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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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sinnierte Overoy halblaut und wedelte den Rauch vor seinem Gesicht beiseite.
    »Erst mal wäre eine Geschlechtsumwandlung fällig«, gab Robillard zu bedenken.
    »Ich würde sogar das auf mich nehmen.«
    Der Inspektor gluckste. »Soll ich dich rüberfahren?«
    Overoy schüttelte den Kopf. »Ich werde auf der Bank dort drüben bei den Tennisplätzen warten. Kein Grund, Aufmerksamkeit zu erwecken.«
    »Liegt bei dir. Er fährt einen schwarzen Mini.« Robillard zog einen Zettel aus seiner Brusttasche. »Das Kennzeichen ist 27292 - ich habe nachgesehen, bevor ich zum Flughafen gefahren bin. Und bevor ich dich jetzt auf fremdem Terrain aussetze, sehen wir nach, ob er überhaupt da ist.« Er fuhr an und passierte die Eisentore; von hier aus war der Parkplatz mühelos einzusehen. »Der
    Mini steht da«, sagte er und deutet in seine Richtung. »Also ist Childes auch da.«
    Overoy drückte die Beifahrertür auf und griff nach seiner Reisetasche.
    »Die kannst du dalassen, wenn du willst«, schlug Robillard vor. »Ich muß dich später sowieso wieder abholen.«
    »Brauche nur was daraus«, erwiderte der Detective, zog den Reißverschluß einer Seitentasche auf und griff hinein. Er holte einen schlichten braunen Umschlag heraus. »Nicht nötig, mich abzuholen, Geoff. Ich nehme an, Childes wird mich zu sich nach Hause einladen, damit wir reden können. Von da aus rufe ich mir ein Taxi.«
    »Du kennst unsere Adresse.«
    »Ja, hab' sie.« Overoy stand neben dem Wagen und blinzelte in den Sonnenschein. Dann beugte er sich noch einmal herab und in das offene Wagenfenster. »Oh, und Geoff«, sagte er, »ich wäre dir dankbar, wenn du das Ganze für dich behalten würdest. Ich habe Childes versprochen, daß es dieses Mal kein Tamtam gibt.«
    »Was könnte ich schon hinausposaunen?« erwiderte Robillard lächelnd. »Bis später.«
    Er setzte rückwärts durch das Haupttor zurück und winkte Overoy im Davonfahren noch einmal zu. Der Detective streckte sich und verstaute den Umschlag in der Innentasche seiner Jacke, dann schlenderte er zu der Bank hinüber. Er bedauerte, daß er keine Sonnenbrille mitgenommen hatte - und daß keine älteren Mädchen Tennis spielten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Tennisplätze fuhren mehrere Wagen vor, und Overoy nahm an, daß hier die Eltern der externen Schülerinnen aufmarschierten, um ihre Töchterchen auf einem gesonderten Parkplatz hinter den Schulgebäuden abzuholen. Er blickte auf die Uhr. Childes mußte jetzt bald kommen.
    Der Detective hatte seine Jacke neben sich auf die Bank gelegt, die Hemdsärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt und die Krawatte gelockert. Es war ein friedliches Warten gewesen; er hatte es genossen, hier in der Sonne zu sitzen und zur Abwechslung einmal genügend Zeit zum Nachdenken zu haben. Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann beneidete er seinen Freund Robillard auf vielerlei Art und Weise um die angenehme Atmosphäre, in der er arbeitete. Andererseits machte er sich nichts vor. Jemandem, der an das Stadtleben mit all seiner Korruption und Verwahrlosung, mit all seinen Schweinereien gewöhnt war - dem würden die Lebensbedingungen hier bestimmt bald zum Hals heraushängen, ganz gleich, wie attraktiv sie ihm auf den ersten Blick auch vorkamen. Jemand wie er mit seinen 38 Jahren genoß den schnelleren Pulsschlag der Stadt und des dortigen Polizeidienstes. Aber Josie würde es hier gefallen, dachte er und stellte sich vor, wie das ruhigere Leben seine Frau förmlich aufblühen ließe, die Strände, die Grillpartys, die frische Luft... und die seltenen Anrufe, die ihn spät in der Nacht herausholten, die wenigen Überstunden. Aber im Winter mußte es hier ziemlich öde sein. Da lag der Hase im Pfeffer.
    Drüben, im College, war ein fernes Bimmeln zu hören, und bald darauf strömten die Mädchen aus den verschiedenen Gebäuden ins Freie; ihr Schwatzen zerstörte die bisherige Stille. Es dauerte noch einmal eine ganze Weile, bis er Childes heranschlendern sah. Er war nicht allein; ein schlankes, blondes Mädchen in einem hellen Sommerkleid begleitete ihn. Im Gehen griff sie nach oben und an ihren Hinterkopf, und im nächsten Moment war ihre bisher so strenge Frisur in etwas sehr Jugendliches verwandelt: der Pferdeschwanz hüpfte und schwang bei jedem Schritt, den sie tat. Sie kamen näher, und Overoy betrachtete sie eingehend: jung, leicht gebräunt und sehr hübsch. Er überlegte sich, ob es wohl eine Beziehung zwischen ihr und Childes gab, und die kurze

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