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Moon

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Titel: Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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ihm ihre Sorge ausgedrückt (und natürlich war sie nicht in der Lage gewesen, den Grund hierfür zu benennen), und er hatte ihr versichert, Schulgelände und umliegendes Gebiet würden in regelmäßigen Patrouillengängen bewacht; und dies bereits seit dem Anschlag auf Jeanettes Leben. Er verstand ihre Besorgnis vollkommen, doch andererseits vertrat er die Meinung, daß sie fehl am Platze war: Er bezweifelte, daß die Täter in das La Roche zurückkehrten - jetzt, da die Polizei aufmerksam geworden war. Die Direktorin wünschte sich, den beruhigenden Worten des Polizisten Glauben schenken zu können.
    Noch einmal verweilten ihre Gedanken bei Jonathan Childes, wie schon so oft im Verlauf der zurückliegenden Tage. Widerstrebend hatte ihn Miss Piprelly gebeten, dem College fernzubleiben - und sie hatte darauf bestanden, daß er nicht suspendiert sei und auch nicht unter Verdacht stehe. Doch seine Anwesenheit im La Roche schien ihre Mädchen in Gefahr zu bringen, und ihrem Wohlergehen mußte stets ihre Sorge gelten. Sie, Victor Platnauer sowie mehrere andere Vorstandsmitglieder hatten diese Angelegenheit mit Inspector Robillard diskutiert, und es wurde einstweilen für klug erachtet, daß sich Childes von der Schule fernhielt (sie hatte ihm gegenüber nicht erwähnt, daß Victor Platnauer auf Childes' sofortige Entlassung bestanden hatte). Da es nur mehr zwei Wochen bis zu den Sommerferien waren, erschien es durchaus vernünftig, daß Childes ihrer Bitte nachkommen würde. Und er hatte sich tatsächlich kooperativ gezeigt, und dies ohne jedes Zaudern.
    Als sie ihn an jenem Montagmorgen vor nur drei Tagen in ihr Arbeitszimmer gebeten hatte, war seine Anwesenheit äußerst beunruhigend gewesen. Er schien ihre Worte kaum zu hören, wenngleich er nicht unaufmerksam war. Sein Verstand rang mit einem großen inneren Aufruhr, während er sich dennoch aller rings um ihn vorgehenden Dinge sehr eindringlich bewußt war. Natürlich bekümmerte ihn nicht allein Jeanettes furchtbares Los, sondern auch die Verletzungen, die Miss Sebire bei dem Unfall erlitten hatte. Sie hatte aber auch das Gefühl, daß seine innere Abwesenheit mit dem Schock an sich wenig zu tun hatte. Dieser Mann suchte - sie hatte sein Tasten in ihrem Kopf   gefühlt   -, doch sein Suchen war wahllos, spekulativ. Er hatte die Gabe in ihr erkannt, doch er erwähnte sie mit keinem Wort. Und sie, sie hatte dann und wann ein Pulsieren rings um ihn her wahrgenommen, ein psychisches Feld, eine Aura, die sich ausdehnte und wieder zusammenzog. Diese Veränderungen seiner Fähigkeiten beunruhigten sie, doch er selbst schien sich der unsichtbaren Ausstrahlungen nicht bewußt zu sein.
    Ihr Körper bäumte sich auf, als die plötzliche Ahnung der bevorstehenden schrecklichen Gewalttat wie ein rotglühendes Messer in ihr Gehirn fuhr. Der wirkliche Alptraum geschah jetzt, in diesem Moment.
    Eine fremde Präsenz befand sich in der Schule.
    Und bei dieser Feststellung drängten sich die Schatten im Zimmer näher heran, wurde das Ticken der Uhr lauter. Alles schien sie einschüchtern und ihre Vernunft beeinträchtigen zu wollen.
    Miss Piprellys erster Impuls war, die Hauptwache der Inselpolizei zu benachrichtigen, und sie stemmte sich auch tatsächlich aus dem Sessel empor -   stemmte sich empor, weil der Druck der sie umhüllenden Schatten und das gewaltige Ticken der Uhr alle Bewegung zu ersticken trachteten   - und ging -   taumelte?   - zum Telefon. Doch ihre Hand verharrte auf dem Hörer, ohne ihn abzuheben.
    Was sollte sie ihnen sagen?   Bitte kommen Sie, ich bin allein und ich ängstige mich, und irgend jemand hält sich im Schulgebäude auf, jemand, der uns allen Böses will, und meine Mädchen schlafen, und ich   - ich   habe den Tod in ihren Gesichtern gesehen, und sie sind doch noch so jung, so ahnungslos, das ganze Leben liegt noch vor ihnen, und sie haben keine Ahnung von der drohenden Gefahr...!   Konnte sie das der Polizei sagen?
    Hatte sie ein Geräusch gehört, würden sie fragen. Irgend etwas, das auf das Eindringen hinwies? Und dann würden sie darauf verweisen, daß der von ihnen abgestellte Beamte nichts Ungewöhnliches gemeldet hatte. Kein Grund zur Sorge, Miss Piprelly (eine alte Jungfer, die vor dem eigenen Schatten Angst bekommen hat), alles ist in bester Ordnung, unser Mann hält die Stellung, rufen Sie doch später noch einmal an, wenn Sie dann immer noch besorgt sind.
    Sie konnte lügen,   vorgeben,   Geräusche vernommen zu haben. Und wenn

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