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Moon

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Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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warmen Beton, und er trug plötzlich nur noch sein eigenes Gewicht, so daß er sich ganz sanft auf den Stufen niederlassen konnte. Er krümmte sich zusammen, suchte Schutz vor dieser erstickenden Hitze - und war ihr Opfer, obwohl der Ausgang so nahe war, nur noch ein Treppenabsatz, nur noch ein -
    Ein winziger Teil seiner schwindenden Sinne flackerte noch einmal auf, wurde aufmerksam auf etwas, das dort unten vor sich ging. Er lag der Länge nach auf den Treppenstufen und mühte sich nun auf den Ellenbogen.
    Stimmen. Er hörte Stimmen. Rufen. Dunkle Silhouet-ten geisterten vor den Flammen her, die aus einem Korridor im Erdgeschoß wogten. Gestalten auf der Treppe. Gestalten, die auf ihn zukamen...

MONDSTEIN
    (Kalium-Aluminium-Silikat KAl Si 3 O 8 ) 
    Dichte: 2,57 
    Härte: 6 
    Brechungs-Indices: 1,519-1,562 (niedrig) 
    Mondstein, Eisspat, Mineral, klare, meist farblose Abart des Orthoklases; zeigt unter Röntgenbestrahlung ein schwaches, jedoch charakteristisches Fluoreszieren. Stücke mit bläulichem Lichtglimmen. Dem silbrigen Farbenspiel des Mondes nicht unähnlich - daher der Name. Mineralogen auch als Adular (nach den Adula-Alpen) bekannt, oder, populär, als Fisch- oder Wolfsauge, ceylonischer oder Wasseropal. Schmuckstein. Fundorte in Sri Lanka, Madagaskar und Burma.

Overoy drückte den Zigarettenstummel aus und rieb sich mit der anderen Hand über die schmerzenden Augen. Er saß am Eßtisch; die Lampe war tief über die Rauchglasplatte heruntergezogen, so daß das Zimmer in Schatten getaucht war. Der eigentliche Wohnbereich lag am andern Ende der quadratischen Diele; zwei kleine Räume waren zu einem großen gemacht worden, ein Umbau, den er selbst vorgenommen hatte, als er und Josie vor neun Jahren hier eingezogen waren - in ferner Vergangenheit. Damals hatte er noch genügend Energie für Beruf und häusliche Unternehmungen gehabt. Nur die einzelne Lampe beleuchtete diesen Raum, der Fernseher war längst vom Dienst suspendiert, die Vorhänge schlossen die graue Sommernacht aus.
    Nichts. Er starrte auf seine Notizen hinab und sprach das Wort laut aus.
    »Nichts.«
    Der winzige Edelstein war nichts weiter als eine verschrobene Visitenkarte. Aber Visitenkarten enthielten Hinweise.
    Warum also ein Mondstein?
    Ein Hinweis auf den Mond?
    Mit einer Hand breitete er seine Notizen in einem weiten Halbkreis vor sich aus, wie ein Spieler, der soeben ein Full House präsentiert.
    Amy Sebire hatte darauf getippt, daß Mond ein Name sei. Aber in Childes' Kopf war der Mond als Symbol aufgetaucht.
    Ein Symbol für einen Namen?
    Overoy griff nach einer Zigarettenpackung, stellte fest, daß sie leer war, und schleuderte sie achtlos weg. Sie blieb am Tischrand liegen. Er stand auf, winkelte die Arme an und reckte sich nach hinten. Er umrundete den
    Tisch. Schließlich setzte er sich wieder und schob beide Hände über Gesicht, Stirn, Kopf, bis ins Genick. Dort verschränkte er die Finger ineinander.
    Wie kommt Childes mit der ganzen Sache zurecht? fragte er sich. Gegen alle Vorschriften hatte ihm Overoy ein Beweisstück von einem der Tatorte überlassen. Childes hatte ihn darum gebeten. Warum also nicht? Für die Polizei war der Stein nutzlos. Für den Mörder hatte er eine große Bedeutung. Die Überprüfung Dutzender von Juwelieren in und um London hatte bisher nichts ergeben, obwohl der Edelstein an sich ein ungewöhnlicher Verkaufsartikel war. Die Person, die sie suchten, kaufte demnach nie zweimal am gleichen Ort.
    Müde betrachtete er den Bücherstapel, der auf dem dunklen Glas angehäuft war. Die meisten Bücher waren unbrauchbar. Die Informationen, die er brauchte, hatte er aus einigen wenigen herausgefiltert. Diese Informationen hatten ausnahmslos mit dem Mond zu tun, oder mit dem mystischen Aspekt des Mondes.
    Du bist mondsüchtig! hatte Josie geschimpft, bevor sie zu Bett gegangen war und ihn in der Dunkelheit zurückgelassen hatte.
    Ich nicht, Josie, dachte er jetzt. Und es ist eine andere Art von Sucht. Wahnsinn. Der Wahnsinn eines anderen.
    Jeder Polizist konnte bestätigen, daß bei Vollmond die Verbrechensrate unerklärlich anstieg; normalerweise auch die Gewalttaten. Selbst die Psychiater waren davon überzeugt, daß der Vollmond das Irre in gewissen Menschen herauslockte. Overoy hatte eine seiner Notizen unterstrichen: Wenn der Mond einen erwiesenen Einfluß auf die Wassermassen der Erde hat, warum dann nicht auch auf das Gehirn, auf diesen halbflüssigen Brei in unserem Kopf? Es war immerhin ein

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