Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Tatsache. Also könnte ich aufatmen, was?« Noch klang Sarkasmus in seiner Stimme mit.
    »Ich wünschte so, ich hätte gestern bei dir sein können - ich hätte dir diese dummen Gedanken schon aus dem Kopf geschlagen.«
    »Nein, ich mußte allein sein. Reden hätte nicht geholfen.«
    »Wir wären zusammen gewesen; geteiltes Leid ist halbes Leid. Das trifft auch auf Probleme zu. Das hätte geholfen.«
    Er tippte sich gegen die Stirn. »Das Problem ist hier drin.«
    »Du bist nicht verrückt.«
    Er lächelte grimmig. »Das weiß ich. Aber was ich nicht weiß, ist, ob ich bei Verstand bleibe, wenn diese Irrsinnsbilder wieder kommen. Du hast keine Ahnung, wie das ist, Amy, du kannst es nicht verstehen... wie unheimlich das ist. Es macht mich fertig, es erledigt mich. Wenn es vorbei ist, fühle ich mich, als wäre ein Teil von meinem Gehirn weggefressen worden.«
    »Hast du dich das letzte Mal auch so gefühlt? In England, meine ich?«
    »Ja. Vielleicht war es damals noch schlimmer. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich.«
    »Als man diesen Mann gefunden hat, der für all die Morde verantwortlich war - was war da?«
    »Erleichterung. Unglaubliche Erleichterung. Ich hatte das Gefühl, als sei ein riesiges, schwarzes Bewußtsein weggerissen worden. Du mußt dir das vorstellen, als ob jemand, der wahnsinnig empfindliche Ohren hat, plötzlich feststellt, daß diese... diese Übersensibilität weg ist, alles okay. Aber merkwürdigerweise kam bei mir die Erleichterung, bevor sie diesen Kerl aufgespürt hatten. Weißt du, ich kannte den genauen Zeitpunkt, an dem er Selbstmord beging, irgendwie kannte ich ihn, weil das der Moment war, in dem mein Geist befreit wurde. Sein Tod war meine Erlösung.«
    »Warum er, warum dieser spezielle Mörder, und warum nur er? Hast du dich das jemals gefragt?«
    »Oft, und ich habe nie eine befriedigende Antwort gefunden. Dieses Spüren hatte ich schon früher, aber es war nichts Erschreckendes, nichts, was man heute Vorahnung oder außersinnliche Wahrnehmung nennen könnte. Es waren immer sehr weltliche Kleinigkeiten, Dinge, die wahrscheinlich den meisten Leuten passieren:
    Da klingelt das Telefon, und du errätst, wer da anruft, noch bevor du abgenommen hat. Oder du kennst dich in der und der Gegend überhaupt nicht aus und weißt trotzdem, wo du abbiegen mußt, damit du dorthin kommst, wo du hin willst. Einfache, alltägliche Dinge, nichts Dramatisches.« Er lehnte sich nach vorn, stützte sich auf das Armaturenbrett und beobachtete den Sturzflug einer Möwe. »Die Parapsychologen behaupten, unser Verstand sei eine Art Radioantenne, die sich ununterbrochen auf eine andere Wellenlänge einstellt und andere Frequenzen aufnimmt... Na ja, vielleicht hat dieser Kerl auf einer ganz speziellen Frequenz gesendet, die nur ich empfangen konnte... und diese Erregung, die er beim Töten empfand... das hat die Sendeleistung verstärkt, so unheimlich verstärkt, daß sie bis zu mir durchkam.« Die Möwe stieg wieder empor. Ihr Gefieder leuchtete in der Sonne.
    Childes drehte sich zu Amy herum. »Es ist eine blöde Theorie, ich weiß, aber eine andere Erklärung fällt mir nicht ein«, sagte er.
    »Sie ist überhaupt nicht blöd. Sie ist unheimlich... und sie ergibt einen Sinn. Starke Emotionen, ein plötzlicher Schock, so etwas kann zwischen zwei bestimmten Personen eine starke telepathische Verbindung zustande bringen, das ist allgemein bekannt. Aber warum geschieht es jetzt wieder? Was hat diesmal diese psychischen Botschaften ausgelöst?«
    Childes faltete die Zeitung zusammen und warf sie wieder auf den Rücksitz. »Dasselbe wie beim letzten Mal. Ich habe eine andere Frequenz aufgefangen.«
    »Du mußt zur Polizei gehen.«
    »Das soll wohl ein Witz sein! Diese Art von Publicity hat beim letzten Mal meine Ehe erledigt und mich in
    Deckung gehen lassen. Glaubst du wirklich, ich beschwöre das alles noch einmal herauf?«
    »Es gibt keine Alternative.«
    »O doch! Ich kann mich ganz, ganz still verhalten und beten, daß es wieder verschwindet.«
    »Beim letzten Mal ist es nicht verschwunden.«
    »Soviel ich weiß, ist dieses Mal noch niemand ermordet worden.«
    »Soviel du weißt. Und was war das am Strand? Du hast etwas gesehen... und das hat dich so mitgenommen, daß du fast ertrunken wärst.«
    »Nur ein wirres Durcheinander, unmöglich, zu sagen, was da passiert ist.«
    »Vielleicht ein Mord.«
    »Ich denke nicht dran, den ganzen Spießrutenlauf noch mal zu machen. Die Behörden können mich mal.

Weitere Kostenlose Bücher