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Moon

Moon

Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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überleben. Wenn es sein muß, bringe ich ihn später wieder zurück.«
    »Wie Sie meinen.« Dann wandte sich Poulain an Sebire - ein leicht zu durchschauender Versuch, die Situation endgültig zu entspannen. »Wenn Sie versprechen, leise zu sein und Ihre Tochter nicht aufzuwecken, bin ich damit einverstanden, daß Sie sie sehen.«
    Der Finanzier blinzelte einmal, zweimal; sein Gesicht war noch immer von einem fleckigen Rot gezeichnet.
    Endlich riß er seinen Blick von Childes los. Er nickte, und Robillard ließ ihn los.
    »Gehen wir«, schlug Overoy, an Childes gewandt, vor. Childes zögerte, öffnete den Mund, wollte etwas zu Amys Mutter sagen - aber er fand nicht die richtigen Worte. Er wandte sich ab und ging mit dem Detective davon.
    Im Aufzug drückte Overoy den E-Knopf und sagte: »Der Beamte, der bei der Kleinen Wache hält, hat uns benachrichtigt. Sieht so aus, als würde es Ihnen im Krankenhaus gefallen.«
    Childes lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Kabinenwand.
    »Wir haben gehört, daß Sie von der Straße abgekommen sind.«
    »Das stimmt.« Mehr wollte Childes nicht dazu sagen.
    Der Aufzug hielt mit einem sanften Ruck, die Türen glitten auseinander, und ein Pfleger schob eine im Rollstuhl sitzende Patientin herein. Sie war eine grauhaarige Frau, die düster auf die arthritisch entstellten Knöchel
    ihrer im Schoß gefalteten Hände hinabstarrte und die Männer kaum zu bemerken schien; schweigend war sie in die eigene Gebrechlichkeit vertieft. Niemand sprach, und dann öffneten sich die Türen im Erdgeschoß. Der Pfleger zog den Rollstuhl hinaus und eilte mit seiner finster dreinblickenden Patientin davon, wobei er fröhlich vor sich hinpfiff.
    »Ich habe mir für dieses Wochenende einen Wagen gemietet, damit wir an einen ruhigen Ort fahren können. Wir müssen reden«, sagte Overoy und hielt die Türen fest, bevor sie sich wieder schließen konnten. »Selbst wenn Ihr Wagen noch einsatzfähig wäre - ich glaube nicht, daß Sie momentan einen guten Fahrer abgeben. He, wir sind da, Erdgeschoß.«
    Childes zuckte zusammen. »Was?«
    »Endstation, Alles aussteigen.«
    »Tut mir leid.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie in Ordnung sind?«
    »Nur müde.«
    »Wie sieht Ihr Wagen aus?«
    »Schlimm.«
    »Totalschaden?«
    »Man wird ihn wieder hinkriegen.«
    »Okay, dann nehmen wir also meinen.«
    »Können Sie mich nach Hause fahren?«
    »Klar. Aber wir müssen uns unterhalten.«
    »Das werden wir.«
    Sie verließen das Krankenhaus. Overoy hatte den Mietwagen in einer für Ärzte reservierten Parkbucht abgestellt. Sie stiegen ein, und Childes war erleichtert, in den gepolsterten Beifahrersitz zurücksinken zu können. Bevor der Detective den Zündschlüssel drehte, sagte er: »Sie wissen, daß ich morgen abend zurück muß?«
    Childes nickte mit geschlossenen Augen.
    »Wenn Sie mir also noch etwas zu sagen haben...«
    »Es hat dafür gesorgt, daß ich meinen Wagen zu Schrott gefahren habe.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es hat mich angestarrt. Es war auf dem Rücksitz. Jedenfalls hab' ich's da gesehen. Nur, es war nicht wirklich da.«
    »Nun mal langsam. Sie wollen damit sagen, daß Sie jemanden auf dem Rücksitz Ihres Wagens gesehen haben und daß Sie deshalb verunglückt sind?«
    »Es war da. Es versuchte mich zu erwürgen.«
    »Und Miss Sebire kann das bestätigen? Sie hat diese Person gesehen?«
    »Ich weiß es nicht. Nein, wahrscheinlich nicht - das konnte sie gar nicht. Das Ganze lief in meinem Kopf ab.
    Aber ich spürte seine Hände - sie haben mich gewürgt!»
    »Das gibt es nicht!«
    »Ich kann Ihnen die Würgemale zeigen. Dr. Poulain hat sie ebenfalls bemerkt.« Childes zog den Hemdkragen weg, und Overoy schaltete die Innenbeleuchtung ein.
    »Können Sie sie sehen?« fragte Childes beinahe hastig.
    »Nein, Jon. Keine Kratzer, keine Quetschungen.«
    Childes drehte den Innenspiegel zu sich herum und reckte den Hals dem Glas entgegen. Der Detective hatte recht; seine Haut war unversehrt.
    »Fahren Sie mich nach Hause«, sagte er matt. »Bringen wir die Unterhaltung hinter uns.«

Es stand vollkommen reglos in der Schwärze des uralten und weit abgelegenen Turmes, und es genoß die Leere. Das dunkle Vergessen. Durch die Maueröffnungen wehte das Donnern der Wellen herein, die tief unten gegen die Klippen anstürmten; es hallte in den ringförmigen Mauern der Martello-Anlage wider - ein Geräusch wie von vielen Flüsterstimmen. Das Etwas im Dunkel stellte sich vor, daß dies die gedämpften Stimmen der

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