Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
doch herein, dann kann er uns beim Tee Gesellschaft leisten!«
Auf den Vorschlag der Frau hin trat Jordan zur Seite, forderte Jack mit einem Wink auf einzutreten und führte ihn dann auf eine längere Reise durch eine große Eingangshalle und ein weitläufiges Wohnzimmer hinaus in einen Wintergarten auf der Rückseite des Gebäudes. Die drei Außenwände und das Dach bestanden vollständig aus Glas, so dass Jack den Eindruck hatte, wieder draußen im Garten zu sein. Obwohl er anfänglich vermutet hatte, »Tee« sei eine verhüllende Bezeichnung für Cocktails, wurde er eines Besseren belehrt.
Nachdem er es sich in einem riesigen weißen Korbsessel mit pastellfarbenen Chintzkissen gemütlich gemacht hatte, servierte ihm eine diskrete Frau in einem Dienstmädchenkleid Tee, geschlagene Sahne und Kekse, ehe sie sich sofort wieder zurückzog. Jordan und seine Freundin Charlene McKenna saßen ihm gegenüber auf einem zu seinem Sessel passenden Korbsofa. Zwischen Jack und seinen Gastgebern stand ein niedriger Glastisch und darauf silbernes Geschirr mit weiteren Süßigkeiten. Charlene konnte ihre Finger kaum von Jordan lassen, während dieser so tat, als bemerkte er ihre unverhohlene Zuneigung gar nicht. Zunächst plauderten sie unverbindlich über dies und jenes, bis sich das Gespräch den Plänen des Paares für den Sommer zuwandte, die unter anderem eine Kreuzfahrt entlang der dalmatinischen Küste umfassten.
Jack wunderte sich, dass die beiden so bereitwillig die gesamte Konversation bestritten. Es war offensichtlich, dass sie nach Unterhaltung dürsteten, da er selbst, abgesehen davon, wo er herkam und dass er vorübergehend bei seiner Schwester in Newton wohnte, kaum etwas sagen musste. Danach brauchte er nur noch ein gelegentliches »mhmm« von sich zu geben, um deutlich zu machen, dass er auch zuhörte. Das gab Jack reichlich Gelegenheit, sie zu beobachten, und er war fasziniert. Er erfuhr, dass Jordan sein Leben in vollen Zügen genoss, und das praktisch seit dem Tag, an dem Patience Stanhope gestorben war. Es hatte keine lange Trauerphase gegeben, denn schon wenige Wochen nach der Beerdigung war Charlene bei ihm eingezogen. Der Bentley in der Auffahrt war erst einen Monat alt, und einen Teil des Winters hatte das Paar in St. Barts verbracht.
Dank einer Kombination aus diesen neuen Informationen und Jacks zynischer Natur entwickelte sich die Möglichkeit, dass an Patience Stanhopes Tod etwas faul gewesen sein könnte, zu mehr als bloß einer flüchtigen Idee, und das ließ eine Autopsie sogar noch angemessener und notwendiger erscheinen. Jack dachte daran, mit seinem Verdacht ins rechtsmedizinische Institut zurückzukehren, auch wenn er nichts anderes vorzuweisen hatte als Indizien, um herauszufinden, ob man dort bereit wäre, sich an den Bezirksstaatsanwalt zu wenden und bei ihm anzuregen, einen Richter zu bitten, die Exhumierung anzuweisen, denn Jordan würde ganz sicher niemals darin einwilligen, wenn er in irgendeiner Weise für Patience’ Tod verantwortlich war. Doch je länger Jordan redete und je deutlicher wurde, dass er die Rolle eines kultivierten aristokratischen Gentleman spielte, desto weniger war sich Jack sicher, wie Jordans Reaktion auf eine Autopsie ausfallen würde. Es hatte Fälle gegeben, in denen sich die Täter für so intelligent gehalten hatten, dass sie sich aktiv an der Aufklärung des Verbrechens beteiligt hatten, nur um zu beweisen, wie clever sie waren. Der Blender, der Jordan zu sein schien, könnte ebenfalls zu dieser Kategorie gehören und in eine Autopsie einwilligen, nur um die Partie aufregender zu gestalten.
Jack schüttelte den Kopf. Unvermittelt schaltete sich seine Vernunft wieder ein, und er wusste ohne jeden Hauch eines Zweifels, dass er lediglich seiner Phantasie freien Lauf ließ.
»Sind Sie nicht dieser Ansicht?«, fragte Jordan. Er hatte Jacks Kopfschütteln bemerkt.
»Nein, ich meine doch«, stotterte Jack, während er versuchte, seinen Schnitzer wieder auszubügeln. Die Wahrheit war, dass er das Gespräch gar nicht mehr verfolgt hatte.
»Ich sagte, die beste Zeit, an die dalmatinische Küste zu reisen, sei im Herbst, nicht im Sommer. Würden Sie mir da nicht zustimmen?«
»Doch natürlich«, erklärte Jack mit Nachdruck. »Daran besteht überhaupt kein Zweifel.«
Besänftigt kehrte Jordan wieder zu seinen Plaudereien zurück, und Charlene nickte zustimmend.
Jack verfiel erneut ins Grübeln und gestand sich ein, dass die Chance, dass Jordan beim Tod von
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