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Moon

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Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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gewohnt zu helfen... sich um meine Geschäftsfreunde zu kümmern. Ich wünsche mir oft, sie hätte meinen Beruf ergriffen, statt zu unterrichten; sie wäre ein ganz bemerkenswerter Aktivposten meiner Firma gewesen, dessen bin ich mir sicher.«
    »Du weißt, daß mich dieses ganze Körperschafts-Finanzierungszeug nicht interessiert«, versetzte Amy und verbarg ihren Ärger darüber, daß ihr wohl keine andere Wahl blieb, als die ihr aufgezwungene Rolle als Touristenführerin zu akzeptieren. Jon, warum hast du mir nicht geholfen? signalisierte ihr Blick. »Kinder machen mir Freude... und es ist ein schönes Gefühl, etwas Nützliches zu tun. Ich will dich nicht kritisieren, Vater, aber deine Art, Geld zu machen, das... das wäre für mich nicht gerade die Erfüllung. Ich muß einen spürbaren Beweis für den Erfolg meiner Bemühungen sehen, nicht nur Zahlen auf Bilanzbögen.«
    »Und diesen Beweis sehen Sie bei Ihren Schülern?« erkundigte sich Vigiers.
    »Nun, ja, bei vielen.«
    »Ich bin sicher, bei den meisten, mit dir als Tutor«, betonte Sebire.
    »Daddy, du bist sehr gönnerhaft«, warnte sie drohend.
    Die beiden Männer lachten, und Grace Duxbury sagte: »Beachten Sie sie ganz einfach nicht, meine liebe Amy. Sie gehören beide ganz offenbar zu jener fast ausgestorbenen Spezies, die noch immer daran glauben, daß die Männer die Welt regieren. Sagen Sie mir, Monsieur Vigiers, haben Sie während Ihres Aufenthalts hier auch einige unserer Restaurants kennengelernt? Wie fanden Sie sie im Vergleich zu den ausgezeichneten Cuisines Ihres Landes?«
    Die Unterhaltung nahm ihren Lauf, und Amy blickte zu Childes hinüber. Sie versuchte ihm eine Art Entschuldigung für morgen zu übermitteln - nur mit den Augen, nur mit ihrem Gesichtsausdruck, und er verstand und schüttelte kaum merklich den Kopf. Er hob sein Weinglas und neigte es leicht in ihre Richtung, bevor er trank, und Amy erwiderte diesen stummen Toast mit ihrem Glas.
    Helen war in die Küche zurückgekehrt und fütterte den Geschirrspüler bereits mit Tellern und Besteck aus dem Spülbecken. Sie freute sich für ihre Herrschaft, daß diese Dinnerparty so gut zu laufen schien. Miss Amy hatte das Glück, gleich zwei Männer im Gefolge zu haben, und Helen grübelte ernsthaft darüber nach, wie sie es nur fertigbrachte, diesem gewandten, kultivierten Franzosen zu widerstehen, ihm, mit seinen französischen Sitten und seinem französischen Aussehen und seiner französischen Stimme... unwiderstehlich!
    Sie erschauderte wonnig und griff über die neben dem Spülbecken befindliche Arbeitsplatte hinweg, um das Fenster zu schließen. Die Nacht war kühl geworden. Und es war finster da draußen, der Mond nur eine dünne Sichel. Helen drückte das Fenster energisch zu.
    Von der Speisetafel wehte Gelächter herüber: Duxbury, der Importeur war und die Menschen und Firmen der Insel mit Büromöbeln, ganzen Einrichtungen und im allgemeinen auch mit allem anderen versorgte, was sie nur brauchten - dieser Duxbury arrangierte für auswärtige Firmen auch Geschäftskonferenzen, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis er die anderen Gäste mit einer seiner langen, umständlich erzählten, aber zumeist komischen Geschichten über irgendwelche Konferenzpannen erfreute.
    Childes kostete das Souffle und blinzelte Amy anerkennend zu. Sie bedankte sich mit einem verstohlenen Kuß. Zu Beginn dieser Soiree war er sehr nervös gewesen, verunsichert; besonders Paul Sebires wegen - er hatte gewußt, daß er von ihm einer Art Test unterzogen wurde, einer ziemlich gemeinen Art Test. Sein Charakter wurde beurteilt und taxiert, vielleicht auch sein Wert, jetzt, wo es offensichtlich wurde, daß sich Amy gefühlsmäßig band. Andererseits... der Finanzier war die ganze Zeit freundlich gewesen, keine Spur mehr von jener Schroffheit, die ihre früheren Begegnungen zu unerfreulichen Erinnerungen machte. Na, verschwunden war sie bestimmt nicht, aber im Zaum gehalten. Trotzdem hatte sich Childes noch immer nicht richtig entspannt, denn ihm wurde nach und nach klar, daß der jüngere Franzose keinesfalls nur ein weiterer Dinnergast, sondern von Sebire als möglicher Rivale eingeführt worden war; der von Sebire angeregte Ausflug für Amy und Vigiers - morgen - hatte seine Vermutungen bestätigt. Es war offensichtlich und hinterhältig zugleich, aber Childes mußte eingestehen, daß er gegen Vigiers wirklich ein wenig schäbig aussah.
    Andererseits war Vivienne Sebire freundlich und aufmerksam gewesen;

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