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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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konsultieren.«
    »Er wird es tun. Ich sorge dafür.«
    »Du wirst dich von ihm fernhalten!«
    Amy lächelte ungläubig. »Glaubst du wirklich, daß ich
    noch ein Kind bin, dem man sagen muß, was es tun kann und was nicht? Glaubst du wirklich allen Ernstes, du kannst mir verbieten, ihn wiederzusehen?«
    Sie lachte, aber es war ein sprödes Lachen, ohne jeden Humor. »Wach auf, Daddy, du bist im zwanzigsten Jahrhundert!«
    »So, wie ich die ganze Sache sehe, dürfte Victor Plat-nauer wohl nicht allzu versessen darauf sein, einen Tutor an seiner Schule zu haben, der zu gewissen Ohnmachtsanfällen neigt... «
    Das verschlug ihr den Atem. »Das meinst du ernst?«
    »Absolut!«
    Sie schüttelte den Kopf und starrte ihn mit siedendheißer Wut an. »Ihm war nicht gut; das hätte jedem passieren können.«
    »Möglich. Und bei jedem anderen würde man es ziemlich schnell vergessen.«
    »Aber du... du wirst es nicht vergessen?«
    »Das steht wohl kaum zur Debatte.«
    »Was denn? Sag es mir.«
    »Er beunruhigt mich. Ich habe Angst um dich.«
    »Er ist ein netter, sanftmütiger Mann.«
    »Ich möchte trotzdem nicht, daß du etwas mit ihm zu tun hast.«
    »Das habe ich schon. Sehr.«
    Sebire zuckte sichtlich zusammen. Er stapfte zur Tür und blieb noch einmal stehen; er starrte sie an. Oh, und sie kannte ihren Vater so gut, kannte seine Rücksichtslosigkeit, wenn man sich ihm in den Weg stellte... Er sprach beherrscht, aber in seinen Augen loderte ein grelles Feuer.
    »Ich denke, daß es an der Zeit ist, gewisse Leute auf Childes' zweifelhafte Vergangenheit aufmerksam zu
    machen«, flüsterte er und verließ ihr Zimmer. Er schloß die Tür sehr leise hinter sich.

Er schwitzte; kleine Rinnsale überzogen sein Gesicht und verloren sich in den Laken. Er wälzte sich hin und her, und die feuchte Bettwäsche klebte an ihm. So viel Schweiß. Der eigene Geruch war ihm unangenehm.
    Die Vision, dieses Gesicht... Beides hatte er noch so deutlich vor Augen; es war so real gewesen; das Grauen so durchdringend, so handgreiflich. Es füllte ihn aus. Stark. Nachdrücklich.
    Er war auf diesem Friedhof gewesen, nicht richtig, nicht körperlich, sondern als eine Art... Präsenz, so nahe bei der kleinen Leiche, so nahe, daß er die kalte, klamme Berührung fast hatte spüren können. Für einige kurze Sekundenbruchteile hatte er in diesem anderen Wesen existiert, in diesem Ding, das das tote Kind geschändet hatte. Er hatte diesen perversen Stolz gespürt.
    Aber sie waren nicht eins gewesen; er war Beobachter gewesen, nur Beobachter, ein Zuschauer ohne jeden Einfluß.
    Trotzdem... die Gedanken blieben, und mit ihnen kam etwa anderes, schleichend, verstohlen, wie ein heimtückischer Spitzel... Angst; eine unaussprechliche Vorstellung. Er stöhnte laut auf. Der Gedanke war zu erschütternd; er konnte sich ihm nicht stellen. Und deshalb wurde er immer schlimmer. Der Gedanke ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Ganz gleich, wie tief sein bewußter Verstand ein solches Geheimnis verborgen hatte... irgendwie hätte er dennoch davon gewußt; es wäre ihm auf bizarre, schreckliche Art und Weise bewußt gewesen... oder? Aber war da nicht dieses Gefühl gewesen... als jene gräßlichen Hände den leblosen Körper aus dem Grab gezerrt hatten... das Gefühl, daß es seine Hände waren, daß diese Hände ihm gehörten?
    War die Vision lediglich eine freigesetzte Erinnerung? War er selbst der Grabschänder? Nein, nein, das konnte unmöglich sein, es konnte nicht sein!
    Childes starrte auf das geschlossene Fenster und lauschte in die Nacht hinaus.

Es kauerte in den Schatten und starrte durch das schmutzige Fensterglas auf jene helle Sichel - den Mond -, und es lächelte, denn in seiner Erinnerung verweilte es bei der Zeremonie, die es an diesem Abend auf dem Friedhof abgehalten hatte.
    Es schwelgte in seinen Erinnerungen... blutroten Erinnerungen.
    Eine Zunge glitt über geöffnete Lippen. Blutrote Erinnerungen an das Opfermahl. Alles war gut.
    Und dann veränderte ein Stirnrunzeln sein Antlitz.
    Da war diese Empfindung gewesen, auf dem Friedhof, für einen ganz kurzen Moment nur, als es das tote Kind aus dem Grab gezogen hatte, eine Empfindung, die ihm Einhalt geboten hatte, das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber da war niemand auf dem Friedhof gewesen, das stand fest, niemand, nur Grabsteine und erstarrte Engel... ungefährliche Zuschauer.
    Dennoch hatte es diesen... Kontakt gegeben... mit etwas - mit jemand. Eine Berührung zweier Seelen.
    Wer?
    Und wie

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