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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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undeutlich. Mir war nicht klar, was ich da sehe. Sie sind sicher, daß es dieselbe Person war?«
    »Sehr sicher. Wir haben Speichelanalysen von den Bißspuren miteinander verglichen, ebenso die Zahnabdrücke, die wir jeweils genommen haben. Es besteht kaum ein Zweifel. Was das Motiv angeht... nun, ein Wahnsinniger braucht so etwas nicht. Die Prostituierte wurde sexuell mißbraucht, und wir glauben, daß das nach ihrem Tod geschehen ist - einen solchen Mißbrauch hätte keine lebende Frau zugelassen, ganz gleich, wie tief sie bereits gesunken ist. Soweit das die Gerichtsmedizin sagen kann, fand keine Penetration statt - es gab keine Spermaspuren, aber man hat ihr Gegenstände in die Vagina gesteckt. Möglich, daß der Mörder von der eigenen Unfähigkeit ziemlich frustriert war. Wir wissen, daß er ungeheuer stark sein muß, weil die Prostituierte mit bloßen Händen erwürgt worden ist, und sie war kein Leichtgewicht. Ganz im Gegenteil. Sie hatte ein beachtliches Vorstrafenregister - jede Menge Gewalt, speziell gegen Männer.«
    Overoy zog an seiner Zigarette. »Und da gibt es noch etwas, was die Verbindung ziemlich schlüssig herstellt. Aber ich will, daß Sie genau nachdenken: Haben Sie nicht doch noch etwas anderes gesehen, irgend etwas Ungewöhnliches. Etwas, das Sie identifizieren könnten?«
    »Ich sage Ihnen doch, da war nichts.«
    »Lassen Sie sich Zeit. Überlegen Sie. Bitte.« Overoy starrte auf seinen Notizblock und wartete.
    Childes ließ sich Zeit. Schließlich sagte er: »Tut mir leid, da ist nichts mehr. Wenn ich mich darauf konzentriere, wird alles nur verschwommener. Worauf spielen Sie an?«
    »Später. Ich sage Ihnen, was ich jetzt tun werde, Mr. Childes. Zuerst überprüfe ich diese Sache mit dem alten Mann. Mal sehen, ob da irgend etwas hereingekommen ist. Dann setze ich mich mit dem Kollegen in Verbindung, der den Prostituiertenmord und die Leichenschändung bearbeitet. Danach rufe ich Sie zurück, okay?«
    »Und Sie werden das Ganze für sich behalten?«
    »Vorläufig: ja. Momentan habe ich ja wirklich nicht viel zu erzählen, oder? Außerdem laufe ich hier in der Abteilung noch immer als Zielscheibe für gewisse Spaßvögel herum, weil ich mich damals mit Ihnen eingelassen habe. Sie sehen, das Ergebnis spielt nicht immer eine Rolle. Deshalb denke ich gar nicht daran, die ganze Sache wieder aufleben zu lassen. Tut mir leid, daß ich Ihnen das so offen sagen muß, aber so stehen die Dinge.«
    »Das ist in Ordnung. Mir geht's genauso.«
    »Ich rufe zurück, sobald ich irgendwas ausgegraben habe. Es kann eine Weile dauern.«
    Overoy legte den Hörer auf und starrte minutenlang auf seinen Notizblock. Childes meinte es ernst, daran zweifelte er nicht. Ein bißchen unheimlich war er, aber das war wohl kein Wunder bei diesem siebten Sinn, den er hatte. Und außerdem war es genaugenommen ja diese Begabung, die seltsam war, nicht Childes selbst.
    Der Detective drückte die Zigarette aus, betrachtete seine Finger und verzog das Gesicht. Viel zu viele Nikotinflecken. Er zündete sich eine neue Zigarette an und rieb dann mit dem Bimsstein, der auch als Briefbeschwerer diente, heftig an der fleckigen Haut herum. Childes hatte mit dem toten Jungen ins Schwarze getroffen, aber bei der Prostituierten war ein Stichwort nötig gewesen; trotzdem war er auch dann noch ungenau geblieben. Was also sollte ein sogenannter hartgesottener, zynischer Bulle davon halten? Vielleicht gar nichts. Oder doch? Er überflog noch einmal diese Notizen. Diese grausige Sache mit dem alten Mann - wie zum Teufel paßte das in den ganzen Rahmen? Overoy legte den Bimsstein beiseite, nahm den Füller und kreiste ein Wort ein.
    Gurte. Childes hatte gesagt, der alte Mann sei auf ein schmales Bett gegurtet gewesen. Und dieser Raum: spärlich möbliert. Wie hatte er sich ausgedrückt? Öde. Das war's. Was für ein Ort...?
    Overoy starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das eingekreiste Wort und spähte dann ausdruckslos auf die gegenüberliegende Wand. Durch die Milchglasscheibe konnte er in den anderen Büros Schemen herumgeistern sehen; er hörte
    Schreibmaschinengeklapper, Telefonläuten, Stimmen, aber er nahm es nicht bewußt wahr. Da war etwas, ein tragischer Unfall. Gestern nacht. Möglicherweise eine Verbindung? Unsicher, aber mehr als neugierig, nahm Overoy den Hörer wieder ab.

Der Polizist wartete am Ankunfts-Schalter, und in seiner hellblauen Uniformjacke mit den Schulterstücken und der dunklen Hose wirkte er mehr als

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