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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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verdrehten sich, starrten an die Decke, eine glitzernde Feuchtigkeit auf den Lippen, ein matter Schimmer auf der Haut, und -
    Sein Körper erzitterte, verkrampfte sich, und plötzlich erschien selbst sein Haar spröde. Mit einem trostlosen Aufschrei fiel er nach vorn auf die Tafel.
    Hämisch biß es in das Herz des toten Kindes.

Amy ballte die Fäuste, schloß die Augen und sperrte das Spiegelbild ihres Vaters aus.
    Sie hatten sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen, sie mit tränenverschwollenen und roten Augen, elend an ihrem Schminktisch sitzend, und Paul Sebire erregt und ärgerlich; er ging ununterbrochen auf und ab; ununterbrochen. Sie konnte Jons Anblick nicht vergessen; wie er von Platnauer vom Haus weggeführt wurde... wie ihn der Conseiller in den eigenen Wagen bugsierte und sich weigerte, ihn allein nach Hause fahren zu lassen, sich immer wieder weigerte und Jons Protest einfach beiseite wischte... Jons Gesicht... so angespannt, so betroffen.
    Einen Arzt hatte er abgelehnt; er hatte darauf bestanden, daß er okay war, daß er nur eine kurze Ohnmacht erlitten habe, daß ihn die Hitze im Speisezimmer erledigt habe. Und sie alle wußten, daß die Nacht kühl war, daß es im Haus nur warm gewesen war, nicht zu heiß; doch niemand hatte einen Einwand erhoben. Es würde ihm schon wieder gutgehen, sobald er sich hinlegen könne, hatte er sie beruhigt, und genauso entschieden hatte er Amys und Viviennes Angebot abgelehnt: nein, er wolle in dieser Nacht nicht hier schlafen, er müsse einfach eine Weile allein sein. Und sein abwesender Blick hatte ihr genausoviel Angst eingejagt wie sein aschgraues Gesicht, aber es war sinnlos, mit ihm zu streiten.
    Sie hatte ihn zum Abschied umarmt, hatte sein inneres Zittern gespürt und sich gewünscht, sie könnte es beschwichtigen. Seine zerschnittene Hand war verarztet und verbunden worden, und Amy hatte sie an ihre Lippen geführt, hatte seine Fingerspitzen geküßt, ganz sanft und darauf bedacht, nicht zu stark festzuhalten; dann war er gegangen. Childes hatte ihr nicht erlaubt, mitzukommen.
    Paul Sebire unterbrach seinen Gang. »Aimee«, sagte er und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ich will nicht, daß du dich ärgerst, ich will nur, daß du mir zuhörst und vernünftig bist...«
    Er streichelte ihr übers Haar und ließ dann seine Hand wieder auf ihre Schulter gleiten. »Es wäre mir sehr lieb, wenn du diese Beziehung beenden würdest.« Er wartete auf ihren Protest - der gar nicht kam. Amy starrte nur kalt auf sein Abbild im Spiegel, und genaugenommen war das viel beunruhigender. Er sprach bedächtig weiter: »Ich glaube, der Mann ist labil. Zuerst habe ich das Ganze für einen epileptischen Anfall gehalten... Aber mir ist schnell klargeworden, daß es ganz andere Symptome waren... Amy, dieser Bursche treibt auf einen geistigen Zusammenbruch zu.«
    »Er ist nicht labil«, widersprach Amy ganz ruhig. »Er ist nicht neurotisch, und er treibt auf keinen Zusammenbruch zu. Du kennst ihn nicht, Daddy, du hast keine Ahnung, was er durchgemacht hat.«
    »O doch, Aimee. Mich würde nur interessieren, ob du alles über ihn weißt... alles.«
    »Was willst du damit sagen?« Mit einem jähen Ruck wandte sich sich ihm zu, so daß seine Hand von ihrer Schulter glitt.
    »Bei mir hat es schon vor langer Zeit geklingelt, schon, als du das erste Mal seinen Namen erwähnt hast. Ich wußte nicht, warum, obwohl ich ziemlich lange beunruhigt war. Dann habe ich gesehen, daß die Sache ernst wird, daß du dich mit ihm einläßt... Nun, ich... ich habe Nachforschungen angestellt.« Er hob abwehrend die Hand. »Schau mich nicht so an, Aimee. Du bist meine einzige Tochter, und du bedeutest mir mehr als alles andere auf der Welt - hast du wirklich gedacht, ich würde diese unangenehme Sache einfach auf sich beruhen lassen... diese unangenehme Sache, die dich sehr betrifft?«
    »Hättest du mich nicht ganz einfach fragen können, was mit Jon los ist?«
    »Dich fragen? Was denn? Ich hatte nur dieses Gefühl, das war alles; quälende Zweifel. Und ich konnte mir nicht sicher sein, wieviel du überhaupt über diesen Childes weißt.«
    »Und was hast du herausgefunden?« fragte sie ätzend.
    »Nun, ich wußte in etwa, wann er vom britischen Festland herübergekommen war, und daß er davor in der Computer-Branche tätig war... eine ziemliche Karriere. Ich habe Victor Platnauer in seiner Eigenschaft als Mitglied des Inselpolizei-Ausschusses angesprochen und ihn gebeten, diskrete Erkundigungen

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