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Moon

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Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Landstraßen, die zur Küste führten. Die strahlenden Farben der Heckenrosen und die frische Meeresluft sorgten schnell dafür, daß Overoy völlig locker wurde. Er schnippte die halbgerauchte Zigarette aus dem Fenster und atmete tief durch.
    »Was weißt du über Jonathan Childes?« fragte er dann und behielt die schmale Straße vor ihnen im Auge.
    Robillard fuhr langsamer und machte einem entgegenkommenden Wagen Platz. »Nicht allzuviel, nur das, was ich dir ohnehin schon in meinem Bericht geschrieben habe. Er lebt seit fast drei Jahren allein in einem kleinen Haus, scheint das Leben ziemlich leicht zu nehmen, obwohl er gleich an drei Colleges unterrichtet. Fällt im allgemeinen nicht besonders auf. Komischerweise haben wir vor ein paar Wochen unsererseits die Met um Auskünfte über ihn gebeten.«
    Overoy betrachtete ihn neugierig. »Tatsächlich? Warum das denn?«
    »Einer der Conseiller, zufällig auch noch Mitglied unseres Polizeikomitees, hat uns gebeten, einen Blick in Childes' Vergangenheit zu werfen. Heißt Platnauer. Er ist auch im Vorstand des La Roche-College tätig. Vermutlich hat er deshalb nachgefragt.«
    »Aber warum ausgerechnet jetzt? Childes unterrichtet doch schon seit einiger Zeit an der Schule, oder?«
    »Ein paar Jahre schon. Ich gebe zu, daß mich das plötzliche Interesse an dem Burschen auch ein wenig verwundert. Was ist los mit ihm, Ken?«
    »Keine Sorge, er ist sauber. Möglich, daß er uns in einer ganz bestimmten Sache helfen kann, das ist alles.«
    »Wunderbar. Du verstehst es, einen alten Kollegen neugierig zu machen. Der gute Conseiller Platnauer hat seine Auskunft bekommen und sie seinerseits an Miss Piprelly, die Leiterin des La Roche, weitergegeben, und seitdem haben wir nichts mehr gehört. Daß Childes an polizeilichen Nachforschungen beteiligt war, ist ziemlich gut dokumentiert, aber das war auch das einzige Mal, daß  er mit dem Gesetz zu tun hatte. Ich wußte, daß es damals dein Fall war. Ich habe mich darüber gewundert, daß man sich nicht mit dir persönlich in Verbindung gesetzt hat.«
    »Dazu bestand keine Notwendigkeit, nehme ich an. Es ist alles aktenkundig.«
    »Komm, komm, erzähl mir, was das soll.«
    »Tut mir leid, Geoff, das kann ich im Moment nicht. Das Ganze könnte sich als Seifenblase herausstellen, und dann möchte ich Childes aus der Schußlinie haben. Ich hab' ihm letztes Mal nicht gerade Glück gebracht.« Ove-roy klopfte sich eine neue Zigarette aus der Schachtel. »Ich habe der Presse ein bißchen zuviel Rückenwind gegeben, und die Burschen haben sich auf ihn gestürzt wie die Geier auf einen blutigen Kadaver.«
    »Was ist das für ein Bursche? Eine Art Hellseher?«
    »Nicht ganz. Er ist medial veranlagt, soviel wissen wir. Aber er hat keine Vorahnungen, und er hört auch nicht die Geister der Toten, all das Zeug. Vor drei Jahren hat er plötzlich gewußt, wo diese Kinderleichen vergraben waren; er hat es gesehen. Er konnte uns genügend Hinweise auf den Mörder geben. Wir haben den Kerl aufgespürt. Leider sind wir zu spät gekommen, er hatte sich bereits selbst den Lebensfaden gekappt.«
    »Aber wie...«
    »Keine Ahnung. Ich behaupte nicht einmal, daß ich etwas von diesen Dingen verstehe. Nenn es meinetwegen Telepathie. Ich weiß nur, daß Childes kein Spinner ist. Im Grunde bringt ihn seine Begabung selbst mehr ins Schleudern als irgendwen sonst.«
    Overoy sah das Mädchencollege, bevor ihn sein Kollege darauf hinwies. Das Hauptgebäude, weiß und imposant, ragte vor ihnen über den Baumwipfeln auf, als sie um eine Kurve bogen; das Sonnenlicht überzog die
    Wände mit einem blendenden zweiten Verputz. Sie fuhren bis ans Tor, und der Detective stieß einen leisen Pfiff aus und spähte die weite Auffahrt entlang.
    »Ein ganz hübsches Ding«, kommentierte er. Hinter dem hohen Gebäude mit seinen zahlreichen Anbauten lag das Meer in funkelndem Kobaltblau, das selbst dem Himmel die Vorherrschaft streitig machte. Das üppige Grün auf den Klippen und in den umliegenden Waldgebieten präsentierte eine angenehme Vielzahl von Grüntönen, und sah man ganz genau hin, so stellte man fest, daß die Farben von Himmel, Meer und Land ineinander übergingen. Unweit von der Stelle, an der sie parkten, erstreckten sich inmitten weiter Rasenflächen und gepflegter Blumenbeete die Tennisplätze, aber nicht einmal die künstlichen Farben auf dem nahen Parkplatz konnten die harmonische Schönheit dieses Ortes stören.
    »Hier könnte mir das Lernen Spaß machen«,

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