und blühenden Gärten. Ein glänzendes neues dunkelblaues zweitüriges Bentley-Coupe stand in der kreisförmigen Auffahrt. Rechts neben dem Hauptgebäude war durch die Bäume hindurch eine freistehende Dreifachgarage mit einer darüber liegenden Wohnung zu erkennen. Jack hielt mit seinem Hyundai Accent unmittelbar neben dessen geradezu obszön teurem Gegenstück. Der direkte Vergleich war ein Musterbeispiel der Gegensätzlichkeit. Er stieg aus und trat an den anderen Wagen heran. Er verspürte den unbeherrschbaren Drang, ins Innere dieses extravaganten Gefährts zu schauen, und schrieb dieses unerwartete Interesse scherzhaft einem bis dato noch nicht in Erscheinung getretenen Gen auf seinem Y-Chromosom zu. Die Scheiben waren heruntergelassen, und der Geruch des luxuriösen Leders erfüllte die Luft. Das Auto war offensichtlich brandneu. Nachdem Jack sich vergewissert hatte, dass er nicht beobachtet wurde, steckte er den Kopf durch das Fenster auf der Fahrerseite. Das Armaturenbrett war von schlichter, kostspieliger Eleganz. Dann fiel ihm etwas anderes ins Auge: Der Schlüssel steckte. Jack trat einen Schritt zurück. Obwohl er es für den Gipfel der Lächerlichkeit hielt, so viel Geld für ein Auto auszugeben, erschien ein Bild vor seinem inneren Auge, in dem er mit Laurie an seiner Seite in dem Bentley eine
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