Moon
Minderjährige belästigt und war deswegen sogar schon im Gefängnis gewesen. Als er tot war, war auch die Mordserie beendet.«
»Weshalb ist Childes dann weggelaufen?« Sebire marschierte wieder los, auf und ab, auf und ab; fest entschlossen, erst dann zu gehen, wenn er seine Tochter zur Einsicht gebracht hatte. »Er hat seine Frau und sein Kind verlassen und sich hierher abgesetzt. Was könnte ihn dazu veranlaßt haben?«
»Er hat sie nicht verlassen, nicht so, wie du das andeutest!« Amy hatte ihre Stimme leicht erhoben. »Jon hat seine Frau angebettelt, mit ihm zu kommen, aber sie hat sich geweigert. Der Druck war auch für sie zuviel. Sie hatte genug von diesen Sticheleien, von den anonymen Anrufern; sie wollte sich und ihre Tochter - Gabrielle -schützen... Es war die Hölle, Dad. Zuerst haben sie alle mit dem Finger auf Jon gezeigt, sie haben ihn verdächtigt, beiseite geschoben, ausgequetscht... und plötzlich wollten sie ihn zu einer Art Super-Freak aufbauen. Sie wußte, daß es für sie keinen Frieden geben würde...«
»Trotzdem, daß er sie verlassen hat...«
»In ihrer Ehe hat es auch vorher schon Probleme gegeben. Jons Frau war eine Karrierefrau; sie haben trotzdem geheiratet. Fran wurde schwanger, und als ihre Tochter zur Welt kam, mußte sie ihr endgültig ihre ganze Zeit widmen... Und sie hatte es satt, nur Hausfrau zu sein, immer in seinem Schatten zu leben. Sie wollte ihr eigenes Leben haben, und das lange vor diesen Vorfällen.«
»Und das Kind? Wie konnte...?«
Amys Stimme war jetzt fast ein Flüstern. »Er liebt Gabrielle. Es hat ihn fast zerbrochen, daß er weggegangen ist... aber er wußte, wenn er geblieben wäre, dann hätten die Spannungen sie alte zerstört. Und was hätte er allein seiner Tochter bieten können? In diesem Stadium hatte er keine Ahnung, wie er leben oder was er machen würde. Mein Gott, er hat eine glänzende Karriere weggeworfen, er hat seiner Frau alles gelassen, alles, was sie besaßen, und fast die ganzen Ersparnisse. Wie sollte er sich da um ein vierjähriges Kind kümmern?«
»Warum ist er ausgerechnet hierher gekommen? Warum auf diese Insel?« Sebire hatte seinen Marsch wieder unterbrochen und ragte jetzt über Amy auf; groß und zornig, und dieser Zorn steigerte sich noch.
»Weil sie in der Nahe seines alten Zuhause liegt, verstehst du das denn nicht? Sie ist weit genug weg, um hier als Fremder anzukommen, aber es wäre leicht gewesen, zurückzugehen... mit seiner Familie in Verbindung zu bleiben. Jon ist nicht davongelaufen, er hat ihnen nicht einfach den Rücken gekehrt. Er war am Boden zerstört, als er erfuhr, daß seine Frau die Scheidungsklage eingereicht hatte... Vielleicht hat er tatsächlich daran geglaubt, daß sie eines Tages um Gabrielles willen alles flicken würden, daß Fran zu ihm kommen würde, hierher, auf die Insel, daß sie bei ihm bleiben würde, ich weiß es nicht. Vielleicht hatte er sogar vor, irgendwann wieder nach England zurückzugehen, nach ein paar Jahren, wenn er in
Vergessenheit geraten war. All das hat sich geändert, als er die Scheidungspapiere erhielt.«
»Okay, Aimee, wenn man das alles berücksichtigt und wenn man akzeptiert, daß es bei diesen brutalen Morden keine Komplizenschaft seinerseits gab und daß er nicht allein für das Scheitern dieser Ehe verantwortlich zu machen ist... «
Amy öffnete den Mund, wollte ihn anbrüllen, und ihre hellen Augen glühten - aber Sebire wischte ihren Protest beiseite.
»Hör mich zu Ende an!« Seine Haltung signalisierte, daß er keinen Widerspruch duldete. »Die Tatsache, daß dieser Mann nicht normal ist, bleibt - so oder so. Oder wie erklärst du dir diese - ich weiß nicht, wie du sie nennst, ich kenne mich mit diesem übersinnlichen Hokuspokus nicht aus - diese Eingebungen! Warum in aller Welt hat ausgerechnet er sie?«
»Das weiß niemand, am allerwenigsten Jon selbst. Niemand kann es erklären. Warum wirfst du ihm das vor?«
»Ich werfe ihm gar nichts vor! Ich weise nur darauf hin, daß mit diesem Burschen etwas nicht stimmt. Oder kannst du mir vielleicht erklären, was heute abend hier mit ihm passiert ist - was seinen sogenannten Schwindelanfall verursacht hat? Ist so etwas schon einmal passiert? Großer Gott, Aimee, was, wenn es im Auto passiert wäre...? Was, wenn du bei ihm gewesen wärst?«
»Ich weiß nicht, was passiert ist, und er weiß es auch nicht. Aber es ist noch nie etwas Ähnliches passiert.«
»Trotzdem weigert er sich, einen Arzt auch nur zu
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